burger
burger
burger

STEVE RACHMAD Neo Classica (Sino)

- Advertisement -
- Advertisement -

Wer in seinem Vinylschrank im Fach des Holländers Steve Rachmad die Jahreszahlen der einzelnen Platten durchschaut, wird vielleicht überrascht feststellen, dass er sich in mehr als zehn Jahren unter eigenem Namen noch nicht an ein ganzes Album gemacht hat. Neben seinem bekanntesten Alias Sterac gab es noch zwei Dutzend andere Pseudonyme, die ihn davon abgelenkt haben. Nun also Neo Classica auf Sino, das in der Post-Produktion von Labelbesitzer Charles Siegling (Technasia) bearbeitet wurde und bestimmt nicht nur deswegen wie aus einer Gussform klingt. Rachmad galt immer als europäischer Vertreter des Detroit-Sounds, und die Gelassenheit seiner Produktionserfahrung kombiniert er bei den 17 Albumtracks geschickt mit Sounds, denen er Raum zum Atmen gibt. Die schnellen, aber nie gewollt aggressiven Tracks wie „West Point“ oder „My Tickie Tik“ begleiten den Zuhörer auf dem fliegenden Wechsel zwischen A und B, und selbst wenn Rachmad wie beim in Acid getränkten „Ubatuba Blues“ mal quer schießen will, werden immer nur Schritte nach vorne unternommen. Abseits der instrumentalen Tracks experimentiert er bei „I Am A Machine“ in hörenswerter Manie mit einem Sprach-Sample, legt seine Minimal-Interpretation bei „Panorama“ vor oder zieht mit „Arigato“ vor Giorgio Moroder den Hut. Harte Tracks wie „Levigi“ oder „Atcipitro“ passen dagegen weniger in den Albumablauf und können auch nicht durch die kurzen Interlude-Stücke abgefedert werden. Wer also „Neo Classica“ nicht mit einem reinen Listening-Album verwechselt, lernt Steve Rachmad hier als einen der besten Handwerker des Gewerbes kennen. Fast schade, dass er sich für seine Gesellenprüfung so lange Zeit gelassen hat.

In diesem Text

Weiterlesen

Features

A100 in Berlin: Nie wieder Autobahn

Berliner Clubs und Initiativen haben wieder gegen den Ausbau der A100 demonstriert – wir haben uns vor Ort umgehört.

Waking Life 2024: Der Schlüssel zum erholsamen Durchdrehen

Das Waking Life ist eine Anomalie in der Festival-Landschaft, was programmatischen Anspruch und Kommerzialität anbetrifft. Wir waren dabei.

Stimming auf dem Beethovenfest: „Mein Statement für die Gewaltenteilung”

Stimming setzte sich beim Beethovenfest für Demokratie ein und ließ 22 Leute gegen seine Synthesizer antreten. Was es damit auf sich hat, hat er uns im Interview verraten.