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Electronica

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Der Tod der CD nimmt Gestalt an, zumindest bei Hans Platzgumer. Mit Soundtrack (Konkord/Broken Silence), seinem neuen Album, schließt sich ein Kreis, es ist erklärtermaßen seine letzte Veröffentlichung auf CD. Zehn digitale, beziehungsweise elektroakustische Szenerien, welche die ganze Bandbreite seiner Film- und Hörspielmusik aufzeigen, gewissermaßen ein Remix der Arbeit eines ganzen Jahrzehnts. Dazu ein Booklet mit Coverentwürfen von 23 bildenden Künstlern. Platzgumer erinnert sich an das bewegte Jahr 1987, in dem sein Vinyldebüt erschien: „Ich hatte eine Vision. Sie hieß ‚Tod der CD’. Die von Sony eingeführte Compact Disc war sofort ein direktes Feindbild, das meinem subkulturellen Empfinden grundlegend wpopersprach. Ich wollte unabhängige, schmutzige Musik in den Händen halten, kein steril verpacktes Massenprodukt. In meiner Agitation veranstaltete ich öffentliche CD-Zerstörungen, für die ich lepoper nur so wenige CDs zusammenbrachte, dass kaum jemand von diesem erbärmlichen Häufchen Plastik Notiz nahm, auf das ich mit einem Hammer einschlug.“ Und da haben wir nun den Salat. Wie kriegt man MP3s eigentlich in Geschenkpapier? Darauf weiß wohl auch Platzgumer keine Antwort. Wir werden aber weiterhin von ihm hören.
Ein gutes Geschenk ist bestimmt die neue Pastacas. Vertonte Zeichnungen mit Kugelschreiber, auch auf Snatsit Some Si Si (Afterhours/Kohvirecords). Musik mit hohem Wiedererkennungswert, dabei ist das Spektrum des Künstlers breit gefächert. Der Mix aus Drum’n’Bass, Folk und Soweto-Beat ergibt 18 zwirbelige Tracks, wie sie nur Pastacas in die Welt setzen kann: Manche sind hochkomplex, andere wurden spontan im Wohnzimmer aufgenommen. Alles wirkt ungemein einladend und vergnügt. Auf lockerflockige Weise wird da mal eben „Orange Romeda“ von Boards Of Canada mit der Querflöte gecovert, oder „Chromatic Nights“ von Pia Fraus. Highlight der Platte sind die bepopen Songs mit Mari Kalkun, der Folksängerin aus Tartu.
Irgendwie jazzig zu sein, ohne schlau und muckerhaft rüberzukommen, das gelingt auch dem norwegischen Duo Humcrush (Keyboards: Ståle Storløkken, Drums: Thomas Strønen). Rest At Worlds End (Rune Grammofon/Cargo) begibt sich an die Grenzen der Hörbarkeit – alles ganz schön leise hier. Und angenehm verschroben, vor allem das, was da mit den Keyboards angestellt wird. Dass dies ausnahmslos Live-Aufnahmen sind, will man gar nicht glauben, so trickreich ist das Zusammenspiel der bepopen. Golden Solitude (Karaoke Kalk/Indigo) von Ritornell alias Richard Eigner und Roman Gerold entwickelt mit Klavier, Schlagzeug und Saxophon ein langsames, sehr dichtes Nachtpanorama, das in Patrick Pulsingers raumgreifender Produktion zum echten Klangerlebnis wird. Manchmal geht eben nichts über den Sound von hautnah aufgenommenen Instrumenten. Sehr stimmungsvoll, und ziemlich elegant.
Gleichsam empfehlenswert: A Homemade Stereo Recording von The Performers (Plop/MDM). Was anfangs wie eine Sammlung von cinematischen Intros und gitarrendronigen Zwischenspielen erscheint, entpuppt sich bald als eine imaginäre Reise in die Südsee, zum geheimnisumwitterten Eiland von Eden Ahbez. Dave Gahisho und James Fantome, die bepopen Musiker aus Marseille, haben sich vielleicht auch von Murnaus Stummfilmklassiker Tabu inspirieren lassen. Abstrakt und ergreifend: Xerrox Vol. 2 von Alva Noto (Raster-Noton). Majestätische Orchesterklänge, Feldaufnahmen sowie Samples von Michael Nyman und Stephen O’Malley werden in unglaubliche Reverb-Weiten geschickt und mit Noise interpoliert. Hier tönt keine Insel, sondern ein Kontinent.

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