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BENGA Diary Of An Afro Warrior (Tempa)

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Alter Boxertrick: links oben antäuschen, dann von unten mit rechts umso härter zuschlagen. So beginnt es, als Finte, mit gezupften Akustikbässen und perlenden E-Pianos. Doch das hier ist nicht etwa smooth oder gar jazzy. Für solche Sämigkeiten ist sein Erschaffer Benga mit 21 auch noch zu jung. Denn kurz darauf kommt der Uppercut von unten und stellt unmissverständlich fest: Das hier ist die hungrige Musik eines Wunderkinds, und zwar eines, das in einer Szene voller Wunderkinder eins der jüngsten ist. Und wunderlichsten. Südlondon natürlich, Schulfreund von Skream, 2002 mit gerade mal 15 Jahren schon eine der genredefinierenden EPs produziert, „Skank/Dose“, damals eine noch etwas unbeholfene Nachahmung des verwehten 2Steps von Horsepower Productions, veröffentlicht auf DJ Hatchas legendärem Big-Apple-Label. Dann eine paar Grime-Produktionen, wichtig zum Lernen, mit Newstep ein selbst verlegtes Albumdebüt, und im vergangenen Jahr schließlich die Konsensgranate, die 2007-Entsprechung zu „Midnight Request Line“: „Night“, eine Koproduktion mit Digital Mystikz’ Coki. Und schon steht Beni „Benga“ Adejumo da ganz oben. Und nimmt sein eigenes Pseudonym ernst.

Denn Diary Of An Afro Warrior ist tatsächlich so, voller Banger, voller nach vorne polternder Flegeltracks, brillant produziert, mit gigantischen Verstärkeranlagen im Sinn. Ein juveniles Potpourri aus afrobritischen und afroamerikanischen Elektronikmusiken, das zusammen mit dem Titel wirkt wie ein Traum des Androiden Kodwo Eshun. So folgen auf die Eingangsfinte unter anderem No-U-Turn-Bassmassive, die von Gitarrenverzerren zerschrunden wurden, die Neonlicht-Melodielinie von „Night“, psychotische Bläsersamples wie von Miles Davis auf Ectasy, und dann schließlich tatsächlich das, na ja, nicht gerade um die Ecke betitlete „E-Trips“, ein Stück Dubstep-Techno oder Techno-Dubstep mit Acidkaskaden, das wirkt wie maßgefertigt für die weiter vor sich gehenden Annäherungen zwischen den beiden Genres. Auch später noch gibt es bei „Emotions“ wieder Liebäugeleien mit Techno, und zwar in Form von Trance, der junge Mann ist schließlich Engländer. Zwischendurch schaltet Benga mal einen Gang zurück, lässt all die entfesselte Energie kurz oben drüber wegschießen, und macht melancholischen Electro. Und gegen Ende dimmt er dann das Licht für den versöhnlichen, tiefgehenden Ausklang. Zwar bleibt dieses voraussichtliche Dubstep-Konsens-Album 2008 trotz dieser Ansätze hinter der emotionalen Komplexität und Abgründigkeit seines Amtsvorgängers, Burials Untrue, zurück. Dafür aber reißt es einen umso ungestümer mit und hin: mit seiner satten Rudeboy-Attitüde, mit seiner Entschiedenheit, mit seiner Selbstgewissheit.

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