Sven Weisemann hat in den vergangenen Jahren einen der spannendsten Ansätze zwischen Detroit, Minimaltechno und Dubhouse entwickelt. Sein Debütalbum geht aber in eine andere Richtung: Mit Clubmusik hat es nur indirekt etwas zu tun, Beats gibt so gut wie keine. Xine ist eine in zwanzig Kapitel eingeteilte, imaginäre Reise durch alle Phasen des Lebens. Maßgeblich für das Album ist die Spannung zwischen den elektronischen, auf Loops basierenden Stücken und Weisemanns Klavierspiel. Die Klavierstücke orientieren sich an der Klassischen Musik, etwa an den Präludien von Bach oder an Kompositionen von Satie. Die absolute Konzentration auf eine bestimmte Konstellation von Sounds oder Melodien ist maßgeblich für Weisemanns Musik. In seiner Emotionalität erinnert Xine manchmal an Soundtracks, an bestimmte Momente in Filmen: Wenn etwa der Held begreifen muss, dass er zwar den Feuersturm überlebt hat, die Geliebte aber dem Flammenmeer zum Opfer gefallen ist. Neben dieser Erfahrung, in der aus dem Trauma Trauer hervorgeht, gibt es die der buddhistischen Einkehr, in der man jegliche sozialen Bindungen und materiellen Bedürfnisse hinter sich gelassen hat. Xine überrascht und erstaunt durch seinen großen Ernst: Eine reflexive Ebene, die Distanz oder Ironie erzeugen würde, gibt es in der Musik nicht. Mit größtmöglicher Ehrlichkeit macht Weisemann für uns hörbar, was das Leben für ihn bedeutet.
SVEN WEISEMANN Xine (Wandering)
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