burger
burger
burger

onquiet (Goethebunker) – Groove Resident Podcast 35

- Advertisement -
- Advertisement -

Foto: Katharina Schäffer (onquiet)

„Auf die Residents kann man sich verlassen, persönlich und inhaltlich. Sie kennen den Club, die Gäste, die Anlage, und sie sind ein Grundpfeiler der musikalischen Identität eines Clubs, also ebenso wichtig wie die Architektur, der Raumklang oder die Gestaltung“, sagte einst Nick Höppner in der Groove. Mit unserem monatlichen Resident Podcast wollen wir ihnen den gebührenden Respekt zukommen lassen.

Seit nunmehr 15 Jahren ist der von Arnesa Sisman geführte Goethebunker eine der zentralen Anlaufstellen für Clubkultur in Essen und der Metropolregion Rhein-Ruhr. Nelson Creutzburg prägt als Resident unter dem Namen onquiet seit gut einem Drittel dieser Zeit dort das musikalische Geschehen, ob hinter den Decks oder als Mitbetreiber der Reihe Happiness Express. Happiness ist auch das Stichwort für den Mix, den er zum Resident Podcast beiträgt: gude Laune garantiert.


Du bist in Jakarta geboren und im Jahr 2002 nach Deutschland gezogen. Wie sah deine musikalische Sozialisation aus und was hat dich zur Clubmusik gebracht?

Die prägendsten Figuren in meiner musikalischen Entwicklung waren definitiv meine Eltern, beide haben einen unglaublich ausgeprägten und vielseitigen Musikgeschmack. Dadurch habe ich schon früh gelernt, mich aktiv mit Musik zu auseinanderzusetzen. Ich kann mich noch gut dran erinnern, wie ich mir mit fünf meine ersten eigenen Kassetten-Mixtapes zusammengestellt habe. Im Kinderzimmer liefen dann schon Daft Punk, Faithless, Groove Armada, Fatboy Slim oder Moby. Das Sammeln und Organisieren von Musik ist dann so etwas wie ein Hobby für mich geworden und hat mich in Form von CDs und dann später Playlists meine ganze Jugend lang begleitet. Auch wenn ich vorher schon viel elektronische Musik gehört habe, kam der eigentliche Kontakt zur Clubmusik erst, als ich anfing wirklich in Clubs wie zum Beispiel den Goethebunker zu gehen. Da muss ich gerade 18 Jahre alt geworden sein. Davor kannte ich eigentlich nur Läden in denen, na ja, die Musik nicht unbedingt im Vordergrund steht. Als ich dann aber merkte, dass es auch anders geht, hat es bei mir direkt geklickt. Clubmusik war von da an fester Bestandteil meines Lebens.

Stichpunkt Musik im Vordergrund: Bei deinem ersten Besuch im Goethebunker hat dir das musikalische Programm überhaupt nicht zugesagt. Warum bist du dennoch immer wieder dorthin zurück?

(lacht) Ja, das stimmt. Ich weiß gar nicht mehr genau, was für eine Veranstaltung das war, aber die Musik gefiel mir nicht so richtig. Trotzdem hat mich der Laden total fasziniert. Die Stimmung war der Wahnsinn, die Anlage sowieso und die familiäre Stimmung, die im Bunker herrscht, ist für mich bis heute etwas, dass ich in kaum einem anderen Laden erlebt habe. Wahrscheinlich war der Goethebunker auch schon vor der Residency mein meistbesuchter Club.

Und dein erstes DJ-Set, wie kam das zustande und wie lief es?

Das war so vor etwa neun Jahren und eher ein ziemlicher Zufall. Ich wurde war auf einer großen WG-Party in Münster eingeladen und sollte mich um die Musik kümmern. Genau zu dem Zeitpunkt habe ich angefangen, mich mit dem Auflegen zu beschäftigen. Eigentlich eher aus Interesse und gar nicht unbedingt mit der Ambition, wirklich DJ zu werden. Für die Party habe ich mich mit einem Kumpel zusammengetan, der auch gerade anfing, aufzulegen und wir haben ein furchtbar altes zusammengewürfeltes Soundsystem nach Münster gekarrt. Der Dancefloor war im Keller des WG-Hauses und wir haben dort mehr schlecht als recht die ganze Nacht aufgelegt. Der Schweiß tropfte von der Decke und uns ist eine Box nach der anderen ausgefallen, bis irgendwann in den Morgenstunden die letzte Box den Geist aufgegeben hat. Danach war mir klar: Das will ich weitermachen!

Wann hast du beim Goethebunker als Resident angeheuert und wie kam es dazu?

Im Oktober 2017 habe ich auf einem privaten Geburtstag im Goethebunker aufgelegt. Einer der Gastgeber war Sedin, der Bruder von Arnesa, der Betreiberin des Goethebunkers. Anscheinend habe ich bei beiden einen guten Eindruck hinterlassen und wurde eingeladen auf einer offiziellen Veranstaltung zu spielen. Kurz darauf folgte dann die Einladung, ein Teil der Goethebunker-Familie zu werden.

Welche Anforderungen bringt der Job des Residents für dich im Vergleich zu einzelnen Gigs in anderen Clubs mit sich?

Natürlich ist es eine größere Verantwortung, im Goethebunker zu spielen als in anderen Clubs. Man ist schließlich ein Aushängeschild für den Club und dafür verantwortlich, einen geeigneten musikalischen Rahmen für die gebuchten Gast-DJs zu schaffen. Dabei ist es mir immer wichtig, das gesamte Team dabei zu unterstützen, dass die Nacht gut läuft und die Gast-DJs sich wohlfühlen. Andererseits ist es auch eine große Chance sich als DJ zu verbessern. Klar ist die Track-Auswahl und die Technik beim Auflegen essenziell. Aber die Fähigkeit, das Publikum zu lesen und musikalisch darauf zu reagieren, lernt man dann doch am besten, wenn man regelmäßig Warm-ups spielt. So war es zumindest bei mir. Ich glaube, ich habe im ersten Jahr meiner Residency mehr Fortschritte gemacht als in den fünf Jahren davor. Mittlerweile übernehme ich auch ein paar Aufgaben abseits des Auflegens und helfe bei Bookings oder der Planung einzelner Veranstaltungen.

Du gehörst auch zum Kollektiv Happiness Express, das nach langer Pause in diesem Frühling aus der Pandemie auftauchen konnte. Aus welcher Motivation heraus habt ihr euch zusammengetan und welche Absichten verfolgt ihr mit euren Partys?

Die Kernidee steckt eigentlich schon im Namen: Happiness. Als wir die Idee für die Veranstaltungsreihe hatten, war die musikalische Landschaft in der Clubszene dominiert von düsterem Techno. Dazu wollten wir einen Gegenpol bieten. Deswegen ist das musikalische Konzept auch ziemlich einfach erklärt. Egal ob Disco, Techno, House oder Trance, Hauptsache positive Stimmung. Passend dazu bauen wir das DJ-Pult immer mitten auf der Tanzfläche auf. Dadurch bricht das ewige Nach-vorne-zum-DJ-Starren auf und es entsteht ein total schönes Miteinander zwischen DJ und Tänzer:innen. An Discokugeln und Herzen wir bei der Deko natürlich auch nicht gespart!

Was war die Idee hinter deinem Beitrag für unseren Resident-Podcast?

Positive Energie!

Last but not least: Was sind deine Pläne für die Zukunft?

Ich persönlich konzentriere mich gerade auf die letzte Etappe meines Physik-Studiums. Neben dem Day-to-Day-Business mit Goethebunker und Happiness Express bleibt da leider gerade gar nicht so viel Zeit dafür, Pläne zu schmieden. Wie es danach weitergeht weiß ich aktuell noch nicht.

Stream: onquiet – Groove Resident Podcast 35

01. Baby Rollén – Onion Cake
02. Abdul Raeva– Pearlescent
03. Bliss Inc. – Pangaea
04. Eternal – Epik (Dave Randall Spacehopper Mix Instrumental)
05. Alchemy – Bruiser (Evolution Mix)
06. D-Tune – Burning Down (Club Version)
07. The Freak & Mark Zimms – Submission
08. DJ Jean – U Got My Love (Extended Club Mix)
09. Bailey Ibbs – Jungle Splash
10. Jon Selbo – Freesia
11. Paul & Shark – T-800 Type Beat (Maruwa Remix)
12. Aloka – Packet Loss

In diesem Text

Weiterlesen

Features

[REWIND2024]: So feiert die Post-Corona-Generation

Die Jungen feiern anders, sagen die Alten – aber stimmt das wirklich? Wir haben uns dort umgehört, wo man es lebt: in der Post-Corona-Generation.

[REWIND2024]: Ist das Ritual der Clubnacht noch zeitgemäß?

Hohe Preise, leere Taschen, mediokre Musik, politische Zerwürfnisse – wo steht die Clubkultur am Ende eines ernüchternden Jahres? Die GROOVE-Redaktion lässt das Jahr 2024 Revue passieren.

[REWIND 2024]: Gibt es keine Solidarität in der Clubkultur?

Aslice ist tot. Clubs sperren zu. Und die Techno-Szene postet Herz-Emojis. Dabei bräuchte Clubkultur mehr als solidarische Selbstdarstellung.