Armin Mostoffi ist ein Urgestein der Berliner Veranstalter-Szene. Mit seiner Crew We Are Berlin hat er es sich in den Kopf gesetzt, Silvester auf der Straße des 17. Juni im Tiergarten als kollektive, nicht-kommerzielle Parade zu begehen. Vor dem Brandenburger Tor soll sie in ein Festival mit sieben Bühnen münden.
Angemeldet als politische Versammlung, bringt das Projekt zahlreiche Kollektive aus der Berliner und überregionalen Club- und Soundsystem-Szene zusammen, die den öffentlichen Raum mit Musik, Performances und eigenen Bühnen bespielen sollen. Statt eines festen Line-ups setzt We Are Berlin auf Dezentralität und Selbstorganisation.
Mostoffi ist seit Jahren an der Schnittstelle von Clubkultur, Aktivismus und Großveranstaltungen tätig. Im Gespräch mit GROOVE-Autor Jakob Senger spricht er über Idee, Struktur und Anspruch seiner Parade.
GROOVE: Im Vorlauf der Silvesterparty gab es ja einige behördliche Hindernisse. Der Senat leierte kurzfristig eine eigene Veranstaltung vor dem Brandenburger Tor an, als Gegenveranstaltung zu deiner Parade. Was ist aktuell der Stand?
Das war natürlich ein Hin und Her. Jetzt haben wir einen Bescheid. Die Versammlung ist genehmigt, ab morgen 18 Uhr bis zum 1. Januar um 6 Uhr. Als einzigen Wermutstropfen haben wir für das Brandenburger Tor keine Genehmigung bekommen. Aber unser zweiter Antrag, den wir Ende Juni eingereicht haben, ist durchgegangen. Wir werden unsere Parade also auf der Straße des 17. Juni durchführen können, zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule. Im Grunde ist also alles gut.

Von welchen Dimensionen sprechen wir hier?
Armin Mostoffi: Wir haben 100 DJs, der Senat vorne vor dem Brandenburger Tor vier DJs. Die richtige Silvesterparty findet also auf dem 17. Juni statt.
Von wem kommt die Musik?
Wir haben 14 Kollektive aus 16 Bundesländern. Insgesamt werden wir sieben Trucks und sieben Bühnen haben.
Wie soll der Ablauf aussehen?
Die Parade selbst ist auf zwei bis drei Stunden angelegt. Ab 21 Uhr, mit Öffnung des Geländes am Brandenburger Tor, nehmen die Trucks feste Positionen ein, bevor das Programm bis sechs Uhr morgens auf insgesamt 14 Bühnen weiterläuft.
Das klingt aufwendig. Wie wird das Ganze finanziert?
Durch Spenden, Anmeldegebühren und viele private Unterstützer. Nach der Absage der offiziellen Silvester-Veranstaltung wollten wir nicht akzeptieren, dass Berlin gar nichts zu bieten hat. Deshalb haben wir unseren Umzug zunächst als „Rettung Silvester am Brandenburger Tor“ angemeldet.
Jetzt gibt es also euch und die Senatsparty parallel.
Genau. Für die Besucher ist das eigentlich ideal. Wir legen alles zusammen und machen es möglich.
Kann jetzt noch etwas schiefgehen?
Nein, wir haben den Bescheid der Versammlungsbehörde.
Wie fühlt sich das jetzt an nach dem ganzen Hin und Her?
Die Begeisterung der Kollektive ist unglaublich. Die sind so aufrichtig und motiviert – das hat uns total beflügelt. Wir machen das jetzt vor allem für sie. Man kann morgen zur Parade kommen und hören, was für Techno in jedem einzelnen Bundesland gespielt wird. Das ist doch irre.
Techno ist also der dominierende Sound dieser Nacht?
Absolut. Techno und elektronische Musik in allen Facetten. Wir freuen uns auf DJ Hell und Anthony Rother als Headliner, aber auch auf die vielen jüngeren Acts. Das wird eine schöne Sache.