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MARIA MINERVA Histrionic (Not Not Fun)

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Auch auf ihrem dritten (beziehungsweise vierten, wenn man das nur auf Kassette erschienene Debüt Tallinn At Dawn mitrechnet) Album spielt die estnische Sängerin und Musikerin Maria Minerva gekonnt mit Ambivalenzen: Wenn etwa „The Beginning“ als Opener des Albums mit den Worten „Tonight’s the night for a brand new start, so…“ ausklingt, bleibt offen, ob die Lyrics als zitiertes Klischee oder als unbekümmerte Affirmation verstanden werden wollen. Die Lo-Fi-Ästhetik ihrer früheren Alben ist auf den elf Songs von Histrionic einer digitalen Umgebung gewichen, geblieben sind der Dancefloor als Fluchtpunkt, als Folie für ihren urbanen Manierismus sowie die verwirrende Wirkung ihrer übereinander geschichteten, ätherischen Vocals. Die musikalischen Referenzen an UK Garage, Drum’n’Bass und Eurodance künden nicht von Willkür, sondern lassen sich als dezidierte Echosignale ihres bisherigen Lebenswegs vom Baltikum über London nach New York lesen und zeigen damit auf, dass Erfahrungen von Globalisierung und Migration nicht in Beliebigkeit münden müssen. Vielmehr inszeniert die auch in akademischen Diskursen gut unterrichtete Minerva – unter anderem hat sie bei Okwui Enwezor, dem Direktor des Hauses der Kunst in München, studiert – im Schatten der Clubkultur eine Art von (Anti-)Weltmusik, deren Künstlichkeit die Dämonen der Folklore exorziert: ein post-romantisches Dancepop-Album, ganz up to date.

 


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