burger
burger
burger

Donaufestival 2024: Interview und Mix von Meuko! Meuko!

Am Freitag beginnt das diesjährige Donaufestival. Den ersten Tag des ersten Wochenendes beschließt mit Meuko! Meuko! eine Künstlerin, die in ihrer Musik vielfältige Einflüsse verarbeitet. Um nur einige zu nennen: Noise, Hardcore und Daoismus. Wie ihre Heimatstadt Taipeh sie zu diesem Sound inspirierte, wie die Szene dort derzeit aussieht und wie das als DJ-Set klingt, lest und hört ihr im Folgenden.

GROOVE: Deine Musik ist stark von Taiwan beeinflusst. Warum ist das Land so wichtig für deine Kunst?

Meuko! Meuko!: Ich bin dort geboren und aufgewachsen. Der Großteil des Volksglaubens ist im Daoismus verwurzelt. Die Kultur der daoistischen Tempel hat sich mit den Ritualen des täglichen Lebens verwoben, und ich lasse diese Elemente in meine Musik einfließen. Was mich am meisten beeinflusst, ist nicht die traditionelle Musik, sondern das mächtige kollektive Bewusstsein, das ich bei Tempelritualen und Zeremonien erlebe. Die EP Ghost Island und das neue Projekt Invisible General A/V LIVE wurden beide von Taiwans Volksglauben beeinflusst. Die Verschmelzung dieser Elemente hat meine Denkweise gefestigt und mich geerdeter und furchtloser gemacht.

Kannst du erklären, wie die aktuelle Szene in Taipeh aussieht? Fühlst du dich überhaupt einer bestimmten Szene zugehörig?

Die meisten meiner Freunde in der Musikszene habe ich seit der Schulzeit, wir haben bis zum heutigen Tag gemeinsam in Bands gespielt. Viele von denen, die früher in Bands spielten, machen jetzt elektronische Musik oder sind DJs geworden. Ich bin glücklich darüber, an ihrer Seite gewachsen zu sein, zumal sie wichtige Partner waren, als ich mit dem Auflegen begann. Und ich bin einem Kumpel sehr dankbar dafür, dass er den Nachtclub FINAL in Taipeh eröffnet hat und mit Tzusings Label Sea Cucumber für Compilations zusammenarbeitet. Nicht nur in Taipeh, sondern in ganz Taiwan entsteht eine pulsierende Energie. Ich weigere mich, mich auf eine bestimmte Szene zu beschränken; stattdessen genieße ich die Freiheit, zu erforschen und zu erneuern.

Deine Musik basiert auf Noise, Hardcore und abseitigen Samples, die die Vorstellung einer heiligen, unerbittlichen Maschinerie hervorrufen. Welche Einflüsse haben zu diesem sehr spezifischen Sound geführt?

Das begann schon zu Grundschulzeiten, als ich nach der Schule in Plattenläden ging, nur um Musik zu hören. Ich gab mein ganzes Taschengeld für den Kauf von CDs aus und genoss es, neue Musik zu entdecken. Weil ich als Kind introvertiert war und keine Freunde hatte, die meine musikalischen Interessen teilten, zog es mich vor allem zu Hardcore, Noise, Metal und Digital Rock. Später, als ich meinen ersten Sampler hatte, fing ich an, Klänge aus meiner Umgebung zu sampeln, vor allem aus den bereits erwähnten Glaubensritualen, und fügte stark komprimierte Bässe und Geräusche hinzu. Das spiegelt vielleicht den Druck und das Unwohlsein wider, mit dem sich die junge Generation Taiwans aufgrund zukünftiger Realitäten konfrontiert sieht. Als ich anfing, aufzutreten, hatte ich aber einfach nur Spaß und war mir nicht sicher, ob das bei den Leuten ankommen würde.

Wann hast du das gemerkt?

Bei meinem ersten Besuch in Europa, wo ich auf dem Festival Hyperreality in Wien gespielt habe, hat sich mein Blickwinkel deutlich erweitert. Es hat mir die Augen geöffnet, zu entdecken, dass Menschen woanders auf der Welt auch Noise hören. Seitdem habe ich mich tiefer mit elektronischer Musik und queerer Kultur auf der ganzen Welt beschäftigt. Ich glaube, dass beides als Ventil dienen kann, vor allem als Reaktion auf und Ausdruck sozialer und politischer Umstände. Das gibt mir das Gefühl, auf meiner musikalischen Reise nicht mehr allein zu sein.

Wie bist du an den Mix herangegangen? Was wolltest du mit ihm transportieren?

In den letzten Jahren habe ich mich besonders zu Künstler:innen hingezogen gefühlt, die feminine Stärke verkörpern. Wie Nkisi, Teyalogos, Kavari, Blood of Aza, Liliane Chlela, Bela, Wanton Witch und andere. Ihre Produktionen und Auftritte haben mich sehr inspiriert. Ich habe auch Leute ausgewählt, mit denen ich früher zusammengearbeitet habe und die ich bewundere, wie Brandon Juhans und Slikback. Ihre Musik strahlt für mich einen gewissen Kriegergeist aus und gemahnt mich daran, stärker und widerstandsfähiger zu werden.

Tracklist:

Brandon Juhans – Melted (Feat. Meuko! Meuko!)
KAKUHAN – MT-AUTC
Slikback – GONZO
Cheng Daoyuan – 歸獄 Nether World (Nerve Remix)
Aho Ssan – Till The Sun Down Feat Clipping. & Resina
J. G. Biberkopf – Self Vortex
YATTA – Cowboys
小本生燈 . KELVIN T . 周穆 – 可掬 KEJU
sex · Amos Turner, Ben Bondy, Lukas Oppenheimer – excedrin laced
KAVARI – Someone Loved It
JMEG – GLUTCH
QQBBG x Kelvin T – Ai Core
Blood of Aza – █████████████████████████████████
Teya Logos – uwa-uwa
Flaminia & VSK – Tenebra
Boom Boom Satellites – An Owl
Liliane Chlela – Jurk
Brandon Juhans – The Fly
Lim Giong 林強 – 自我毀滅

Donaufestival 2024 Flyer

GROOVE präsentiert: Donaufestival 2024
19. bis 21. und 26. bis 28. April

Krems an der Donau
Tickets: ab 45€

In diesem Text

Weiterlesen

Features

Motherboard: Dezember 2024

Das letzte Motherboard des Jahres hebt mit luftwurzelwuchernden Sounds und Gemüts-Geräuschen die Restwärme im Leftfield an.

[REWIND2024]: So feiert die Post-Corona-Generation

Die Jungen feiern anders, sagen die Alten – aber stimmt das wirklich? Wir haben uns dort umgehört, wo man es lebt: in der Post-Corona-Generation.

[REWIND2024]: Ist das Ritual der Clubnacht noch zeitgemäß?

Hohe Preise, leere Taschen, mediokre Musik, politische Zerwürfnisse – wo steht die Clubkultur am Ende eines ernüchternden Jahres? Die GROOVE-Redaktion lässt das Jahr 2024 Revue passieren.