Das MELT findet 2024 zum letzten Mal statt. Vor zehn Jahren besucht GROOVE-Leser Jan Minnerup die Stadt aus Eisen zu ersten Mal. Nun hat er seine persönliche Geschichte mit dem Festival und seine aktuelle Gefühlslage zur letzten Ausgabe mit Julian Fischer geteilt.
Mein erstes MELT 2014 war aufregend. Als Alternative zur traditionellen Abifahrt sind wir damals als Freundesgruppe von verschiedenen Schulen auf das Festival gegangen. Es war das Erste für uns alle, und wir sind mit viel zu viel Gepäck angereist. Zu viel zu essen, zu viel zu trinken. Wir waren zu fünft, und jede:r hatte eine Palette Dosenbier dabei, die bei 36 Grad natürlich viel zu heiß wurde.
Bei der Ankunft hat mich direkt fasziniert, dass alles so riesig war und die Leute super hilfsbereit waren. Mit 17 und 18 Jahren hatten wir ja keine Ahnung von Festivals, doch von der Community dort bekamen wir viel Support. Und dann war da Ferropolis, die Stadt aus Eisen. Das hat sich schon magisch angefühlt. Ich weiß noch, wie erschöpft wir das erste Mal auf den Tribünen saßen. Wir lagen da zwei Stunden rum, haben kurz gedöst und danach ging es weiter. Wir waren jung, naiv und voller Enthusiasmus.
Von der Selbstdarstellung zum Zusammenhalt
Vor meinem ersten MELT hatte ich kaum Berührungspunkte mit Techno und elektronischer Musik, sondern hörte und feierte vor allem Hip-Hop. Die Musik dort hat mich aber sofort in den Bann gezogen und positiv überwältigt. Wir wurden so nach und nach eingesogen. Bei mir war es Kele Okereke. Spätestens in der Nacht auf den zweiten Tag haben wir alle gesagt, dass wir die Erfahrung mit nach Hause nehmen und das nochmal genauer anschauen müssen. Seitdem sind wir zu keiner einzigen Hip-Hop-Veranstaltung mehr gegangen, sondern nur noch in Technoclubs. Wir wollten etwas fühlen und nicht mehr diese provokante Selbstdarstellung des Hip-Hop feiern.
Im Laufe der Jahre hat mich die Musik auf dem MELT immer wieder neu geprägt. Vor allem DJ Heartstring und Marlon Hoffstadt haben mich richtig abgeholt. Ich war damals nur zufällig bei ihrem Auftritt auf der Autoscooter-Stage und bin dann nur noch dort geblieben. Seit letztem Jahr produziere ich auch selbst Musik und lege auf. Leider hat es dieses Jahr nicht mit einer Community-Stage geklappt, wo ich mich gern beworben hätte.
Freundschaften verändern sich, das MELT bleibt
Die Besucher:innen kommen überwiegend wegen der Musik zum MELT und weniger, um sich zu besaufen und wegzuballern. Natürlich wird dort auch getrunken, aber die Musik, das Erlebnis und das Zusammensein sind Werte, die mitschwingen. Ich habe im Laufe der Zeit viele neue Leute kennengelernt, denen ich dieses Gefühl näherbringen wollte und die ich deshalb mit auf das Festival genommen habe.
Das MELT ist für mich in den vergangenen zehn Jahren eine Konstante geworden, auch wenn die Gruppe, mit der ich das Festival besuchte, sich nach und nach verändert hat. Von den Leuten, die damals zum ersten Mal dabei waren, sind heute keine mehr dabei. Auch das MELT hat sich in den vergangenen zehn Jahren verändert. Anfangs gab es noch mehr Indie-Acts und große Headliner. Dann ging die Musik immer mehr in Richtung Techno, Trance und Hardgroove, und es wurde zunehmend kleineren Künstler:innen aus Berlin und dem Umland eine Bühne gegeben, was ich cool fand.
Tränen und Tüpfelchen
Bis zur Corona-Pandemie wurde das Festival immer größer und prunkvoller. Danach hat man die Auswirkungen der Pandemie gemerkt. Es gab zum Beispiel die Mainstage in der Grube mit den Tribünen nicht mehr. Im vergangenen Jahr war die einfach leer, zuvor wurde dort wenigstens noch eine Art Flohmarkt betrieben. Man hat gemerkt, dass etwas im Busch ist.
Ich hoffe, dass bei der letzten Ausgabe nochmal alles rausgeholt wird. Dass zum Beispiel der Sleepless Floor wiederbelebt wurde, verspricht einiges. Ich freue mich darauf. Das MELT hat sich für mich so tief eingegraben, dass ich hoffe, die letzten Jahre werden aufgegriffen, und die ganze Magie kommt wieder. Hoffentlich werden alle abgeholt und fühlen diesen Zusammenhalt, der über die letzten Jahre geschaffen wurde – damit wir alle mit Tränen nach Hause fahren.
Für dieses Jahr habe ich einen sehr strengen Zeitplan. Vor allem auf die Leute von Club Heart Broken, DJ Heartstring und Teenage Dreams freue ich mich. Und auf die Sugarbabes als i-Tüpfelchen, als das Sich-Selbst-Nicht-Zu-Ernst-Nehmen des MELT.
Ich werde mit der letzten Ausgabe einen großen Teil meiner Jugend loslassen müssen und dabei realisieren, dass diese Zeit endgültig vorbei ist. Doch trotz allem bleibt die Dankbarkeit für die unzähligen Erinnerungen, die das MELT mir geschenkt hat.
GROOVE präsentiert: MELT 2024
11. bis 13. Juli
Ferropolis, Gräfenhainichen
Tickets: Wochenendpass ab 210€