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MEHR BASS! Mai/Juni 2013

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Was wäre elektronische Musik ohne Sampling! Ein großes Thema und im Laufe der Zeit haben es mehrere Samples durch ständige Wiederverwertung bis hin zum Blaupausenbaustein eines ganzen Genres geschafft. Klar, bestes Beispiel ist der Amen Break, von einer Soul-7-Inch gerippt und eines der wichtigsten Samples des Hardcore Continuums. Dieses flirtet derzeit aber auch noch heftig mit Soul und R&B und nutzt heute vor allem Vocalsamples des amerikanischen R&B der späten Neunziger und Jahrtausendwende. Unzählige Male musste Aaliyahs „Rock The Boat“ herhalten – bestes Beispiel ist „What You Need“ von The Weeknd. Oder „I Wanna Be Down“ von Brandy, welches Blawan mit „Getting Me Down“ beantwortete. Destiny’s Child, Cassie, Ciara oder auch gerne Mariah Carey (checkt dafür HNNY mit seiner tollen Version von „I Want To Know What Love Is“ für Studio Barnhus) müssen als Spender herhalten, die Liste lässt sich beliebig verlängern. Fest steht: R&B-Vocals sind eine feste Größe in der aktuellen Bassmusik, aber auch andere Elemente des Genres werden gerne zitiert oder übernommen. „Searching“ von Lorca auf 2020 Vision arbeitet auch mit einem gepitchten Sample, das dadurch in Sehnsucht und Hingabe aufgeht. Und wer genau hinhört, kann immer wieder leise im Hintergrund den Amen Break vernehmen. „Searching“ ist wunderbar vollgestopft mit Zitaten und klingt trotzdem frisch. „If I Told You“ und „Giant Stars“ auf der gleichen EP können da nicht ganz mithalten, Citizen verpasst in seinem Remix „If I Told You“ ein stramm sitzendes UK-House-Gewand.

 


Stream: LorcaIf I Told You EP (Preview)

 

Mit You, Me, Temporary (Project Mooncircle), dem dritten Studioalbum von Take alias Sweatson Klank, ließ dieser sich ebenfalls kräftig von Soul und R&B inspirieren. Er extrahiert – bringen wir es auf den Punkt – den Sex von R&B, packt auch noch etwas Hip-Hop dazu und komponiert hypnotische Balladen, zu denen man wie als Reflex Kinder machen möchte. Die Stimmen kommen von Victor Duplaix, Pat Parra, Anna Wise, Selfsays oder Ango, die Wärme vom analogen Equipment und die Prise Modernität durch ausgeklügeltes Sampling. Viele Tracks funktionieren durch Halfstep-Beats, was eine entschleunigte (nicht energielose!) Musik ergibt. Richtig gut sind „Chasing You“ und „Waiting“, und wer auf die Stimmen verzichten kann, für den gibt es jeden Track als Instrumental obendrauf.

 


Stream: Sweatson KlankYou, Me, Temporary (Album Snippet)

 

Auch Obey City aus dem LuckyMe- und Astro Nautico-Umfeld hatte bisher Soul und R&B stets fest im Blick. Für The Range remixt er dessen hyperaktiven Track „PS3“, verlangsamt die Geschwindigkeit des Originals ebenfalls durch einen Halfstep, erhöht untenrum den Druck und bringt so die Hüften zum Kreisen. Aber auch der Rest der „Seneca EP“ (Donky Pitch) strotzt vor kruden Einfällen, die den Dancefloor zum Wackeln bringen können. Selbst wenn es nur der Kopf ist, der irritiert wackelt.

 


Stream: The RangeSeneca EP (Preview)

 

Auch Romare ist ein Meister des Samplings, mit „Love Songs Part One“ (Black Acre) legt er einen heiß ersehnten Nachfolger zu „Meditations On Afrocentrism“ vor. Seine Quellen entspringen jedoch eher den Siebzigern und Achtzigern. Ausgangspunkt für sein von Footwork infiziertes „Your Love (You Give Me Fever)“ ist ein Song der Jazzsängerin Peggy Lee: „Fever“ ist ein auf Dauer unsäglicher Ohrwurm, der fast jeden schon einmal plagte. Interessanter sind allerdings die drei weiteren Tracks, eine Fusion aus Breakbeats, Soul, Blues und Hip-Hop.

 


Stream: RomareTaste of Honey (From the City)

 

Aber nicht nur Romare wurde Ende 2012 hochgelobt: Unknown, dessen EP auf Champion Sound gut gefeiert wurde und von dem man mutmaßte, dass er Four Tet, Burial oder sogar Skrillex wäre, ist mit einem Remix von „Feetwork“ auf der gleichnamigen EP von T-Polar vertreten. Der musikalische Vergleich mit Burial lag nahe und auch mit diesem Remix nähert er sich fast dessen Soundästhetik an. Aber eben nur fast. Das Original strotzt dafür nur so vor Vocalsamples, die kurz angetäuscht werden und wieder in der Unkenntlichkeit verschwinden. Bei „Little Big Man“ gesellt sich zu den R&B-Vocals noch ein Ravepiano plus drückender 2Step, alles irgendwie alte Kamellen, aber neu sortiert.

 


Stream: T-PolarFeetwork EP

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