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Die Platten der Woche mit Andrea, Laughing Ears und Rick Wade

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Andrea – Sktch (Ilian Tape)

Andrea - Sktch

Andrea ist festes Stammmitglied von Ilian Tape und hilft seit einem Jahrzehnt, den mittlerweile populär wie nie gewordenen Sound zwischen Breakbeat und Techno weiterzuentwickeln. Nach seiner gelungenen Debüt-LP Ritorno aus dem letzten Jahr zeigt sich der junge Italiener auf seiner neuen EP Sktch wieder als verlässlicher wie beständiger Produzent des Hauses.   

Opener „Sared” macht da weiter, wo Ritorno 2020 aufgehört hat. An die Ambient-Passagen des Albums anknüpfend eröffnen verwaschene und körnige Ambient-Texturen das Stück. Bald setzt jedoch ein geschwungener Dubstep-Rhythmus ein und hievt den tiefen Klangkosmos mit subterrestrischen Schüben vorwärts. Das meditative Moment hält allerdings nur bis zu den ersten Takten von „Wired”. Der lebhafte Track springt hin und her, künstelt mit angedeuteten Vocal-Chop eine Hip-Hop-Attitüde und lässt seinen knackigen Drums viel Platz. Die Dynamik verläuft dank engem Rhythmus-Korsett dennoch in kontrollierten Bahnen, bis schließlich eine zunehmend präsente, weiche Synth-Spur das Gegengewicht zu den schroffen Ecken und Kanten bildet. Minimalistisch, mit oldschooligen Drumbreaks daher rollend geht „AuxL” als Ilian-Tape-typischer 135-BPM-Stepper an den Start. So eine Nummer darf auf fast keinem Label-Release fehlen. Hier in der zurückgenommenen, von opulent dahingleitenden Synths getragenen Ausarbeitung.Zu guter Letzt geht es in die Vollen: mit Overdrive auf Anschlag gedreht und die Drums durch den Bitcrusher gejagt. Andreas Dubstep klingt wie die Vorlage aus 2006: schwergewichtig, düster und immer für einer niederfrequente Überraschung zu haben. Leopold Hutte

Delay Grounds – Upcycling EP (Tropopause)

Delay Grounds - Upcycling EP

Ziemlich konzeptig ist die EP Upcycling vom Bristoler Sound Artist Delay Grounds angelegt. Dieser hat im wahrsten Sinne des Wortes Müll in Musik verwandelt. Denn die Sounds in den Tracks stammen jeweils von einem bestimmten Ensemble von in Müllcontainern gefundenen Gegenständen. Aus denen hat der Künstler Liz Naden anschließend Skulpturen gebaut, die das Artwork der einzelnen Tracks bilden. Der PR-Text schreibt das Ganze zum konsumkritischen Statement hoch, doch es lohnt sich mehr, ohne Zynismus über die Musik zu sprechen: Zu hören ist eine sich über fünf Tracks ausbreitende, bunte und manchmal ins Magische driftende Spielzeugwelt, die zwischen subtil-ausgefeiltem und cheesy-bratzigem Sounddesign changiert. Dazu kommt als Wiedererkennungsmerkmal regelmäßig ein fetter Bass-Slide von oben nach unten. Sound-Design-fokussierter, breakig-bassiger Techno, könnte man vielleicht sagen.

In „Ball Run” klatschen synthetische Basketbälle in die Knautschzonen weit dehnbarer Stretchbänder. Durch die schlammig-wässrige Mitte bröseln die Chords. Die Bass-Slides entspannen die entschwindenden Atmosphären. In „Glass Refract” schweben Glasperlen über Klangschalen. Klänge aus dem Meditations-Kontext halten aus einer Lauerstellung die Spannung durchgängig aufrecht. Sogar der Sub-Bass verzichtet jetzt auf seinen Slide. Im Gegensatz zu „Plastic Degradation”, das ziemlich bratzig daherkommt, ist der letzte Track „Wood Building” subtil in seinen tropisch-schwirrenden Anleihen. Gegen Ende dirigiert Delay Grounds die ins Schimmernde abbrechenden Melodien zur wabernden Auflösung. Kann man sich alles gut (wenn auch sicherlich nicht als Peak, da die Songs als einzelne zu wenig Leuchtkraft besitzen) in verschiedenen Mixes vorstellen. Moritz Hoffmann

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Laughing Ears – Losing Track (Hemlock)

Laughing Ears - Losing Track

Fast auf den Tag genau vier Monate nachdem Li Jingping ihren Zweitling Blood – eines der heuer wohl dichtesten Alben elektronischer Musik – veröffentlicht hat, kommt direkt eine frische EP hinterher gedrückt. Nicht ganz so wild und auch nicht ganz so frisch wie die LP, zeigt die aus Shanghai stammende Produzentin dennoch abermals, dass ihr Alias Laughing Ears in diesen Tagen zum heißesten Scheiß zählt, der die kulturellen Firewalls und den Staatskapitalismus des Landes mühelos hinter sich zu lassen scheint. Drei Tracks zwischen IDM, UK Bass und dekonstruiertem Reggaeton sind es dieses Mal geworden, die alle nichts Bahnbrechendes präsentieren, aber dennoch recht effektiv drücken – und das nicht aufs Auge, immerhin. „Losing Track” ist eigentlich urbaner Breakbeat-Stoff, klingt aber mit den etwas tropisch bis tribal anmutenden Rhythmen, umgarnt von geisterhaften Pads, wie Puffmusik aus Rio anno 2031, also geil. Bei „Bite The Bullet” sticht vor allem das schräge Editing diverser One Shots heraus, die gleichzeitig wie Flummis und Geschirr klingen – hier wurde nicht einfach irgendetwas aus zweitklassigen Libraries vermischt, sondern Arbeit investiert. Auch das recht kurze „Breakaway” taugt als Rausschmeißer dieses EP-gewordenen Soundchecks ausgesprochen gut und demonstriert mit „Caveman”-Bässen (kennt jemand noch den alten Monsta-Track?) und leckeren Breaks, dass selbst Dubstep noch nicht tot ist – wenn er denn richtig fabriziert wird. Im Auge behalten. Nils Schlechtriemen

Rick Wade – Late Night Basix Vol. 2 (Ghostly International) (Reissue)

Rick Wade - Late Night Basix Vol 2

Schüttel den Speck, der Speck muss weg! Rick Wade war schon immer einer, der wusste, wie man die Beinmuskulatur in Bewegung setzt und dabei deep dreinschaut. Aufgewachsen in Detroit, mit dem Kopf in Chicago, produziert er seit den frühen 90s Platten, die sich aus der Moodymann-Kurve lehnen und rauf auf den Huckaby-Peak hetzen. Die Vibes stimmen halt. Drei Akkorde, ein Synth, der Tempomat greift bei 125 Beats in der Minute. Keine Frage, in jedem einzelnen Track auf Late Night Basix Vol. 2 steckt mehr Feeling als in den Beatport-Charts. Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass Rick Wade die Platte 1998 rausbrachte. Damals auf seinem eigenen Label Harmonie Park. Kleine Auflage, nix dahinter. Nur die Musik. Und die kommt – wie alles im Leben – wieder. House dreht sich im Kreis und beißt sich in den Schwanz. Wer heute immer noch Klaviergeklimper mit Congas über einen Vierviertel-Beat spannt, sollte sich davor den Persilschein auf Discogs drucken lassen. Rick Wade muss sich darüber keine Gedanken machen. Der Mann hat sich die Deepness auf Lebenszeit ausgestellt. Gut, dass er mit dem Reissue nochmal ein paar Kröten rausquetscht. Christoph Benkeser

The Arabian Prince & The Sheiks – Take You Home Girl/Innovator (Rawax West Coast Edition) (Reissue)

The Arabian Prince_The Sheiks - Take You Home Girl

Grandioser Coup im oftmals mediokren Reissue-Geschäft: das Frankfurter Label Rawax veröffentlicht Take You Home Girl, die 1985 auf dem Label Rapsur Records publizierte Debüt-EP von The Arabian Prince & The Sheiks neu. Hinter dem Alias steckt der aus Compton, Kalifornien stammende Produzent Kim Nazel, Gründungsmitglied der legendären US-amerikanische Hip-Hop-Gruppe N.W.A. Das Titelstück ist hier erstmal in einer achtminütigen Fassung erhältlich, die ihren überraschenden, kosmisch-funkigen Electro-Rap-Spannungsbogen bis zum letzten Drumbeat extrem lebendig hält. Besonders zum Ende entwickelt der Tune eine fesselnde Clap- und Drum-Suspense, die bis heute ungewöhnlich frisch klingt. Die drei übrigen, knapp fünfminütigen Stücke können da leider nicht ganz mithalten, selbst wenn der Tune „Innovative Life” von Dr. Dre mitproduziert wurde. Auch ihr rauer, trockener Funk ist fesselnd und deep, hat aber nicht das Feuer, auch auf zeitgenössischen Dancefloors mit Frische zu glänzen. Trotzdem ein unverzichtbares Electro-Juwel, das jede Party in Sekunden sexy macht. Dass die maskulinen Raps von The Arabian Prince & The Sheiks etwas aus der Zeit gefallen sind, steht dabei nicht zur Diskussion. Michael Leuffen

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