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Die Platten der Woche mit Ikonika, Lake Haze und Mark Archer & Luke Vibert

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CiM – Series Two (Delsin) 

Series Two erschien 1999 erstmalig auf dem britischen Deep-Techno-Label Headspace Recordings und kommt jetzt als Vinyl-Wiederveröffentlichung auf Delsin heraus. Simon Walley, der Mann hinter CiM, offenbart darauf seine Vorliebe für musikalische Motive, die nicht hundertprozentig der mitteleuropäischen Neigung zu Zweier- oder Vierer-Perioden folgen, sondern gerne mal einen Schlenker mehr in ihre Melodien oder Akkord-Sequenzen eingebaut bekommen haben – was zur Folge hat, dass man immer wieder überrascht wird von unerwarteten Einsätzen oder Breaks. Das alles aber auf moderatem Level – Series Two ist zuallererst funktionaler Techno – aber so gut dosiert, dass immer zum richtigen Zeitpunkt, bevor die Techno-typischen Wiederholungen zu gleichförmig werden, eine kleine Sensation passiert. Bestes akustisches ‘Anschauungsmaterial’ bietet der letzte Track „Edit Micro Tune“, der typische Detroit-Techno-Elemente mit gezielt gesetzten Stolperbreaks und sich verschluckenden Rhythmen kombiniert. Auch große Klasse: Das harmlos beginnende „Soft Rain“, das das erwähnte Aufbrechen der geraden Periodik auf wundervoll subtile Weise zelebriert. Und trotzdem wirkt Walleys Musik immer rund und oft geradezu versöhnlich – ein leider eher seltenes Phänomen im Feld der experimentellen Musik. Mathias Schaffhäuser

Ikonika – Bodies EP (Don’t Be Afraid)

Das Debutalbum Contact, Love, Want, Have von Sara Abdel-Hamid alias Ikonika erschien vor fast genau zehn Jahren auf Hyperdub und enthält schon deutliche Spurenelemente ihres heutigen Sounds, vorherrschend waren damals aber noch Post-Dubstep und von Video-Game-Scores beeinflußte Sounds. Danach veröffentlichte die Londoner Produzentin zwei weitere Longplayer und etliche, teilweise recht technoide EPs auf Hyperdub, Planet Mu und Hum + Buzz. Diese beeindruckende Liste setzt sie nun mit der stark electro-infizierten Bodies EP fort. Die Synthesizer klingen hier durchgehend weich und fett, die Atmosphäre ist eher getragen, und statt Game Score- wecken die vier Stücke eher Movie Score-Assoziationen, besonders die melancholischen Synth-Strings in „Bodied“. Geblieben ist eine sympathische Reduziertheit und Unaufdringlichkeit in der Produktion, die Britin lässt weg, was nicht unbedingt nötig ist, und auf diese Weise Platz für das Setzen von kleinen, aber effektiven Höhepunkten – verspielte Breaks, subtile Soundmodulationen und -effekte. Noch erfreulicher: Jedes Anbiedern an eine vermeintliche Electro-Authentizität ist ihr fremd, die EP trägt eindeutig ihre eigene Handschrift und überlässt nerdiges Malen-nach-Zahlen der Konkurrenz. Könnte man Autoren-Electro nennen, wenn’s nicht so ungroovy klänge. Mathias Schaffhäuser

Lake Haze – Atomic Level (Private Persons)

Auf seinem Debütalbum Glitching Dreams aus dem vergangenen Jahr klang der wandlungsfähige Produzent Gonçalo Salgado alias Lake Haze ein bisschen wie ein Wiedergänger von Aphex Twin. Wobei der gebürtige Portugiese, der heute in Den Haag wohnt, wo auch Kollegen wie Legowelt ihr elektronisches Wesen treiben, sich hier und da ebenso in Richtung Electro-Tradition verneigte. Auf seiner EP Atomic Level hat sich die Sache zu einem langanhaltenden Kratzfuß ausgedehnt. Über vier Tracks macht Salgado seinem Projektnamen, den er nach einem Drexciya-Titel von deren Album Harnessed the Storm von 2002 wählte, alle Ehre. Geisterhaft hohl hallende Sinuswellen-Sounds wischen über staubtrockene Beats, die so nüchtern-geschäftig klackern, wie Konrad Klapheck Schreibmaschinen gemalt hat. Wobei den Schreibmaschinen vielleicht der Funk gefehlt hätte. Dazu Tracknamen wie „Brain Hack“, im abschließenden „Laniakea“ die vom Detroiter Duo gewohnten Marianengraben-Synthie-Bässe, was will man mehr? Die Zukunft muss sich ja gerade neu sortieren, da ist ein wenig Rückversicherung durch Bewährtes ganz in Ordnung. Tim Caspar Boehme

Mark Archer & Luke Vibert – Frndzne 04 (Frendzone)

Für alle, die das US-Label Frendzone bereits kennen, dürfte es keine Überraschung sein, dass es auf dieser Split-EP der beiden UK-Rave-Routiniers Mark Archer (Nexus 21, Altern8) und Luke Vibert um 90s-Breakbeats geht. Die waren bisher Programm bei Frendzone, so ist es auch auf dieser vierten EP. Den Auftakt macht der etwas alberne Breakbeat-House-Banger „What’s the Name“ von Mark Archer, der kommt selbstverständlich inklusive Früh-Neunziger-Rave-Synth-Stabs. Auf „Pump It“ geht Archer dann aber deutlich subtiler zu Werke, hier sind wir bei frühem Drum ‘n’ Bass, man denkt an Moving Shadow und Acts wie die E-Z Rollers oder Foul Play Productions. Luke Vibert nimmt den Fuß zunächst einmal deutlich vom Gaspedal. Seine Acid-Nummer „pHoam“ baut zwar auch auf Breakbeats, wiegt sich dabei aber sachte im House-Tempo. Raviger geht es auf „Acidhouse Ecstasy“ zu, doch das Stück klingt irgendwie so, als wäre es bei der Auswahl für Viberts kürzlich erschienenes Album Modern Rave durchs Raster gefallen. Die Gewinner dieser Split-EP sind somit „Pump It“ von Mark Archer sowie Luke Viberts „pHoam“. Holger Klein

Nite Fleit – The Film Just Breaks (Return To Disorder) 

Überlebensgroßes Drumming fährt die in Australien geborene Londoner Producerin Alysha Fleiter alias Nite Fleit, Sternzeichen Düsenantrieb, Aszendent Senkrechtstarter, auf ihren vier Tracks für Helena Hauffs Label Return To Disorder auf. „My mind is going“ stöhnt HAL 9000, während zu dramatischen, metallischen Drumrolls zugespitzte Monster-Beats in „Empty Nest Syndrome“ eine gradlinige Schneise durch den Technofloor fräsen. Ähnlich dark zwischen Rave und Industrial gelagert, zerhäckseln die beiden Electro-Tunes „Naive“ und „Can’t You See“ kompromisslos alles, was sich ihnen in den Weg stellt. Den im zweiten Fall dominant wirkenden Acid-Faden nimmt „Rebel Faction“ sogleich auf, um, nun wieder metrisch etwas stranggepresster, jedoch unter Akzentuierung der geraden Taktteile, mit verwaschenen Choral-Stimmen ein sinistres EBM-Feel zu erzeugen. Unaufhaltsam, dieser Filmriss. Harry Schmidt 

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