Mimie Maggale (Foto: Aurora Sommavilla)

Vom 30. Juni bis zum 02. Juli findet in Wien das Sonic Territories statt. Anlässlich dazu wollten wir von der Gründerin und künstlerischen Leiterin des Festivals erfahren, wie es zur ursprünglichen Idee fürs Konzept kam und welchen Einfluss ihr beruflicher Werdegang darauf hatte. Mimie Maggale erläutert Perspektiven, Ideologien und zukünftige Pläne für das Sonic Territories und erklärt, welche Rolle Wien als Impuls für ihre eigene Kreativität dabei spielt.


Du lebst in Wien, bist du dort auch aufgewachsen? Wie würdest du die Wiener Szene beschreiben? Was gefällt dir an der Stadt?

Ich bin in Wien aufgewachsen und zur Schule gegangen, aber ich habe auch eine Zeit lang in Paris gelebt. Wien ist meine absolute Heimatstadt, und ich liebe die Vielfalt, die wir hier im Kultursektor haben. Aus meiner Sicht besteht die Wiener Kulturlandschaft aus vielen Szenen, und wo früher noch alles überschaubar war, gibt es jetzt so viele unterschiedliche Angebote, dass einem bestimmt nie langweilig wird. Es gibt immer etwas Neues zu entdecken!

Du hast Theaterwissenschaften studiert. Wie kam es dazu, dass du in die Musikbranche gewechselt bist?

Mir ist ehrlich gesagt die Leidenschaft fürs Theater abhanden gekommen. Ich habe tatsächlich keinen Sinn mehr darin für mich gesehen. Dafür habe ich für meine eigenen Regiearbeiten mit Musiker*innen gearbeitet, die sich mit Sounds auf anderen Pfaden bewegen und mehr experimentiert als klassisch komponiert haben. Während meiner Zeit im Leitungsteam eines Off-Space habe ich mehr und mehr Musikerinnen und Musiker aus dem Feld der experimentellen Musik kennengelernt. Diese Begegnungen haben mich sehr beeindruckt. Dieser Off-Space musste aufgelöst werden, und nach dieser Zeit hatte ich das Gefühl, dass es keinen Ort für mich gibt, an dem ich diese Art von Musik genießen kann. Ich bin keine Clubgeherin, und so habe ich einfach vor fünf Jahren beschlossen, mir einen eigenen Rahmen zu schaffen. 

Gibt es etwas oder jemanden, das oder der dich in deinem beruflichen Werdegang inspiriert hat?

Eine besondere Begegnung war für mich die mit meiner damaligen Mentorin Mia Zabelka, einer vielfach ausgezeichneten E-Violinistin, Improvisatorin und Komponistin. Sie hat mein Vorhaben, ein neues Festival für Sound Art und experimentelle Musik zu gründen, damals sehr unterstützt und das Festival quasi mit mir aus der Taufe gehoben.

Wann und wie ist die Idee für das Sonic Territories entstanden?

Eigentlich ist mir bei einem Konzert von Mia die Inspiration gekommen. Es war auf einmal ein ganz klarer Gedanke da, dass ich das machen möchte, fast wie eine Offenbarung. Von da war es natürlich schon ein langer Prozess, und obwohl ich zuvor schon einiges auf die Beine gestellt hatte, war alles neu zu lernen und zu denken. Wie stellt man ein Musikfestival-Programm zusammen, wie kriegt man das finanziert? Wo fängt man an? Wo sollte das überhaupt stattfinden? Und so weiter. Es waren viele schlaflose Nächte, aber die Bestimmtheit, dass ich das tun sollte, was ich mir da vorgenommen hatte, hat mich immer vorangetrieben. Ich hätte dieser starken Eingebung nicht widerstehen können.

Was unterscheidet das Sonic Territories von anderen Festivals, was macht es für dich speziell? 

Ich wollte ein Festival schaffen, das die Inspiration und Neugierde für die Art von Musik und Kunst widerspiegelt, die ich empfinde. Wenn ich mich durch experimentelle Musik höre, habe ich den Eindruck, dass hier Neues entsteht und Musiker*innen und Künstler*innen mit vielfältigen Mitteln zukunftsweisend ans Werk gehen. Sie betreten Neuland und erkunden neue Territorien, die eben noch nicht mit Jahrhunderte alter Tradition oder Kommerz belegt sind. Wir sind kein herkömmliches elektronisches Musikfestival, sondern es geht wirklich ums Klangliche, ums Hinhören und ums Sinnliche. Mir ist vor allem die Verbindung von Sound Art als Kunstform mit Installationen und unterschiedlichen partizipativen Formaten wichtig, die über das Konzerterlebnis am Abend hinausreichen. Es geht mir um Begegnung und Austausch.

Zum Abschluss: Worauf freust du dich beim Sonic Territories besonders?

Heuer feiern wir die fünfte Ausgabe, das Festival hat sich weiterentwickelt, und es ist größer geworden. Ich freue mich, dass wir heuer viel Partizipatives im Programm haben – und Specials. Wie das Sounds-Queer?-Kollektiv, die RAD Performance und Elektroyoga, aber auch so Ungewöhnliches wie das Vibrant Matter Lab. Für mich ist es besonders, dass wir heuer den Ausstellungsteil erweitern konnten. Die Verbindung von Sound Art mit digitaler und Medienkunst ist für mich naheliegend. Schön ist auch, dass wir wieder Musiker*innen aus dem Ausland zu Gast haben können. Mit Aho Ssan, Kate Carr und Hüma Utku im Line-up geht für mich ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung.

Ganz besonders freue ich mich aber über die Zusammenarbeit mit den vielen lieben Menschen, die das Festival mitgestalten, mitorganisieren und mittragen, und die Begegnung mit den Besucher*innen, die das Ganze dann erst richtig zum gemeinschaftlichen Erlebnis machen.

GROOVE präsentiert: Sonic Territories 2022
30. Juni bis 02. Juli

Tickets: EARLY BIRD FESTIVAL PASS 25 €, einzelne Live-Set-Tickets 15 €

Seestadt, Wien

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