Staub zu Staub? Im Jenseits wird alles gut werden, lautet das alte Gelöbnis der Metaphysik. Im Diesseits liegt das Versprechen einer besseren Welt in den Dingen, den banalen warenförmigen wie den erhabenen ideellen. Und dann gibt es noch Musik wie die von Till Rohmann. Dust, sein viertes Album als Glitterbug, geht trotz einer tiefen Verwurzelung im Technosound von Detroit konsequent eigene Wege. Beats und flächige Elemente, wimmelnde Arpeggien und organische Drones wirken gleichberechtigt miteinander. Nie dominiert eines der Elemente auf unangemessene Weise das Klangbild. Produziert mit einem Willen zur Perfektion, mit einem unvergleichlichen Gespür für raffinierte Klangdetails, sind Glitterbugs Technotracks luftiger und minimaler geworden, gar nicht so weit weg von den jüngsten Produktionen von Lawrence oder Efdemin, während die bedacht pulsierenden Ambientstücke mehr denn je in entrückter Schönheit schwelgen. Nie war Melancholie weiter von Depression entfernt, nie war Schwermut sinnlicher und lebensbejahender als hier. Dust ist ein perfektes, milde traurig gestimmtes Elektronikalbum von einer selten unaufgeregten, leisen Kompromisslosigkeit. Für die, die hören wollen, kann es aber noch viel mehr sein: eine subtile Unterweisung im besseren Leben.
Stream: Glitterbug – 1st of July