burger
burger
burger

MUTEK-Gründer Alain Mongeau: „Die synästhetische Beziehung zwischen Bild und Ton ist zentral”

Das MUTEK projiziert als das einschlägige Festival für ambitionierte elektronische Musik in Nordamerika seit über 20 Jahren den Krach in die Crowd und die Bilder auf die Bühne. „Immersiv und elektronisch” steht nicht umsonst als Motto über der Veranstaltung. Wir sprachen mit Gründer Alain Mongeau.

Herr Mongeau, Sie haben das MUTEK im Jahr 2000 ins Leben gerufen. Was macht das Festival nach über 20 Jahren so besonders?

Die Tatsache, dass das Festival noch immer existiert, ist schon etwas Besonderes – das wäre die einfache Antwort. Was mich aber jedes Jahr aufs Neue überrascht, ist die magische Verbindung zwischen dem Festival, den Künstler:innen und dem Publikum, die sich während des Festivals entwickelt. Die Künstler:innen kommen zum MUTEK, um sich selbst zu übertreffen, das Publikum nimmt alles dankbar auf und die Relevanz des Festivals wird so ständig erneuert.

Das MUTEK hat einen Non-Profit-Status. Wie wirkt sich das auf das Festival aus?

Es hat uns immer dazu veranlasst, bei der Programmgestaltung mehr Risiken einzugehen und unserem Publikum ein größeres Maß an Entdeckungen zu bieten. Dadurch sind wir dem Druck größerer Veranstaltungen entkommen. Es ist jedoch schwer, diese Position zu halten. In den letzten 20 Jahren hat sich die elektronische Musik von einer idealistischen DIY-Szene zu einer echten Industrie mit mehreren Ebenen von Interessenvertreter:innen entwickelt. Das bedeutet höhere Gebühren und Kosten. Wir haben aber Glück, denn viele internationale Künstler:innen wollen immer noch auf dem MUTEK auftreten. Wir versuchen, das zu honorieren, indem wir ihnen ein großartiges Festivalerlebnis bieten. Dabei hilft, dass Montreal im Sommer fantastisch ist!

In den letzten Jahren gab es auf dem MUTEK viele audiovisuelle Kollaborationen. Wie wählen Sie die auftretenden Künstler:innen aus?

MUTEK definiert sich als ein Festival, das sich der elektronischen Musik und der digitalen Kreativität widmet. Es geht um den kreativen Einsatz von Technologie im und um das Musikmachen herum. Die synästhetische Beziehung zwischen Bild und Ton ist dabei zentral. All das ist heute üblicher, weil wir uns daran gewöhnt haben und sogar erwarten, dass wir mit Bildern konfrontiert werden. Das reicht so weit, dass es keine Visuals mehr geben sollte, wie manche meinen. Aber das ist ein anderes Thema.

Das Festival hat immer einen starken Fokus auf die kanadische Musikszene gelegt. Wie beurteilen Sie den aktuellen Stand der elektronischen Musik in Montreal?

Wir rufen jedes Jahr kanadische Künstler:innen dazu auf, Projekte bei uns einzureichen. In diesem Jahr waren wir überwältigt – allein für die Musik- und A/V-Performance-Komponente gingen rund 400 Bewerbungen ein, 70 Prozent mehr als 2022.

Welche Neuigkeiten darf man bei der 24. Ausgabe des MUTEK erwarten?

Letztes Jahr haben wir unsere kostenlose Außenbühne an einem neuen Ort im Herzen von Montreals Quartier des Spectacles aufgebaut – mitten in der Stadt, nur ein paar Schritte von allen Veranstaltungsorten entfernt, die während des Festivals genutzt werden. Wir freuen uns schon darauf, dorthin zurückzukehren und die Geselligkeit des Festivals noch weiter zu steigern!

MUTEK Montréal: 22. bis 27. August, Montréal, Kanada

Festivalpass: 320 Kanadischer Dollar

Line-up: Line Vril, Cinthie, Deena Abdelwahed, dBridge, upsammy, Amselysen & Racine, Nadia Struiwigh, Nick Léon, µ-Ziq, Eris Drew u.v.m.

In diesem Text

Weiterlesen

Features

Funk Assault: „Diese Beziehung ist die wichtigste in unserem Leben”

Groove+ Als Funk Assault sind Alarico und Chlär mit Musik und Wissenschaft dem Groove auf der Spur. Wie das zustande kommt, erfahrt ihr im Porträt.

Marrøn: „Ich bin als DJ auf der Tanzfläche geboren”

Für Marrøn ging es vom Parkett auf die Tanzfläche – uns hat er unter anderem erzählt, warum er seine Profisportlerkarriere gegen die DJ-Booth eintauschte.

A100 in Berlin: Nie wieder Autobahn

Berliner Clubs und Initiativen haben wieder gegen den Ausbau der A100 demonstriert – wir haben uns vor Ort umgehört.