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Die Platten der Woche mit Amotik, Death Circuit und Nasty King Kurl

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Amotik – AMTK011 (Amotik)

Amotik  - AMTK011 (Amotik)

Es ist die erste EP von Amotik nach seinem starken Debütalbum aus dem vergangen Jahr. Die nun schon zwölfte Solo-Beröffentlichung in Eigenregie verfolgt das bekannte Konzept weiter: schnörkelloser, geradliniger Techno mit ausgefeiltem Sounddesign für besondere Erfahrungen auf dem Dancefloor. Doch während die früheren Platten immer auch einen Hang zur dystopischen Atmosphäre aufzeigten, gibt sich Amotik auf der neuesten EP ausgesprochen kahl und beschränkt sich aufs Wesentliche. Das tut den Tracks keinen Abbruch, verschiebt sie aber noch ein Stückchen weiter ins Funktionale. Gerade die ohne Unterlass stürmende A-Seite, deren Dynamik fast nur durch Filtereinsätze gesteuert wird, ließe sich als Ansammlung außerordentlich starker, perkussiver Tools abstempeln. Die stolpernde B1 hingegen bietet ein wenig mehr Raum zur Entfaltung, doch auch hier geht’s eigentlich schnurstracks nach vorne. Letztlich beschließt Amotik den Reigen mit einem hübschen hypnotischen Track, der in Sachen Aufbau und Dramaturgie der spannendste der Platte ist. Ein gutes Paket an Tunes, das sicher wieder in vielen Techno-Sets seinen Platz finden dürfte. Leopold Hutter

Death Circuit – Pudel Produkte 31 (Pudel Produkte)

Death Circuit - Pudel Produkte 31 (Pudel Produkte) 

Wo Synthesizer still vor sich hin kreiseln, ist das Wort kosmisch nie fern. Wobei spektrale Spulen, in Anlehnung an ein etwas in Vergessenheit geratenes Label, das sich auf dem Gebiet der verspulten elektronischen Musik einige Verdienste erworben hat, vermutlich treffender wäre. Hier ist es allerdings das altehrwürdige Haus Pudel Produkte mit einer kollektiven Kabelsteckverbindungsarbeit von Richard Fearless (Death in Vegas) und dem Duo Circuit Diagram, die sich als Death Circuit zusammengetan haben. Ihr „Strom Dub” macht ziemlich genau, was der Titel verspricht, nimmt aus der Elektrizität ein wenig das aufflackernde Feuer und lässt sie sachte glimmen. „Teeparty am Waldbrand” zieht mit durchgetretenem Beat das Tempo etwas an und gibt gleich noch zwei Gäste hinzu: Ralf Köster alias Raf vom Pudel Club höchstselbst und Das Bo, den Hip-Hop-Hörer*innen in guter Erinnerung haben dürften. Noch mehr Dub legt sich hier über das Geschehen, es rumpelt, die Stimmen, die auch schon mal bloß „Tüt” sagen, antworten sich in ihrem eigenen Echo mitunter selbst. Auch die Synthesizer rollen bei der Sache mit, halten Kurs, damit das Chaos drumherum weiß, woran es sich halten muss. Großer Spaß. Tim Caspar Boehme

FJAAK – Support Your Scene 01 (Spandau20) 

FJAAK - Support Your Scene 01 (Spandau20) 

Die coolste Techno-Boyband des Landes zeigt mit Support Your Scene 01, wie Solidarität in diesen Zeiten auch aussehen kann. Dass gerade die kleinen Clubs unter der Zwangspause zu leiden haben, ist weithin bekannt. Gerade deshalb ist es so wertvoll, aktiv etwas für diese Mikrokosmen, die schon immer als Gegenpol zu profitgetriebenen In-Schuppen fungiert haben, zu tun. Was die vier von FJAAK ausgewählten Clubs vereint, denen die Einnahmen dieses Releases zugute kommen werden, ist neben ganz viel Herzblut vor allem eines: verrückte Nächte sind dort immer garantiert. Das OHM ist über die Jahre längst aus der Rolle des kleinen Tresor-Bruders herausgewachsen. Der Lehmann Club in Stuttgart oder auch des Schwabens liebster Ort in dunklen Nächten. Der City Club aus Augsburg, der allen Nonkonformen der beschaulichen Stadt ein Zuhause bietet. Und last but definitely not least: das PAL in Hamburg, das immer mit hervorragendem Booking und hingebungsvollen Resident DJs zu überzeugen weiß. Ach ja, alleine der Musik wegen lohnt es sich, dieses Release zu erwerben. Support Your Scene! Andreas Cevatli

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Nasty King Kurl – Semi Automatic (777 Recordings)

Nasty King Kurl - Semi Automatic (777) 

Checkt Nasty King Kurl ein, klackern Ketten aus poliertem Altgold, während neben Ghettoblastern die Ärsche zu Beats zwischen Memphis, Miami und Marzahn tanzen und im Hintergrund verpixelte Skatevideos von Tony Hawk über den Billo-Bildschirm flimmern. Zwei Sekunden in Semi Automatic drinnen und man weiß: Die Sache wird nasty! Oder so cheesy wie zerronnener Käse bei Burger King. Kicks und Snares rattern ohne Einparkhilfe übers Parkett, als hätte Michael Jordan beim 1 on 1 die fettesten Dunks seit 1996 ausgepackt. Dabei hat King Kurl, der deutsche Producer mit dem Knack für Bass-Drums aus dem Atombunker, gar keinen Bock auf Ballen mit Michael. Semi Automatic, das auf dem Berliner Label 777 Recordings erscheint, streicht den Meme-Appeal aus seinem Ghettotech-meets-Booty Bass-Verschnitt, den King Kurl in den letzten Monaten über sein eigenes Label Nasty Enterprises rausgeballert hat. Die Platte ist die seriöse Schwester, die Dadjokes auf ihrer Instaseite teilt und noch nie an einem Joint gepafft hat, aber nach einem überredeten Trip draufkommt, dass im Leben noch viel mehr zählt als ein lückenloser Lebenslauf und verklemmte After-Work-Drinks im Hosenanzug. Die perfekte Platte für alle, die sich nicht entscheiden können, ob sie sich fürs Berghain die Rainbow-Grillz in die Fresse stecken sollen oder nicht. Christoph Benkeser

Rhauder & Paul St. Hilaire – Assemblage (Ornaments)

Rhauder & Paul St.Hilaire - Assemblage (Ornaments)

Das ist mal ein nachhaltiger Ansatz. Diese Assemblage von Produktionen, die der Produzent Marco Rhauderwiek alias Rhauder mit dem Sänger Paul St. Hilaire eingespielt hat, versammelt Material von EPs, die zwischen 2009 und 2016 auf Ornaments erschienen sind. Vom Prinzip her ist der Aufbau stets recht ähnlich: Auf das Original folgt die Dub Version, die sich im Charakter, etwa beim Opener „No News”, mitunter stark von der Vorlage unterscheiden kann: Wo die erste Fassung mit fast zackigem Beat einen hallreduzierten Dub-Techno-Ansatz bietet, zeichnet der Dub die Konturen deutlich weicher. Der für diese Platte hinzugekommene „Assemblage Mix” zerlegt den Dub noch einmal weiter in seine Einzelteile und landet nah an einer Ambient-Lösung. „Sidechain” ist eine weitere große Upbeat-Dub-Techno-Hymne, deren beide Dubs in diesem Fall aber ähnlich straff daherkommen. Für die abschließenden Nummern „Molecule” und „No More” kehrt Rhauder zum kontrastierenden Vorlage/Version-Modell zurück. Die molekulare Abstimmung der zwei Musiker ist dabei durchgehend so feinstofflich, dass sich in jedem neuen Mix eine kleine Welt der Differenzen auftut, ganz gleich, wie viel Wiederholung von zuvor Gehörtem im Spiel ist. Nach Rhythm & Sound und Deadbeat hat Rhauder einen weiteren großen Wurf mit dem einst als Tikiman bekannten Sänger vorgelegt. Tim Caspar Boehme

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