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David August: „Nach zehn Jahren ist es unmöglich, derselbe Mensch zu sein”

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Um 2010 galt David August als das Wunderkind des Hamburger Nachtlebens. Seine House-Tracks für Labels wie DIYnamic, Stil vor Talent oder Innervisions entwickelten harmonische und klangliche Feinheiten, die in der Clubmusik bis dahin unbekannt waren. Mit der Gründung seines eigenen Labels 99CHANTS begann eine Bewegung, deren vorläufiger Höhepunkt das aktuelle Album VĪS markiert, mit der er sich von der Clubmusik abwendet und einen Sound jenseits des Dancefloor-Kalküls verfolgt.

Zum Release des Albums lud August GROOVE-Autorin Charlotte Elsen und -Chefredakteur Alexis Waltz in seine Kreuzberger Wohnung ein, um über den Transformationsprozess zu sprechen, der ihn zum neuen Musikverständnis gebracht hat, das sich auf VĪS an den Tag legt.

GROOVE: Seit deinem letzten Album ist einige Zeit vergangen, mit deinem neuen Album hast du dich neu orientiert, du machst einen Sprung. Wie hat sich dieser Sprung zu einem neuen Sound ergeben?

David August: (überlegt kurz) Ich denke, das kam relativ natürlich. Erst die Clubmusik, dann D’Angelo, das Ambient-Album 2018, und jetzt das. Ich merke, dass immer über einen Sprung oder einen Bruch geredet wird, und wahrscheinlich fühlt es sich im Journalismus auch wie einer an. Natürlich verstehe ich diese Bezeichnung auch. Ich glaube aber tatsächlich, dass die Musik, die jetzt entstanden ist, nicht vor zehn Jahren hätte entstehen können. Das wäre technisch, persönlich und von der Entwicklung her gar nicht machbar gewesen. Wie bei jedem ist das ein Prozess, der mit der persönlichen Weiterentwicklung einhergeht. Diese spiegelt sich unmittelbar in der Musik wider. Es hört sich nach einer Neuorientierung an, weil sich bei mir viel geändert hat. In der Vergangenheit war ich in der Musik sehr ich-bezogen. Ich denke, dass das das erste Album ist, auf dem ich meine persönlichen Erwartungen beiseite stelle und ein bisschen mehr im Dienste der Musik stehe. Das klingt zwar sehr abstrakt. Ich meine damit aber, dass man die Musik hören und versuchen kann, zu verstehen, wo sie hinmöchte und nicht wo ich hinmöchte. Das war jedenfalls der Versuch mit VĪS. Außerdem gibt es ein großes Interesse an östlichen Philosophien, Quantenphysik und diversen Thematiken, die ein anderes Vokabular benutzen und dennoch über dasselbe sprechen. Am Ende geht es mehr als um alles andere um Energie und darum, dass viele Aspekte in unserer Realität nicht wirklich verständlich sind. Dennoch sprechen alle über ein gewisses Gefühl, eine bestimmte Empfindung. Das hat mich letztendlich auch zu diesem Album inspiriert. Diese Neuorientierung hat sich also durch viele Sachen ergänzt.

Hat es eine Rolle gespielt, dass du das letzte Album an einem Ort bei Rom aufgenommen hast? Inwiefern ist deine Beziehung zu Italien in die Musik eingeflossen?

Ich habe eine italienische Familie, ich bin zweisprachig aufgewachsen. Deswegen ist Italien schon immer ein Bestandteil meines Lebens gewesen. Italien symbolisiert für mich vor allem während der Pandemie einen Ort des Rückzugs. Eigentlich wollte ich 2020 nur für zwei Wochen verreisen, dann bin ich sieben Monate geblieben, weil mich nichts zurück nach Berlin gerufen hat und ich zum ersten Mal in der Lage war, mir Zeit zu nehmen, dieses Land tiefgründiger zu erfahren und zu leben. Ich habe das große Glück, dass wir in der Nähe von Rom ein Haus haben, wo ich problemlos bleiben konnte. Ich glaube, dieser Ort war für mich zu dem Zeitpunkt ein sicherer Zufluchtsort, weil er auf der einen Seite vertraut ist. Auf der anderen Seite habe ich das Gefühl, dass er damals wichtig für meine persönliche Entwicklung war. Es ging nicht nur um das Schreiben der Musik, sondern darum, mich auf eine introspektive Reise in einer sicheren Umgebung zu begeben. Das wäre zu der Zeit in Berlin nicht so einfach möglich gewesen, auch, weil mich die Stadt vermutlich weniger inspiriert hätte. In Italien hat man eine wunderschöne Aussicht, man sieht die Berge, man sieht die Jahreszeiten, der Himmel wechselt, man spürt die Kräfte der Natur stärker. In Berlin gibt es gefühlt nur zwei Jahreszeiten, Sommer und Winter. Der Ort hatte auf jeden Fall Einfluss auf die Musik, aber eher dahingehend, wie er mich fühlen ließ, es ging gar nicht um die spezifische Gegend. Die Inspiration aus Italien ging eigentlich in die beiden letzten Alben ein, also D’Angelo und das Album mit dem unaussprechlichen Namen, DCXXXIX A.C.

Für mich (AW, d.Red.) klingt das Album überraschend zerrissen. Davor habe ich dich eher als einen Musiker wahrgenommen, bei dem Harmonie eine gewisse Rolle spielt oder zumindest eine Sensibilität für Harmonie vorhanden ist, die bei anderen Musiker:innen nicht so ein Thema ist. Das neue Album ist sehr spannungsvoll, die Melodien stehen nicht mehr so im Zentrum.

Ich finde das Album eigentlich extrem melodisch.

Ich meine nicht, dass es nicht melodisch ist, eher, dass da ein gewisser Dialog zwischen Melodie und Rhythmus herrscht.

Es gibt klar rhythmische Lieder auf dem Album. Ich glaube, dass die Melodik nicht aus einer persönlichen Emotion entstanden ist. Das meinte ich vorhin. Es geht eher darum zu hören, wohin die Musik möchte, im Gegensatz dazu, wohin ich möchte. Es gibt melodische Musik, die man relativ schnell einer menschlichen Emotion zuordnen kann. Setze ich mich ans Klavier und spiele drei Mol-Klänge, denkt jeder „Oh, der Arme”. Man kann schnell menschliche Emotionen hervorrufen, mit denen man sich identifizieren kann. In diesem Fall geht es nicht wirklich um menschliche Emotionen. Natürlich ist es unausweichlich, dass sie dabei entstehen, weil meine Lebenserfahrungen da drinsteckt, die von Emotionen geprägt ist. Allerdings wollte ich, dass die Melodie sich in einem neutralen Feld und einer neutralen Umwelt bewegt. Vielleicht entstehen dadurch diese Spannung und die manchmal nicht klar definierbaren Emotionen. Jemand hat mir erzählt, dass sie beim ersten Hören weder negative noch positive Emotionen rausgehört hat. Dass das Album sich für sie in einem Feld des Gleichgewichts bewegt hat. Das finde ich ganz schön, weil das ein bisschen meine Absicht war.

David August (Foto: Filip Preis)

Wie würdest du die östlichen Philosophien, die ins Album einfließen, und die Distanz zum Selbst beschreiben?

Also, östliche Philosophien nicht falsch verstehen. Es gab viele Inspirationen, und wir sind ständig von vielen Eindrücken beeinflusst.

Wenn du sagst, es geht nicht um dich, sondern eher um was anderes, was du nicht selbst bist. Was ist das dann?

In der Vergangenheit war mein Schaffensprozess noch anders. Als ich damals ziemlich straight forward Clubmusik gemacht habe, gab es eine gewisse Naivität. Ich hatte eine Phase Mitte, Anfang zwanzig, in der ich extrem rational an Musik rangegangen bin. Es gab immer so einen inneren Konflikt, und ich fand es nie einfach, diese Musik fertigzustellen.

Welche Veröffentlichungen waren das?

Der Zeitraum von 2013 bis 2018, plusminus ein Jahr. Bestimmt gilt das nicht für jeden Release, aber wenn ich an das damalige Gefühl im Produktionsprozess zurückdenke, war ich eher geplagt von Konflikten mit mir selbst. Es hat oft keinen Spaß gemacht, diesen Weg zu gehen. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich diesen Beruf so nicht weiter ausüben möchte, ganz pragmatisch gesagt. Tiefgründiger dachte ich mir, dass ich meine Sprache noch nicht gefunden habe. Vielleicht muss ich diese Erwartungen, die ich an mich selbst habe, zurückstellen und einen mühelosen Ansatz beim Musikmachen finden. So bin ich ein paar Menschen begegnet, die mir hier und dort Wege gewiesen haben. Unter anderem gab es da eine Mentorin, eine Komponistin aus New York, mit der ich während der Pandemie viel Kontakt hatte. Sie hat zu mir einen wichtigen Satz gesagt: Sie schreibt Musik allein aus ihrer existenziellen Bedeutung. Damals war für mich nicht so ganz verständlich, wie radikal sie das beschrieben hat. Aber sie meinte: „David, versuch dich mental in einem freien Raum zu bewegen. In diesem freien Raum wird eine Idee zu dir kommen, aufgrund deiner Lebenserfahrung. Der Idee folgst du dann und versuchst, sie so weiterzuentwickeln, wie die Idee das möchte.” Dieser Vorschlag hat gesessen, das ist die Essenz der Kreativität. Dass man etwas mehr dient als sich selbst. Ich wollte nicht mehr meinen eigenen Erwartungshaltungen und meinen Ego-bezogenen Emotionen folgen. So ist das erste Album entstanden, bei dem ich das Gefühl habe: Ich kann’s mir anhören und ich bin stolz drauf. Bei aller Musik davor hatte ich ab dem Zeitpunkt der Veröffentlichung Probleme, sie mir anzuhören. Es gab einen starken Konflikt damit.

Wie hat damals diese Krise begonnen? Hatte das mit deinem Abschied aus der Clubmusik zu tun?

Nein, ich liebe weiterhin gute Clubmusik. Auch Clubmusik kann sich weiterentwickeln. Meine Passion für sie ist weiterhin vorhanden. Sie hat sich nur verändert. Die Clubmusik, die ich heutzutage mag, zu der ich feiern gehen würde, die ich spiele, ist einfach eine andere. Klar, der Kontext der Stücke vom Anfang meiner Karriere ist nicht mehr der Kontext, in dem ich mich jetzt sehe. Aber es gibt weiterhin Clubmusik und Genres, die ich sehr inspirierend finde. Für dieses Album war es halt einfach nicht die Sprache.

„wenn ich jetzt noch die Möglichkeit hätte, etwas zu verändern, würde ich es tun. Dennoch hat das Album eine gewisse Integrität und Daseinsberechtigung.”

David August

Wie hat sich ergeben, dass du dich in diesem Konflikt wiedergefunden hast?

Das war so um 2014. Das ist so, als wäre so eine Art Brummen im Raum, und wenn das Brummen aus ist, merkt man erst, dass es dieses Brummen überhaupt gab. So ähnlich war dieser Effekt, als ich plötzlich gemerkt habe, wie das Musikmachen sein kann für mich. In dem Moment wird einem klar, mit der Musik einen Großteil der Zeit ein ganz anderes Erlebnis gehabt zu haben. Dann wird einem erst bewusst, wer man davor gewesen ist. Das wusste ich ja damals nicht.

Wie würdest du nun beschreiben, welches Bild du damals von dir selbst hattest?

Ich bin dankbar für alles, was ich gemacht habe, für all diese Platten, und ich möchte das auch gar nicht zu sehr kritisieren. Zu dem Zeitpunkt war ich ja genau dort, wo ich sein wollte. Und wäre das nicht passiert, wäre ich heute auch nicht hier. Es ist also alles ok so, wie es gelaufen ist. Ich habe das Gefühl, dass Entwicklungen oft mit einer gewissen Verwunderung gesehen werden. Wir alle ändern uns als Menschen, und wenn man mit etwas bekannt geworden ist, gibt es sehr lange eine Erwartungshaltung. Nach zehn Jahren ist es aber unmöglich, derselbe Mensch zu sein. Wenn deine Arbeit mit einem Schaffensprozess zu tun hat, muss sich die Musik zwangsläufig verändern. In welche Richtung, ist komplett individuell. Für mich ist nicht vorstellbar, wie man sich als Mensch verändern kann, aber das, was man macht, gleichbleibt.

Wie bist du zu dem Zeitpunkt, wo du mit dir selbst im Konflikt standest, mit den Erwartungen von außen umgegangen?

Ich akzeptiere Enttäuschungen. Zu bestimmten Zeiten ist man empfänglicher für negative Kritik. Das ist man wahrscheinlich immer, wenn man etwas jünger ist, weniger selbstbewusst und weniger an das glaubt, was man macht. Mittlerweile, mit diesem Album, bin ich etwas selbstbewusster geworden. Zum ersten Mal, davor nie. Ich verstehe jeden, den diese Seite abschreckt, der vielleicht Erwartungen hatte. Und ich freue mich auf jeden, den ich weiter mit auf die Reise mitnehmen kann, ich freue mich, wenn sich neue Ohren dafür begeistern können. Man kann nicht jedem gerecht werden, damit muss man seinen Frieden schließen.

Und du würdest sagen, das ist das erste Album, bei dem du danach noch ein gutes Gefühl hast?

Ja, noch! (lacht) Ich habe es im Oktober letzten Jahres zu Ende geschrieben, dann wurde es Anfang des Jahres gemischt. Ich hatte immer wieder Anlässe, bei denen ich es hören musste, weil wir Listening Sessions gemacht haben und so weiter. Klar, wenn ich jetzt noch die Möglichkeit hätte, etwas zu verändern, würde ich es tun. Dennoch hat das Album eine gewisse Integrität und Daseinsberechtigung. 

Was hat dich genau an den früheren Veröffentlichungen gestört? 

So ganz genau kann ich das nicht beschreiben. Bei VĪS gab es ganz oft den Moment, in dem ich versucht habe, mich in eine objektive Hörposition zu versetzen. Das geht Hand in Hand mit der Idee, der Musik zu folgen, sich daran zu orientieren, was die Musik möchte. Bei meinen alten Sachen habe ich mich nie konkret in diese Position versetzt, ich war immer in einer eher selbstzentrierten Hörposition. Da sind mir viele Sachen nicht aufgefallen. Aber wenn man mal Abstand zur Musik nimmt, merkt man, dass viel Konflikt besteht. Es geht nicht nur um technische Sachen, sondern um essenzielle Fragen. Oft hat sich das nicht mehr richtig angefühlt.

„Ich hoffe, dass meine Musik etwas zu unserem Leben beitragen kann, sonst würde ich sie nicht veröffentlichen.”

David August

Es war Produkt davon, wie du dich zu diesem Zeitpunkt gefühlt hast.

Ja, aber ich denke, dass das Medium Musik ein Produkt war, das ich nicht mühelos benutzt habe. Ich glaube, ich habe versucht, in diesem Medium etwas zu forcieren. Das hat eine gewisse Spannung bei mir hinterlassen.

Was, glaubst du, hast du genau forciert? 

Ich habe technisch etwas forciert und ich habe teilweise zu viel machen wollen. Weniger hätte oft mehr sein können.

Könntest du dir vorstellen, dich wieder der Clubmusik anzunähern?

Wie gesagt, ich finde Clubmusik weiterhin faszinierend. Die aktuelle Phase ist auch für mich persönlich sehr interessant.

Was meinst du damit?

Es gibt viele Künstler, die im nahöstlichen Raum ihrem Heritage nachgehen und das mit UK-Dance-Genres, mit UK Bass, Grime oder Drum’n’Bass verbinden. Ich glaube, dass diese ganze Clubszene sich geöffnet hat, dass sie nicht mehr so maskulin und weiß dominiert ist. Das ist gerade eine schöne und florierende Zeit. In diesen ganzen Bewegungen liegt viel Inspiration. Ich habe in den letzten drei Jahren an Clubmusik gearbeitet; da sind Sachen dabei, die sich auf jeden Fall von der Clubmusik distanzieren, die ich damals gemacht habe. Ich glaube, Clubmusik muss sich immer weiter emanzipieren. Wenn ich heute im Club auftreten würde, würde ich ein emanzipierteres Set als damals spielen. Ich fühle mich nicht disconnected. Ich glaube, das wird manchmal falsch verstanden. Zurzeit mache ich aber nichts in dem Bereich, deshalb verstehe ich auch, dass Nachfragen kommen. Ich kann mir schon vorstellen, dass ich mich dieser Musik wieder nähere. Das ist alles eine Frage der Zeit.

Wie hast die Clubmusik überhaupt entdeckt? Du kommst ja eher von der Klassischen Musik.

Man muss nicht viel Dance Music kennen, um sie zu produzieren. Ich habe damals ganz naiv Musik gemacht und versucht, mein musikalisches Know-How auf Clubmusik anzuwenden.

Hast du dich in dieser Szene denn manchmal als Fremdkörper gefühlt?

Nein. Vielleicht war ich relativ jung im Gegensatz zu den anderen, aber ich habe mich nicht abgegrenzt oder komisch gefühlt, sondern war eher euphorisch, ein Teil davon sein zu können.

David August (Foto: Filip Preis)

Zuletzt wollen wir noch über die Live-Umsetzung von VĪS sprechen. Was ist da geplant? 

Die wird aufwendiger als bisher. Mehrere Kollaboratoren sind involviert, zudem brauchen wir spezielle Venues, die dafür kompatibel sind. Es gibt eine Fotografin, Franka Marlene Foth, die eine Choreographie für die Liveshow geschrieben hat. Es gibt einen Lichtdesigner, MFO, der speziell für die Show eine Szenografie entwickelt hat. Andrea Belfi, der Percussionist und Drummer, begleitet mich auf der Bühne. Es gibt für einen Teil der Show zwei Tänzer, dafür benötigen wir eine gewisse Bühnengröße, ein spezifisches Set-up, um das Lichtdesign aufzubauen und zu realisieren. Man muss also selektiv mit Venues umgehen, weil es eine umfangreichere Produktion ist, die nicht in jeder mittelgroßen Stadt stattfinden kann. Wir spielen erst mal in den Hauptstädten Europas und nehmen das als Anhaltspunkt, um uns richtig auszustatten.

David August bei der VÍS Show in der Volksbühne (Foto: Bahar Kaygusuz)
David August bei der Show zu VĪS in der Berliner Volksbühne. (Foto: Bahar Kaygusuz)

Wie verhält sich die Liveshow musikalisch zum Album?

Es gibt viel dekonstruiertes Material aus dem Album und veröffentlichtes Material aus den letzten drei Jahren. Mit Andrea, dem Drummer, wird es auch diverse Adaptionen geben, in die er auch mit integriert ist. Licht und Bewegung spielen dabei eine große Rolle.

Wie habt ihr zusammengearbeitet, um die tänzerischen, kreativen und musikalischen Aspekte zusammenzubringen?

Ich habe angefangen, mit Franka zu sprechen, weil ich mir vorgestellt habe, dass auf der Bühne Bewegung stattfinden sollte. Bewegung war nämlich auch eine Inspiration für das Album. Ich fand die Vorstellung schön, die abstrakten Wellen der Musik auf den menschlichen Körper zu übertragen. Als sie dann die Setlist für die Liveshow hatte, begann sie, die Choreographie darauf abzustimmen. So haben wir entschieden, was genau passen könnte. Mit MFO war das ähnlich, wir haben Lichttests gemacht, er hat Ideen vorgeschlagen und am Ende haben wir entschieden.

VÍS Show in der Volksbühne (Foto: Bahar Kaygusuz)
Foto: Bahar Kaygusuz

Wie kamst du auf die Idee, deine Musik durch Personen darzustellen? Du meintest ja vorhin, dass es auf VĪS um eine gewisse Ent-Individualisierung geht. In ihrer Darstellung findet die Musik dann aber wieder eine persönliche Form.

Schöne Frage. Es geht mehr um den Menschen an sich und nicht um einzelne Individuen. Deswegen spielen sie eine Rolle auf der Bühne. Mensch und Ego sind zwei unterschiedliche Dinge. In der Musik an sich geht es mir darum, das Ego beiseite zu legen, es geht aber immer noch um den Menschen. Ich hoffe, dass meine Musik etwas zu unserem Leben beitragen kann, sonst würde ich sie nicht veröffentlichen. Man erhofft sich immer, dass man irgendwie etwas Gutes tun kann in dieser Welt. Wenn das passiert, fühlt man sich erfüllt. Ich finde es wichtig, dass Musik sich wieder auf den Menschen rückbesinnt. Zwar habe ich als Komponist versucht, mich von der Musik zu distanzieren und da nicht meine persönlichen Erwartungshaltungen reinzuprojizieren. Der Mensch steht aber immer im Vordergrund. Das wollte ich für die Liveshow visualisieren, weil das in Musik vielleicht nicht so deutlich wird.

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