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Mixe des Monats: Mai 2021

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Bambounou – Dekmantel Podcast 334 (Dekmantel)

Bambounou darf mit Fug und Recht als einer der vielseitigsten DJs unserer Zeit bezeichnet werden. Dass er außerdem scharf am Zahn ebendieser agiert, beweist er nicht nur mit Veröffentlichungen, die mal schillernd, zuletzt auf seinem eigenen Label Bambe eher minimal-reduziert klangen, sondern auch mit stilistisch diversen Mixen und Festival-Sets. So prägte der Franzose beispielsweise im Mai letzten Jahres, als Lage und Lockdown noch frisch waren, das plötzliche Überangebot an Ambient und New-Age-Mief mit einer possierlichen Vogel-Studie und lieferte damit ein Set, das nicht belanglos, sondern wohlüberlegt daherkam.

Sein Dekmantel Podcast schlägt stilistisch eine komplett andere Richtung ein, aus jeder Pore tropft die Vorfreude auf den Clubbesuch, Resignation weicht Antizipation. Techno, etwa von Planetary Assault Systems, geht über in verlustfrei gemixten Electro, etwa von Münchner Duo Glaskin. Gegen Ende wird’s wieder gerader, progressiver Techno – Skee Masks „CZ3000 Dub” beschließt den Mix – bringt die Stunde routiniert zu Ende. Und lässt darauf hoffen, dass der Optimismus, den Bambounou hier befeuert, sich nicht in wenigen Wochen als Strohfeuer entpuppt. Maximilian Fritz

LSDXOXO – The Cover Mix (Mixmag)

„Times are arranging. This world’s changing” – mit diesen Zeilen von Alloy Mentals gleichnamigem Track steigt der DJ und Produzent LSDXOXO in sein Set für das Musikmagazin mixmag ein. Man könnte meinen, dass der in Philadelphia geborene Raushaan Glasgow sich diese Strophen zum Vorbild genommen hat, denn für die Techno- und Raveszene brechen künftig andere Zeiten an. Seine energetischen Sets sind bekannt dafür, Mainstream-Sounds mit abgedrehten Vocals und Pop-Tracks aufzuwerten. LSDXOXO gelingt es, mit einer sex-positiven Stimmung und einer Mischung aus Ghetto-House, Hardcore, Electro und Techno einen Raum für die queere feierfreudige Zusammenhänge zu schaffen.

Zudem ist er seit Jahren zentraler Bestandteil des New Yorker Labels GHE20G0TH1K, welches DJ-Kollege Venus X 2009 gründete, um Mode- und Musikstereotype aufzubrechen. 2019 bringt LSDXOXO mit Floorgasm schließlich seine eigene Eventreihe mit monatlicher Remix-Serie nach Berlin. Mit seinem Cover Mix versetzt er die Tanzflächen der Underground Clubszene in fesselnde Rauschzustände. Verschiedene Stimmen versuchen sowohl auf Englisch als auch auf Französisch nacheinander jeden in ihren Bann zu ziehen – und das gelingt. Fröhliche Klänge sind nur einen Wimpernschlag von düsterem Geschepper entfernt und ringen gemeinsam um die Oberhand. LSDXOXOs Cover Mix ist für jede*n, die*der mal wieder dringend eine Dosis harten Bass gespickt mit poppigen Sounds benötigt. Franziska Nistler

Locked Groove – May 6 / 6pm-7pm (HÖR)

Locked Groove. Bei dem belgischen DJ und Produzenten ist der Name alles andere als Programm, denn während man in seinen Sets oder Track nach etwas sucht, dass locked, also verschlossen ist, findet man Vielfältigkeit und Fingerspitzengefühl. So ist es keine Überraschung, dass Locked Groove sein Handwerk bereits in Städten wie Tokio, Paris, Seoul, London, um nur einige zu nennen, zum Besten gegeben hat. Seine breitgefächerten Releases finden sich auf namhaften Labels wie Trip, Afterlife und Kompakt sowie natürlich auf seinem eigenen Label Locked Groove Records.

Im zur DJ-Booth umfunktionierten Badezimmer von HÖR spielt der Wahl-Berliner eine vielseitige Auswahl von Tracks im Stil oder direkt aus den Neunzigern bis hin zu neuen Klängen wie Vrils „Alte Seele” im Vril & Marcel Dettmann Bass Mix. Locked Groove zeigt neben seiner Affinität zu Jungle- und Breakbeats auch sein Verständnis für dunklen treibenden Techno. Vermischt wird das Ganze mit einer Prise luftiger House-Tunes. Ja sogar ein Hauch von Tech-House wird passagenweise übermittelt. Zusammen ergeben die Tracks aus durchaus unterschiedlichen und vermeintlich nicht harmonierenden Sparten der elektronischen Musik ein wundervoll gemischte Einheit eines Sets, das einen durch Diversität aufhorchen lässt. Leon Schuck

Naked Flames – It Is What It Is (2018-2021) (Nakes Flames) 

By no means an ‘official release’, just a rip of a tape I made to give to close friends and family. Album, compilation, mixtape, unofficial, call it what u want.” In diesem beiläufigen Ton haut der 22 Jahre junge Naked Flames aus UK einen Mix ins Internet, der zum Besten in seinem bereits 5 Alben und 4 EPs zählenden Oeuvre gehört. Wer seine letzte Veröffentlichung diesen Jahres, das Album 247 365, gehört hat, wird vielleicht überrascht sein. Statt schnellen, Jungle-lastigen, bouncig-trancigen Nummern mit Party-Odour erwartet einen auf diesem Mix eher gegenteiliges. Das Drücken des Play-Knopfs ist der Kopfsprung in eine Lagune bei Nacht. Nur biolumineszierende Tiere erleuchten das warme Wasser. Man treibt sanft im Bauch von Mutter Natur.

247 365 erscheint als CD in einer metallenen Hülle, die an die Chain Reaction-Metallboxen erinnert. Der Verdacht auf etwaige Verbindungen bestätigt sich, schaut man sich den Youtube-Kanal des Künstlers an. Dort berichtet er von seiner Liebe zu dem Berliner Label. Auf It Is What It Is ist dann auch das Nautische dieses Dub-Techno-Klassikers zu spüren. Allerdings weniger experimentell als ziemlich straight, gediegen, stets mit einprägsamen, lieblichen Tonfolgen. Neben allerlei unbetitelten Tracks gesellt sich der Drone „James Brown”. Stück 6 in der Reihenfolge ist in seiner Melancholie beispielhaft und schön, das Ambient-Stück „scotland prototype” unterstreicht den Aufenthalt unter Wasser. Einflüsse von Monolake oder Yagya sind kaum zu überhören. „here for you, mate” ist tanzbar, doch insgesamt legt die durchgängig äußerst dubbige Atmosphäre mit wiederkehrenden Ambient-Parts einen Tauchgang per Kopfhörer nahe. Zu diesen Zeiten nicht ganz verkehrt. Lutz Vössing

Power Suff Girls – Waiting for Nachtiville (Nachtiville)

Langsam aber sicher sehen die Chancen für einen spaßigen Sommer immer besser aus. Stück für Stück öffnen in Deutschland und Europa Clubs und Bars ihre Außenbereiche, das Wetter wird, zwar schleppend, immer freundlicher und die allgemeine Stimmung klettert aus dem winterlichen Loch in ein frühlingshaftes Hoch. Wenn man draußen mit Freunden im Park das bunte, ach so ungewohnte Treiben beobachtet, erwischt man sich schnell dabei, wie man in Erinnerungen von vergangenen Festivals schwelgt. Eine schöne Balance zwischen Schwelgen und Vorfreude schafft seit einigen Monaten das Nachtdigital mit dem Format Waiting For Nachtiville. Im Januar soll nämlich der Nachfolger des geliebten Festivals in einem Wellness Park an der Ostsee starten. Das Warten versüßen uns die Macher*innen mit aufwändig produzierte Streams, die vierzehntägig erscheinen.
Das norddeutsche DJ-Duo Power Suff Girls lieferte den Soundtrack für die letzte Ausgabe des Formats. Gute 90 Minuten füllen die beiden mit euphorischen Sounds, die zu der eingangs beschriebenen Stimmung nicht besser passen könnten. Und das von Anfang an: Eröffnet wird das Set mit I Don’t Know What It Is von Sined Roza, einem kräftigen, vom Italo Disco der 80er Jahre beeinflussten House-Stomper aus dem Jahre 1990. Von nun an gibt es kein zurück. Genau da, zwischen Einflüssen aus Disco und House, spielen die zwei ein wohl kuratiertes Vinyl- und Digital-Set. Die Freude ist ihnen anzusehen. Es passt einfach alles zusammen: Frühling, House und Power Suff. Jan Goldmann 

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