fabric London (Foto: Presse)

Mit einem neuen Plan möchte die britische Regierung die Sicherheit von Frauen in Clubs und Ausgehvierteln verbessern. Wie kürzlich skizziert sollen für das Project Vigilant (Projekt Wachsamkeit) vermehrt Zivilpolizist*innen eingesetzt werden. Diese sollen getarnt in und um Clubs im Einsatz sein, um für mehr Sicherheit vor sexuellen und räuberischen Übergriffen zu sorgen. Desweiteren kündigte die Regierung Investitionen in die Verbesserung von Straßenbeleuchtung und CCTV, von Videoüberwachung, an.

Die Schritte sind Teil eines Fünf-Punkte-Plans der Regierung zur Verbesserung der Sicherheit von Frauen. Die Downing Street betonte, sie wolle mit den Maßnahmen sofortige Schritte ergreifen, um Frauen und Mädchen nach dem Tod von Sarah Everard zu unterstützen. Everard war kürzlich auf dem Heimweg verschwunden und später tot im Wald aufgefunden worden. Ein Polizeibeamter wurde daraufhin festgenommen und erwartet nun im Herbst seine Verhandlung – die Anklage lautet Mord. Kürzlich sorgte außerdem ein weiterer Zwischenfall für Kritik an der Polizei. Bei einer Gedenkveranstaltung für Sarah Everard griffen Beamt*innen die Trauernden an, nachdem diese mutmaßlich gegen Corona-Maßnahmen verstoßen hatten.

Kritiker*innen des Projekts stufen die Pläne zum Schutz von Frauen durch Zivilpolizisten als bizarr und beängstigend ein. Sie würden ihren Sinn auf spektakuläre Weise verfehlen. Wie der Guardian berichtete, sagte etwa die Leiterin der Good Night Out Campaign, dass sich das Projekt wie eine „Zunahme polizeilichen Eindringens in soziale Räume” anfühle.

Wie die Sprecherin des Zentrums für Frauengerechtigkeit (Centre for Women’s Justice) erklärte, seien die Pläne gerade jetzt bizarr, da das Vertrauen von Frauen in die Polizei aufgrund aktueller Vorfälle stark beschädigt sei. Zuletzt gab es in Großbritannien Anschuldigungen gegen Zivilbeamte nachdem bekannt wurde, dass sie in vielen Fällen ihre Position missbrauchten, um Frauen zu belästigen.

Auch die Labour-Parlamentarierin Stella Creasy kritisierte den Plan. Obwohl ihr alle Schritte zur Verbesserung der Straßenbeleuchtung willkommen seien, betonte Creasy, dass die Ideen weitgehend ihren Sinn verfehlen würden. „(…) die Idee, dass die Positionierung von Zivilbeamten in Nachtclubs diese Probleme lösen wird, erkennt nicht an, dass Frauen an allen möglichen Orten missbraucht, angegriffen und eingeschüchtert werden”, sagte sie am Dienstag der BBC.

Die Regierung berücksichtige nicht, dass die Mehrheit der Frauen regelmäßig sexuelle Gewalt erfahre, vorwiegend von Männern, betonte auch die Professorin Zara Quigg, die an der John Moores University in Liverpool lehrt. Es gehe nicht nur um räuberische Täter, die die Nachtökonomie aufsuchen, um sexuelle Gewalt auszuüben, wie es die Regierung impliziere. Vielmehr gebe es ein breiteres gesellschaftliches Problem. Und zwar, dass sexuelle Gewalt in der gesamten Gesellschaft oftmals die Norm sei.

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