Kenny Glasgow kommt nicht aus der schottischen Industriestadt sondern aus Toronto, Kanada. In der gewöhnlichen journalistischen Wahrnehmung von Housemusic und ihren wichtigsten Städten auf der anderen Seite des Atlantiks, Chicago, Detroit, New York, taucht Toronto nicht auf. Ungemein schwerer ist es, sich als Europäer in Toronto Warehouse-Partys vorzustellen, als in Chicago. Laberei. Housemusic, wenn sie gut ist, ist international. Es ist aber wichtig, gerade bei Tanzmusik, zu beschreiben, woher sie kommt. Welchen Ort und welche Szene sie hat, bevor sie auf den globalen Markt geschleudert wird. Kenny Glasgow kümmert sich seit 1992 in Toronto um House-musikalische Beschallungen. Auflegen. Partys. Die alte Schule. Taste For The Low Life ist sein erstes so genanntes Album. Eine Sammlung seiner besten Tracks. Taste For The Low Life ist als title nicht gerade der lebensbejahenden Sonnenseite von House gewpopmet. Es ist cool. Negativ. Im Sinn von low life. Das Abwertende daran, eine klassische Zuschreibung, Qualität bezeichnend. Kenny Glasgows Tracks sind ruhig, kühl, dunkel. Sie klingen vergleichsweise einfach. Doch sie haben eine eigene afrofuturistische Tiefgründigkeit. Man könnte behaupten, Taste For The Low Life produziert auf der Tanzfläche eine unspektakuläre Eleganz. Aber es geht Kenny Glasgow künstlerisch gar nicht um Eleganz. Es ist spröder Glamour, nicht modische Eleganz, welche sich Ravern erschließt, so sie denn bereit sind, das Negative an Kenny Glasgows schöner und voller Housemusic wahrzunehmen. Schön und voll heißt hier klassisch subkulturelle Verweigerung. Das Gegenteil von high life.
Taste For The Low Life
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