Die Supernova ist in Rekordzeit zum Schlackehaufen ausgebrannt, der bedeutungslos für den Lauf der Gestirne durchs All eiert. Er ist da, verstreut ab und an kleine Bruchstückchen, aber die Glut ist endgültig erloschen. Kaum jemand ist im ewig jungen und aufbrechenden Feld von elektronischer Tanzmusik jedenfalls so schnell alt geworden, keinem ist so dramatisch die Puste ausge- und anscheinend die Lust vergangen wie Daft Punk. Bei Homework vor gerade mal acht Jahren waren sie noch die juvenil-coolen Hinbolzer, die zudem in ihren schwarzen Satinjacken unglaublich gut aussahen. Doch schon Discovery von 2001 war recht kopfschwer, wenn auch im Nachhinein betrachtet im Licht von beispielsweise Chromeo noch irgendwie cool mit seinem Achtziger-Plastikfunk. Und damals sang immerhin noch Romanthony für sie, wenn auch meist durch einen Vocoder entstellt. Mit ihrem dritten Album aber sind Thomas Bangalter und Guy-Manuel de Homem Christo endgültig von Kindern zu Greisen gealtert. Und die sind ja bekanntlich oft kindischer als Kinder.
Kein Wunder also, dass Human After All vollgestopft ist mit Kinderkrams wie diesen bewusst billig klingenden Powerchords und Hüddelsoli oder diesen pseudofunky rülpsenden Synthies und Vocodern, die man von Daft Punk ja nun zur Genüge kennt. Ansonsten aber mangelt es Greisen ja bekanntermaßen an entsprechenden Hormonen und damit an Trieb und Drang und Drive. Und so hängen die Beats, die dieses hochartifizielle Alterswerk tragen sollen, maximal schlaff irgendwo zwischen Achtzigerpop und vorsichtigem Electro. Und wenn sie sich doch mal zu einem kleinen Aufruhr hinreißen lassen wie beim Technomosh von „Brainwasher“, dann wirkt das wie ein Altersheimbewohner, der seinen Brei nicht essen will und darum renitent seinen Fressnapf an die Wand schleudert. „Daft“, also „dumm“, „platt“, ist so auf einmal kein geiler Kampfbegriff mehr wie noch 1997. Sondern ungewollt eine treffende Beschreibung.
Human After All, das muss man der Fairness halber sagen, ist vermutlich ein Album, das die blauhäutige Band aus dem tollen Manga-Streifen Interstella 5555 eingespielt haben soll. Es soll also eine Platte aus einer anderen Welt sein, von fremden Wesen mit fremden Wertesystemen und Musiken. Passend dazu haben sich Bangalter und Homem Christo in Paris, so hört man, komplett zurückgezogen. Sie gehen nicht aus, sie spielen nicht live, sie drehen ihre Videos selbst, sie gewähren endgültig keine Interviews mehr und lassen sich schon gar nicht mehr fotografieren. Wenn man jedoch solchen Ennui gegenüber den Entwicklungen in der restlichen Musiklandschaft, ja: gegenüber der gesamten Welt verspürt, dann sollte man es doch einfach ganz lassen mit dem Musikmachen.