5. Scan 7 – Test Of Time EP (Transmat)
Scan 7 sind ein seit den Neunzigern aktives Technokollektiv aus Detroit aus dem Umfeld von Underground Resistance, das mit seinem schnellen, funktionalen Looptechno eher untypisch ist für den Detroitsound dieser Generation. Bei diesen Tracks für Transmat klingen Scan 7 mehr oder weniger wie damals. Das macht aber nichts, denn in ihren Nummern gibt es kein Sounddesign und keine Arrangements, die altern würden. Die Stücke werden von einem unterkühlten, kurzatmigen, fordernden Funk und kurzen Sample-Splittern getrieben, die mit ihrer Soul- und Disco-Provenienz an Robert Hoods Floorplan-Produktionen erinnern. Die funktionieren 2018 so wie sie 1998 funktionierten. (Alexis Waltz)
4. Tracey – Outcome (Intergraded)
Noch ist der Markt für breakigen House nicht komplett übersättigt, noch also sind solche Releases verzeihlich. Zumal der Amsterdamer Tom Ruijg mit seiner dritten EP als Tracey neben James Stinson-Worship („Transit“) und Vocoder-trunkener Lo-Fi-Ästhetik („1999“) mit dem Titeltrack beweist, dass die Verbeugung vor dem Trend der Saison nichts Anbiederndes an sich haben muss. Die flinke, mit viel New-Age-Spirit aufgeladene Sequenz allein, die über einen Hip Hop-inspirierten Loop und eine sperrige Ersatz-Bassline abläuft, macht glücklich. Und wenn irgendetwas nicht übersättigt ist, dann der Markt für glückliche Musik. (Kristoffer Cornils)
3. A Sagittariun – Fahrenheit 451 (Elastic Dreams)
Drei typische Technotracks von A Sagittariun finden sich auf seiner neuen EP, wie üblich auf dem eigenen Label Elastic Dreams veröffentlicht. „The Golden Apple“ entwickelt sich von dystopisch-industrieller Sci-Fi-Düsternis zu erhabener Schönheit, „Blue Lotus“ gefällt durch rhythmische Freiheit und Stolper-Experimente. „Liebe Tanzen“ schließlich, der recht passend betitelte Schluss-Track, besticht durch Detroit-artige Funkiness und wird damit zum Höhepunkt der EP. (Tim Lorenz)
2. Benoit B – Vague à l’Âme EP (Wisdom Teeth)
Die Grooves von Benoit B aus Paris liegen im Spannungsfeld von Dubstep, Bass Music und Minimal-House, seine ausgehölten, blechernen Sounds klingen zurückhaltend und zerbrechlich. Diese Tracks von ihm kommen ohne Bassdrum aus, sie verbinden einfache, anmutige Flächen und Melodiefolgen mit metallischen Hi-Hats, die auf unwahrscheinliche Weise ineinander greifen und schwebende, filigrane Rhythmuskonstruktionen erzeugen. Besonders faszinierend ist „Gyvenimo Tékmé“ mit der Stimme der Litauerin Dália. Ihre gesprochene Worte und die tastenden Sounds erzeugen in Momenten die Anmutung eines Chansons, die sich wenig später wieder in klirrenden Klängen auflöst. (Alexis Waltz)
1. Serena Butler – We Want Neither Clean Hands Nor Beautiful Souls (Stroboscopic Artefacts)
„If men don’t have to control, women won’t have to be controlled“, sagte Schauspielerin und UN-Sonderbotschafterin Emma Watson im Jahr 2014. Serena Butler setzt sich mit feministischen Samples in ihren Tracks für Gleichberechtigung im Heute und die Auflösung von Geschlechtern im Morgen ein. Dazu passt, dass auf der EP auch Positionen aus Donna Haraways posthumanistischem Essay „A Cyborg Manifesto“ auftauchen. Alle vier Tracks der EP energetisieren und versetzen mit warmen Synthesizerklängen zu pumpenden 4/4-Kicks in Wachtrance. Toller, praktischer Techno-Feminismus für die Tanzfläche. (Philipp Weichenrieder)
https://soundcloud.com/stroboscopicartefacts/serena-butler-we-want-neither-clean-hands-nor-beautiful-souls-sa033