War Witch House nur eine kurzlebige Fußnote zu Retro-Electro und Chillwave, und zersplitterte als Genre noch bevor das große, alles bestimmende Autorenalbum überhaupt erschienen war? Während von Pionierlabels wie Disaro und definierenden Künstlern wie Salem kaum noch etwas zu hören ist, haben sich mit der Szene eher lose assoziierte Produzenten in Richtung Dub (Forest Swords, Balam Acab), Industrial/Synthpop (Vatican Shadow, oOoOO) oder Shoegaze/Drone (Vestals, Marielle V Jakobson) weiterentwickelt. Im Umfeld dieser gefühlten Endzeit macht der Brite Holy Other die Ausgangsfrage noch mal spannend. Held ist ein Album, das sich zu Witch House bekennt und die widerstrebenden Elemente zusammenhält. Langsamste Beats und radikal hoch- oder niedergepitchte Stimmsamples aus Soul und R&B werden „in Dub“ zu einer sakralen Atmosphäre verpackt. Dub ist hier Produktionsweise, Mittel zum Zweck und denkbar weit entfernt von seinen Wurzeln im Reggae. Tief melancholisch, hyperstilisiert und extrem konzentriert, eine seltsame Kombination von Charakterzügen, die Held vielleicht gerade zu einer definitiven Stellungnahme für ein sich verlierendes Genre machen.
Stream: Holy Other – Held