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Steffi & Virginia: Liebe, Arbeit, Breakbeats

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Alle Fotos: Stephan Redel

Seit über zehn Jahren taucht Virginia als Sängerin auf diversen Alben und EPs von Steffi auf. In unserem Interview sprechen die beiden darüber, warum es für die Panorama Bar-Residents jetzt an der Zeit ist, zum ersten Mal in einer Produktion als gleichberechtigte Partnerinnen aufzutreten.

Mit ihren Münchner und Amsterdamer House-Sozialisationen stehen die beiden für gegensätzliche Interpretationen von Clubmusik. Wo es dennoch Gemeinsamkeiten gibt, hat Groove-Chefredakteur Alexis Waltz in Erfahrung gebracht. Er traf die beiden in Steffis Berliner Wohnung. Ganz in Schwarz und Weiß gekleidet fläzen sich Steffi & Virginia auf dem Sofa – ein einsamer Farbtupfer sind Steffis Socken mit ihrem farbenfrohen Batikmuster.

Früher gab es nur Steffi featuring Virginia und Steffi als Koproduzentin von Virginias Album. Work a Change ist eure erste gemeinsame Arbeit, bei der ihr gleichberechtigt dahinter steht. Wie hat sich das ergeben?

Steffi: Das war eine sehr bewusste Wahl: wir machen jetzt wieder ein Projekt zusammen, das aber nicht als mein Album rauskommt, sondern als Steffi x Virginia. Das sind wir, das gehört tatsächlich uns beiden. Die anderen Sachen sind immer spontan entstanden. 

Virginia: Spontan entstanden, ja, aber dann muss man auch sagen, dass ich nicht jemand bin, der ins Studio kommt und Sachen singt, die für mich geschrieben wurden. 

Steffi: Ne. 

Virginia: Ich mach mein Songwriting, ich mache meine Vocal-Arrangements, ich schreibe meine Texte. Und es gibt auch Playbacks, die ohne die Vocals anders klingen würden. Auch deshalb wollten wir hier gleichberechtigte Partner sein. Wir wollten uns als Writer-Duo präsentieren. Steffi singt auch toll, das wollten wir einbringen. Steffi singt auf drei Titeln. 

Steffi: Genau, das sind aber nur backing vocals.

Virginia: Ein Stück ist schon ein richtiger Song.

Steffi: Bei dieser Platte haben wir auch die Playbacks zusammen von A bis Z geschrieben. Damals, als ich dich kennengelernt habe, war ich schon in der Produktionsphase für eine 12-inch und ein Album und hab dich dazu eingeladen. Dann haben wir es featuring genannt. Später haben wir auch darüber gesprochen, wie das eigentlich ist, wenn man als Sängerin teilweise gar keinen ordentlichen Credit bekommt. Du hast auch erzählt, dass dir aus Erfahrung wichtig ist, wie man sich da positioniert.

Wie war das früher? Wie habt ihr früher kollaboriert?

Steffi: Damals, als ich dich [Virginia] kennengelernt habe, war ich schon in der Produktionsphase für eine 12-inch [Reasons auf Underground Quality] und ein Album [Yours & Mine auf Ostgut Ton] und hab dich dazu eingeladen. Bei meinem zweiten Soloalbum hatte ich eigentlich auch nicht bewusst vor, mit dir zu arbeiten. Dann hatte ich einen Song, mit dem ich nicht zurecht kam. Ich hab ihn Dexter geschickt und habe gesagt: ‚Was denkst du?‘ Er meinte: ‚Der Ansatz ist geil, aber da fehlt was.‘

Virginia: Du meinst “Treasure Seeking”? 

Steffi: Ja, und dann meinte er: ‚Schick es doch mal rum.‘ Dann habt ihr beide gleichzeitig daran gearbeitet und Bumm: Letztendlich entstand doch eine Kollaboration. 

„Da hast du im ersten Stock gesungen und ich im Erdgeschoss produziert. Da konnte man immer hoch- und runterlaufen: ‚Hör mal, hör mal!‘ Ich hab dann noch was dazu gespielt. Du hast dann was gesungen und gefragt: ‚Was meinst du?‘ – ‚Uh, ist ja geil. Nimm das mal mit nach unten, dann mischen wir das und gucken mal, was passt.‘” Steffi

Und wie sind die neuen Songs entstanden? Wie geht das dann los? Schreibst du zuerst den Song, Virginia? 

Virginia: Nein, es fängt bei uns immer mit der Musik an. Wir waren hier in Berlin in Steffis Studio. Ich habe hier kein Studio mehr, ich habe die meisten Sachen nach Portugal gebracht [wo Virginia seit einigen Jahren lebt]. Wir sind rein und haben einfach gejammt.

Steffi: Beats, Bassline, Keys – die ersten Ansätze.

Virginia: Zuerst haben wir uns eine Woche ins Studio gesetzt und gesagt, wir machen pro Tag so ein, zwei, drei Jams. Dann legen wir die beiseite. Wir produzieren nichts aus und starten immer wieder frisch. Aus all diesen Jams haben wir uns dann ein paar Sketches zusammengesucht, die einen schönen Flow ergeben. 

Steffi: Oder wo wir dachten, die einzelnen Tracks haben Potenzial. Da hör ich was. Oder du oder ich oder wir beide.  

Wer macht was, wie verteilt ihr die Aufgaben? 

Virginia: In dem Fall war es wirklich so, dass wir beide an einem Gerät standen: ‚Hast Du ‘ne Idee für ‘ne Bassline?‘ Steffi bastelt an ‘nem Beat, ich steh an ‘nem Synthesizer oder umgekehrt. Das ist eben der Unterschied zu dem, wie es vorher war. Meistens hab ich dann ein Playback-Instrumental von Steff bekommen, das mal mehr, mal weniger ausproduziert war. Dann habe ich mich rangesetzt und dazu Vocals geschrieben. Und jetzt war’s wirklich so, dass wir beide an den Geräten standen, und zum Beispiel komplett sieben Minuten lang einen Synth getweakt und das dann direkt aufgenommen haben. Von Anfang bis Ende waren wir beide in jeden Prozess involviert.

Wie ist die Dynamik zwischen euch? Wo liegen eure Gemeinsamkeiten und wo geht ihr eher in entgegengesetzte Richtungen?

Steffi: Ich sitze meistens eher am Desk und am Aufnahmegerät und mache tatsächlich eher diese Multitracking-Geschichten, weil ich damit recht schnell bin. Ich weiß in meinem Studio auch eher, wo alles steht und kenne die Effektgeräte. Da bin ich meist dafür zuständig, dass alles ordentlich aufgenommen worden wird. Dann gehst du [Virginia] für eine Weile weg, um dir alles anzuhören oder Vocal-Jams zu machen. Wenn alles sofort sitzt, mische ich nicht mit. Aber manchmal, wenn du sagst: ‚Hm, Ich weiß nicht‘, dann komm ich gerne dazu und sage: ‚Vielleicht schneiden wir an diesem Punkt.‘ Das ist dann die Situation, wo ich die ganze Sache aufräume, wo du [Virginia] anfängst, die Hooks drauf zu singen. Ich hab dann eher das Arrangement gemacht, während du gesungen hast. Und dann fangen wir an: ‚Das hört sich gut an, das schneiden wir raus.‘ Da sitzen wir wieder nebeneinander. Du brauchst meistens zum Singen auch kurz dein eigenes Universum. 

Virginia: Ja. Um zu sehen, was gut ist, was fehlt, um Notizen zu machen. Das ist aber immer nur eine kurze Zeit, in der wir getrennt arbeiten. 

Steffi: Dann haben wir alles aus Berlin mit nach Portugal mitgenommen. Das war lustig. Da hast du tatsächlich im ersten Stock gesungen und ich im Erdgeschoss arrangiert und produziert. Da konnte man immer hoch- und runterlaufen: ‚Hör mal, hör mal!‘ Ich hab dann manchmal noch was dazu gespielt. Du hast dann was gesungen und gefragt: ‚Was meinst du?‘ – ‚Uh, ist ja geil. Nimm das mal mit nach unten, dann mischen wir das und gucken mal, was passt.‘ Deswegen haben wir alles auch recht schnell geschrieben. 

„Ich finde, dass es uns sehr gut gelungen ist, unsere beiden Styles zu fusionieren. Dieses sehr Poppige, was dann eher auf dem Virginia-Album stattfindet und dann aber auch dieses sehr Abstrakte, wohin sich Steffi in den letzten Jahren immer weiter entwickelt hat. Unsere gemeinsame Schnittmenge waren immer schon Broken Beats.” Virginia  

Ja, es klingt sehr aus einem Guss. 

Virginia: Ja, da ist nichts aus alten Sessions. 

Steffi: Ein Song ist aus alten Sessions, „Help me understand”.  

Virginia: Aber der ist eigentlich nicht mehr, wie er ursprünglich war.  

Steffi: Der ist doch recht ähnlich geblieben, aber sonst ist das alles eine Session. 

Auf mich wirkt das Album relativ düster, sehr Electro-lastig, dicht von den Strukturen her im Vergleich zu früheren Sachen von euch, die ihr alleine und gemeinsam gemacht habt, die eher housig und luftig waren. Gab es ein bestimmtes Gefühl, das ihr ausdrücken wolltet?  

Virginia: Um jetzt mal von der anderen Seite anzufangen: Ich finde, dass es uns sehr gut gelungen ist, unsere beiden Styles zu fusionieren. Dieses sehr Poppige, was dann eher auf dem Virginia-Album stattfindet und dann aber auch dieses sehr Abstrakte, wohin sich Steffi in den letzten Jahren immer weiter entwickelt hat. Unsere gemeinsame Schnittmenge waren immer schon Broken Beats. Wir hatten auch kurz angefangen mit ein paar 4-to-the-Floor-Sachen, ein paar Monate vorher. Das haben wir drei Tage durchgezogen. Das sind auch keine schlechten Sachen! Aber wir hatten ja mal darüber gesprochen, dass wir beide eigentlich gerade diese Broken-Geschichte viel interessanter finden. Am dritten Tag waren wir auch echt ein bisschen frustriert.

Das hat man auch bei vielen geradlinigen Sachen, die zurzeit rauskommen, dass man denkt, die sind jetzt nicht per se schlecht. Aber sie reizen einen überhaupt nicht.

Steffi: Wie heißt das, 0157? 

Virginia: Ne, 08/15! (Lachen) 

Steffi: Aber ich glaube, es macht Sinn, wenn man chronologisch guckt, wo wir herkommen und wo wir jetzt stehen. Es fing an mit Reasons, dieser Underground Quality-EP, die ich gemacht hab, da hast du gesungen. Das ist ja eher so deephousig, Chicago-y. Und dann kommt das Album, das hat auch noch diese Stimmung. Dann hab ich Power of Anonymity gemacht, wo du mit Dexter ein Feature hattest. Das hatte 135 BPM, das war sehr Electro, so ein bißchen Prince oder Vanity 6. Da ging das dann schon los, dann kam dein Album und du hattest auch noch viele eigene Ansätze und Ideen dazu. Ich finde diese Entwicklung logisch, wenn ich mir das so anschaue. Warum soll man nach 10 Jahren Zusammenarbeit wieder ein Yours oder Reasons schreiben? Besser wirds ja eh nicht, es geht um den jeweiligen Moment. Man sollte nicht versuchen, sich im gleichen Genre zu verbessern. Meiner Meinung nach muss man stets nach Entwicklung suchen, wir haben in diesen Sessions auch probiert, die Vocals anders zu benutzen, sie eher kompakt und rhythmisch zu gestalten. Dass sie mehr Teil der Musik werden. 

Dass sie ein bisschen mehr wie ein Sample genutzt werden?

Steffi: Das wäre zuviel. Sie sind anders integriert, so würde ich das ausdrücken. Es gibt noch viel Songstruktur, aber es sind kürzere Partien, es wird nicht so lang gesungen, es gibt keine Bridges: Es sind kurze, knackige Sachen, die sich auch gut mit der Musik mischen lassen.

Virginia: Und doch eben kleine, catchy Hooks sind. 

Steffi: Klar, wir wollen nur Hooks.

Virginia (sarkastisch): Wir wollen nur Hooks! 

Steffi: Wir wollen nur Hooks. Lalala (singt): So zielloses Trällern hasse ich! 

Virginia: Das muss irgendwo hängenbleiben. 

Steffi: Wiedererkennungswert ist bei uns Nummer eins, eine Melodie und der Wiedererkennungswert – das ist doch für dich auch so, oder? Alles, was eine Hook hat, bleibt in Erinnerung.

“Für mich ist Musik auch eine Möglichkeit, meine Gefühle auszudrücken und zu äußern, und damit auch eine Art von Erlösung. Nicht im religiösen Sinn, aber es ist heilsam, Sachen zu produzieren, auszusprechen, zu singen und zu Musik zu verarbeiten.” Virginia  

Das finde ich auch interessant bei der Musik, die ihr unabhängig voneinander gemacht habt: Ihr seid beide Pop-affin, geht aber auf total gegensätzliche Weise damit um. Virginia, du hast deine Songs, die stehen im Zentrum, und Steffi, du baust das eher subtil ein. Auch wenn du auflegst, ist das abstrakt und Rhythmus-bezogen. Aber man hört dann doch mit der Zeit, wie sehr es von den Melodien getragen wird.

Virginia: Eben. Das bringt’s eigentlich auf den Punkt.

Ihr seid am selben Ding dran, aber auf eine ganz unterschiedliche Art und Weise.

Steffi: Das finde ich auch. 

Virginia: Und das macht’s auch interessant, oder? 

Steffi: Das macht es auf jeden Fall interessant. Aber es stimmt, was du sagst, ja.

Und diese düstere Stimmung, wo kam die her? Aus diesem Impuls, weg von House und Techno zu gehen? Das passt ja auch zum Zeitgeist: Man hat das Gefühl, so etwas Techno-euphorisches oder housig-lebensbejahendes ist gerade eher schwer zu finden, in unserer düsteren Zeit.

Virginia: Da hab ich eigentlich gar nicht dran gedacht. Ist das so düster? Ich kann aber schon verstehen, was du meinst.

Steffi: Die Playbacks haben einfach pulse. Und man schreibt ja auch immer wieder gerne in bestimmten Tonarten. 

Virginia: Was die Stimmung angeht, wenn es düster klingt: Ich hab so eine Grundmelancholie, die wird´s bei mir immer geben. Ich hab ja auch Songs, da singe ich über etwas, das happy ist, und die klingen trotzdem traurig. (lacht) Irgendwie mag ich auch gewisse Tonarten und finde mich in einer bestimmten Art zu singen wieder, auch weil das meine Stimme hergibt – das ist nicht so eine volle Powerstimme. 

Steffi: Es ist treffend, dass wir auf der Suche gewesen sind. Nach etwas Extremerem, einer Herausforderung für uns. Und nach etwas Abstrakterem. Nicht wirklich dem Dancefloor und einem bestimmten Tempo committed.

Virginia: Bei „Yours” war das auch nicht wirklich der Fall, da hat es sich einfach ergeben. Wir haben viele Kollegen, die ihre Premasters auch mal im Club ausprobieren. Das hab’ ich noch nie gemacht, das hast du, glaube ich, auch noch nie gemacht. Wenn wir im Studio sitzen, denken wir nicht daran, ob das auf dem Dancefloor funktioniert. 

Steffi: Das interessiert uns gar nicht. 

Virginia: Wir sind da so sehr in unser Ding vertieft. Die Frage, ob das Ergebnis irgendwo funktioniert, stellt sich gar nicht. Das ist nichts, worauf wir hinarbeiten. Es sind düstere Zeiten, in vielerlei Hinsicht. Es gab auch privat im Familienkreis ein paar düstere Erlebnisse und ich glaube, das spiegelt sich dann vielleicht doch auch irgendwie auf der Platte wider. Für mich ist Musik auch eine Möglichkeit, meine Gefühle auszudrücken und zu äußern, und damit auch eine Art von Erlösung. Nicht im religiösen Sinn, aber es ist heilsam, Sachen zu produzieren, auszusprechen, zu singen und zu Musik zu verarbeiten. Es geht im Leben auf und ab. Jetzt gab es paar mehr Momente, die mich auf eine Abwärtsbewegung gebracht haben. 

Steffi: Für mich ist das nicht so präsent. Für mich muss es erfrischend und neu klingen, wenn ich im Studio bin. Ich will mich nicht so gerne wiederholen. Ich will mich, was Produktionen angeht, so weit wie möglich von 4/4 Takt-Musik entfernen und schauen,was am Horizont liegt. Und wenn man dann zurückgeht und einen 4-to-the-floor-Beat macht, hat man auch echt Bock drauf und ist auch nicht gelangweilt von Bum Bum. Das ist dann eine spannende Kombination, weil du zuständig bist für die Vocals und für fast alle Lyrics. Meine individuelle Challenge lässt sich dann auch gut mit dem mischen, was du dann erlebst. Ihr kriegt dann eine Mischung. (lacht) 

„Musik ist natürlich immer eine Formel. Aber es gibt eben bestimmte Formeln, die man langsam mal sein lassen könnte.” Steffi

Aber würdest nicht sagen, dass du ein bestimmtes Gefühl hast, mit dem du an die Musik rangehst, Steffi?

Steffi: Ach, ich hab allerlei Sachen im Kopf. Vielleicht habe ich eine bestimmte Platte gehört. ‚Oah, ist das geil!‘ Dann denke ich, das kann jetzt nur noch so gehen wie auf dieser Platte. Aber im Endeffekt kommt im Studio immer etwas anderes raus. Du denkst, du machst jetzt eine 170 BPM-Nummer, du weißt, wie die klingen soll. Und am Ende kommt dann aber doch der eigene Stil durch. Bei mir ist das vor allem: Melodie, Wiedererkennungswert. Es ist nie industriell, ohne Melodie. Das wird immer von der Melodie getragen. Und da bist du auch sehr anfällig dafür. Du magst ja auch nicht Industrial mit deiner Stimme drauf. Bei sowas denken wir immer, dass da was fehlt.

Virginia: Und da kriegt es automatisch diesen melancholischen Touch, weil wir eben nicht diese Super-Happy-Dinger machen. Aber es ist nicht so, dass ich da bewusst so rangegangen bin. Das kommt dann irgendwann, du hörst es und dann denkst du: Puh. Ich glaube, das ist der Grund, weshalb es bei uns funktioniert. Ich könnte nicht einfach irgendwas drüber singen, was nichts bedeutet und nichts aussagt. Da könnte ich mir nicht mal den Text merken. Wenn das nicht mit einer bestimmten Situation verbunden ist, hat das keine Wertigkeit für mich. Es steht immer in Bezug zu etwas, das ich wirklich fühle. Ich stecke da wirklich drin, du steckst da auch drin. Das fühlt und hört man dann auch. Das sind wir.

Das würde für die Leute auch nicht funktionieren, wenn man euch nicht spüren würde.

Virginia: Das denk’ ich, ja!

Steffi: Es gibt viel Musik, die ich höre, bei der man nichts spürt, bei der man direkt merkt, dass sie eine Kopfgeburt ist. Bei viel Musik merkst du, dass sie eine Formel anwendet. Musik ist natürlich immer eine Formel. Aber es gibt eben bestimmte Formeln, die man langsam mal sein lassen könnte.

Gerade auch bei Techno zurzeit. 1000 Plugins, das Ergebnis klingt trotzdem wie 1000 andere Tracks.

Steffi: Ja, das ist alles total auf Erfolg gemünzt. Die sitzen im Studio und denken: Das wird ein Brett für die Tanzfläche. Früher merkte man, dass es um andere Sachen ging beim Produzieren. Und jetzt ist alles vorab geplant, strukturiert. Immer wieder dieselbe Hi-Hat, weil die funktioniert. Das find ich total schade.

Virginia: So Techno-Bomben, die wir auch geil finden, da ist dann eine Melodie drin und die sind auch funky. Die können langsam oder schnell sein. Heute höre ich viele Sachen mit Stilmitteln wie einem kompletten Breakdown und dann nur Wüwüwüwüwü, dann ein Rärärärärä. Es ist viel Lärm drin, viel Noise. Das ist das, was auf einer großen Tanzfläche die Reaktionen hervorruft. 

Steffi: Aber auch das ist ein Genre, zu dem man gehören kann. 

“Aber nur weil ich Platten habe und die mische, heißt das noch lange nicht, dass ich eine DJ bin.“ Steffi

Um ein wenig in die Vergangenheit zu gehen: Wo habt ihr zum ersten Mal in eurem Leben elektronische Musik erlebt, als Kinder oder Jugendliche?

Steffi: Bei mir war das 1988. Diese Woche hab ich noch mit meinem Bruder telefoniert, der hat damals eine Kassette aus einem Studentenmarkt mitgenommen. Das war eine alte New Beat-Sammlung, mit all diesen belgischen New Beat-Platten drauf. Ich glaub, das war eine offizielle Compilation auf Kassette. Wir haben uns das angehört und dachten: Was ist das für abgefahrene Musik? Im Gegensatz zu mir ist mein Bruder ja gar kein House-Freak geworden. Wir haben die Woche noch darüber gesprochen, als wir telefoniert haben: ‘Erinnerst du dich noch an die Kassette? Hast du die noch?’ Ich glaube, das war so 1988, er hat die Kassette immer im Auto gehabt, und wir haben die oft zusammen gehört. Er hat die Musik nicht weiter verfolgt, ich schon. Daraus entwickelte sich bei mir das Interesse an elektronischer Musik. Wir sind im Süden von Holland aufgewachsen, da gabs halt viele belgische Einflüsse; Acid, New Beat, Bodymusic. Abstruse Musik, die mir viel eröffnet hat. 

Virginia: Bei mir ging das eigentlich auch über meine Familie – meine Schwester hat im Münchner Nachtleben gearbeitet. Ein Freund meiner Schwester machte Cosmic-Partys, da gab’s in München auch eine recht große Szene. Ich sah damals auch älter aus, als ich eigentlich war. Deshalb konnte ich viel mit meiner Schwester ausgehen. Ich wurde nie an einer Tür gestoppt, als ich 14 oder 15 war, wenn sie mich aufgestylt hat.

Wo bist du da hingegangen?

Virginia: Das Babalu hatte ich leider gerade verpasst, da war ich dann doch zu jung. 

Steffi: Du warst im Ultraschall Resident. 

Virginia: Resident war ich im zweiten Ultraschall. Im ersten Ultraschall war ich als Gast. Im Flokati waren wir, im Nachtwerk waren viele der Cosmic-Partys. Es gab noch so eine Sonntags-Afterhour am Domagk-Gelände, da liefen dann auch so Sachen wie „Purple Strings” von Yantra auf Music Man. Sachen, bei denen ich einfach ‚Wow‘ gedacht habe: ‚Was ist denn hier los?‘ Dann hab ich auch schon relativ schnell angefangen, in der Szene für Labels zu singen. So bin ich immer mehr in dieses Ding reingerutscht und habe gemerkt, dass ich das machen möchte.

Und wann hast du gemerkt, dass du selbst Musik machen möchtest, Steffi?

Steffi: Das Auflegen kam spontan, weil ich angefangen habe, Platten zu sammeln. Das war keine bewusste Wahl. Du hast viele Platten, dann mischst du die zusammen zu Hause. Du hörst dir an, wie das geht, aber alles eher zum Spaß. irgendwann bin ich dann nach Amsterdam gezogen, habe jemanden im Plattenladen kennengelernt, der meinte, ich kann bei ihm in einer Bar auflegen. So bin ich da recht unerwartet reingerutscht. Ich hab das am Anfang auch gar nicht wirklich als Auflegen angesehen. Das war auch gar kein Begriff für mich, das war einfach Platten mischen, Musik hören und Spaß haben. Auflegen war für mich nichts, DJing gab es in meiner Welt gar nicht. Wir sind natürlich viel ausgegangen und haben DJs angehört. Aber nur weil ich Platten habe und die mische, heißt das noch lange nicht, dass ich eine DJ bin. Aber irgendwann hat mich jemand entdeckt und meinte: ‚Ist doch geil, was du machst. Kannst du mal öfter machen.‘

Virginia: Du warst keine DJ, sondern eine DJane. (lachen) 

Steffi: Ne, Ne, Ne, auch das gab es damals noch nicht. Bitte nicht, jetzt hast du ein Fass aufgemacht.

Virginia: Ach Quatsch, das war ja nur ein Spaß. 

Steffi: Ja und plötzlich steckt man dann drin, legt auf, und dann fragt man sich auf einmal, wo bestimmte Sounds herkommen. Ich habe mich auch in Producer-Kreisen bewegt, weil ich damals ein Label angefangen habe. Dann fand ich heraus, dass sich bestimmte Synthies und Drumcomputer gut vertragen. Also wollte ich auch einen Drumcomputer. Und dann hat’s Klick gemacht, ich war addicted, das ist wie Heroin. Dann kann man nicht mehr aufhören. Das war 2000 oder so.

“Manche sind sehr orientiert auf hartes Geballer, das ist auch in Ordnung, das kann auch wahnsinnig geil sein. Bei mir ist es aber ein Trip.” Steffi

Bei vielen DJs ist das ja so, dass sie eine unheimliche Energie beim Auflegen haben und auch gerne Musik produzieren würden. Ihnen fehlt aber die Geduld, sich im Studio zurechtzufinden. Wie ging dir das?

Steffi: Das bedeutet ja nicht, dass du beide Leidenschaften hast. Du hast vielleicht die Neugierde, aber du hast es nicht in dir drin. Bei mir war das da, ich war zwar auch frustriert am Anfang, aber irgendwann ist der Knoten geplatzt. Und dann gings los und hat nicht mehr aufgehört, da wusste ich, es steckt in mir drin, es ist ein natürlicher Drive. Es gibt auch Leute, die denken, man muss das inzwischen einfach machen. Aber ich finde, man merkt sofort, ob das natürlich in dir steckt. Ich musste mich zwar auch ein bisschen durchkämpfen, aber wenn es dann losgeht, dann ist das wie eine Achterbahn und dann hört es nicht mehr auf. Dann gibts noch etwas, mit dem man sich unbeschränkt beschäftigen kann. Dann ist der Kopf ganz voll.

Man merkt dir deine Neugierde auch an. Die willst wissen, wie bestimmte Dinge klingen können. Es gibt auch genügend Menschen, die allein darauf aus sind, die Party weiter zu treiben. Du hingegen schaust auf den Klang bestimmter Geräte, willst neue Schattierungen und Verbindungen erzeugen, auch bei Deinen anderen Kollaborationen, z.B. mit Martyn. 

Steffi: Das ist wie Domino: Du kannst an einen Stein eine 2 anlegen. Der Stein hat dann aber auch eine 5. Deshalb geht es mit einer 5 weiter. So ist das mit dem Auflegen auch. Da kannst du die Verbindungen rein linear gestalten, alles geht weiter, höher und schneller. Oder du kannst gucken, was passiert, wenn du eine bestimmte Richtung einschlägst und wo du von dort aus hingehen kannst. Das ist eine Reise. Manche sind sehr orientiert auf hartes Geballer, das ist auch in Ordnung, das kann auch wahnsinnig geil sein. Bei mir ist es aber ein Trip.

Virginia: Das haben wir allerdings beide. Es ist natürlich ein Unterschied, ob du eine oder eineinhalb Stunden auf einem Festival spielst, dort ist es eher so: Hau raus, was du raushauen kannst. Und auch das ist manchmal okay. Auch gerade jetzt, wo wir unsere b2b-Tour zusammen spielen. Da merken wir auch immer wieder: Jetzt könnten wir echt nach oben schießen, aber wir haben auch noch ein wenig Zeit. Da ist es auch gut, im Set wieder ein bisschen runter zu gehen. 

Steffi: Und so ist’s dann auch mit dem Produzieren. Da gibt es dieselbe Neugierde, nicht nur nach vorne zu schauen, sondern auch Sachen von den Seiten mitzunehmen. Da hast du die auch, diese Neugierde. Du bist überhaupt nicht limitiert auf ein Tempo. 

Virginia: Gar nicht.

Wie bist du zum Singen gekommen, Virginia? Hast du zuerst aufgelegt?

Virginia: Nein, ich hab’ recht früh schon gesungen. Meine ganze Familie hat mehr oder minder mit Musik zu tun gehabt. Der damalige Freund meiner Schwester hatte sein eigenes Studio in München, da bin ich ein paar Mal mit hin. Der Roland Appel von Fauna Flash war auch ganz gut mit dem befreundet. Ich hab einfach ein paar Aufnahmen mit den Jungs gemacht, da war ich so 13 oder 14. Meine Schwester hat damals auch noch ein wenig gesungen, daraus entstanden dann die ersten Sachen. Für mich ging das dann immer weiter. Die Musik war immer schon das, was ich machen wollte. Da musste ich zum Glück gar nicht lange überlegen, was ich studieren könnte. Und später habe ich dann auch gemerkt, dass ich unbedingt auflegen möchte. Ich hab’ beide Passionen auch wirklich verfolgt. Mein Einstieg lief aber sehr klassisch, über Musikunterricht, Klavierstunden, Gesangsunterricht. Das Auflegen kam erst später. 

Steffi: Klavier hab ich auch gemacht und habe es gehasst. Ich hatte eine Nonne als Lehrerin, das war schrecklich. Ich habe immer gesagt: ‚Meine Noten sind hinters Piano gefallen, ich konnte diese Woche nicht üben.‘ (lachen) 

Virginia: Hinters Piano gefallen, was ist das denn für eine Ausrede? 

Steffi: Ich fand’s schrecklich. Aber wenn ich das bis heute durchgezogen hätte! 

Virginia: Oh, ist bei mir genauso.

„Diese ganzen neuen Klänge und Energien haben es mir eigentlich relativ einfach gemacht, mit der elektronischen Musik eine Liebesbeziehung aufzubauen. Es war nicht schwer, sich darin zu verlieren.” Virginia

Wie war denn das Verhältnis von deiner klassischen Ausbildung zum Auflegen? Gab es da eine Spannung?

Virginia: An unserer Schule gab es einen ganz tollen Pianisten, der war so ein bis zwei Jahre älter als ich, und der hat an einer Jazzschule in München studiert. Da wollte ich natürlich auch unbedingt hin. Das habe ich irgendwann meinem Vater gesagt. Er war sehr traurig darüber, dass ich nicht mehr weiter klassisch spielen wollte. Er hat mir aber erlaubt, dass ich mich bei dieser Jazz School anmelde. Das hab ich aber nie gemacht. Die hatten eine Aufnahmeprüfung, ich war zu faul, mich da wirklich drauf vorzubereiten. Ich war jung und dumm. Das wäre bestimmt geil gewesen! Zur gleichen Zeit habe ich aber auch angefangen, auszugehen. DJing fand ich dann eh cooler als klassisches Piano zu üben, da kam eins zum anderen. Wie gesagt, die Anmeldung bei der Jazz School steht bis heute aus. (lacht)

Was hat dich an der Musik gereizt, was hast du gespielt?

Virginia: Ich war einfach fasziniert. ‘93 bis ‘94, als ich angefangen habe, da war das ja alles auch noch so neu. Zu der Zeit kamen dann auch noch Drum’n’ Bass und Jungle. Es gab so viel tolle, neue elektronische Musik, ich bin da gar nicht hinterher gekommen. Diese ganzen neuen Klänge und Energien haben es mir eigentlich relativ einfach gemacht, mit der elektronischen Musik eine Liebesbeziehung aufzubauen. Es war nicht schwer, sich darin zu verlieren.

War es schwer, sich als DJ zu etablieren?

Virginia: Es gehört natürlich auch ein Quäntchen Glück dazu. Ich kannte einfach auch schon ein paar Leute in der Szene durch meine Schwester. Und Leute, die ich selber kennengelernt hatte. Wenn du dich in etwas reinbeißt und du das möchtest, dann suchst du dir auch eine Plattform. Dann geht es langsam bergauf; am Anfang kriegst du noch ‘ne Cola, dann eine kleine Gage und irgendwann steht dein Name auf dem Flyer. Das ist harte Arbeit, aber ich hab alles dafür gegeben, auf den Veranstaltungen zu spielen, die ich mochte. Selbst, wenn das dann erst ein paar Jahre später passiert ist. Jetzt gucke ich manchmal zurück auf verschiedene Veranstaltungen und Festivals, auf denen ich spielen durfte, und stelle fest: Das hättest du dir vor ein paar Jahren nicht gedacht. Es ist aber echt harte Arbeit, es ist auch nicht so, dass einem das alles zufliegt.

“Ich bin wegen der Panorama Bar nach Berlin gezogen, nicht wegen Berlin, mich hat der Club interessiert.” Steffi  

Es braucht Ausdauer.

Virginia: Ja! Und es ist auch immer wieder viel Unsicherheit dabei, die Szene erfindet sich immer neu, da muss man am Ball bleiben.

Wie seid ihr dann nach Berlin gekommen?

Virginia: Ich hab den ersten Run auf Berlin ohne mich stattfinden lassen und bin dann 2005 gekommen. Ehrlich gesagt auch, weil ich gerade aus einer fünfjährigen Beziehung kam. Ich war sehr heartbroken und musste einfach raus aus der Stadt. Ich war damals noch bei ‘ner Booking-Agentur in Hannover, hatte da auch viele Freunde und bin auf diese völlig gestörte Idee gekommen, nach Hannover zu ziehen. Aber dann gab es auch noch einen anderen Freund hier in Berlin, der meinte: ‚Ich hab hier ein Zimmer frei für dich in meiner Wohnung. Auf keinen Fall ziehst du nach Hannover, komm zu mir nach Berlin.‘ Und dann hab ich hier erstmal meine Seele gepflegt. Als dieser Nebel verschwand, wurde mir klar, dass Berlin auch einfach die beste Wahl für mich war, sowohl mit der elektronischen als auch mit der Live-Musik. Ich hab dann 2006 eine Live-Tour mit Mocky gespielt und danach viele Backing Vocals und Gesangs-Sachen gemacht. Da gibt es auch keine bessere Stadt, gerade zu dieser Zeit, als so viele Live-Künstler hier gelebt haben. 

Steffi: Als ich nach Berlin gezogen bin, hab’ ich alles hinter mir gelassen und war einfach hier. Dann musste ich nochmal schauen, ob das wirklich ging. Aber es ging.

An welchem Punkt wusstest ihr, dass ihr Musikerinnen werden wollt?

Virginia: Bei mir war der Punkt, als ich zum zweiten Mal die elfte Klasse machen musste und dachte: ‚Was will ich hier eigentlich?‘ Es war mir alles scheißegal, weil ich eh Musik machen wollte. Bei mir war früh deutlich, dass ich keine andere Wahl habe. 

Steffi: Ich hatte das nicht vor, das hat sich so entwickelt.

Was dachtest du, was mal aus dir wird?

Steffi: Schauspielerin wollte ich werden. Ich war Grafik-Designerin, bevor ich nach Berlin gezogen bin. Das war schön. Da habe ein eigenes Studio aufgebaut, ich hatte viele Kunden. Ich bin wegen der Panorama Bar nach Berlin gezogen, nicht wegen Berlin, mich hat der Club interessiert. Die wollten mich auch dort haben, und ich bin gegangen. Ich hatte auch keine Lust, hier als Grafikerin zu arbeiten. Und dann dachte ich, ich probier’s mit dem Auflegen. Es war auch nicht so, dass ich gleich mega viele Gigs hatte und haben wollte. Ich konnte meine Miete bezahlen, das war super.

“Ich mache keine Performance, aber weiß, was ich tue. Das ist kein Bullshit. Ich glaube, das gilt für uns beide. Wir arbeiten hart, wir nehmen unsere Arbeit ernst. Wir möchten etwas liefern, das von Herzen kommt. Das ist keine kommerzielle Entscheidung oder ein Einspielen auf ein bestimmtes Genre oder eine Welle, die jetzt populär ist. Wir sind true to ourselves.” Steffi

Ich könnte mir dich auch gut als Schauspielerin vorstellen. 

Steffi: Ja, das braucht man aber manchmal auch in dem Job, oder? So ein wenig Schauspielern.

Virginia: Du bist ja als DJ auch manchmal Schauspielerin, wenn du auf der Bühne stehst. 

Du strahlst eine bestimmte Ernsthaftigkeit aus.

Steffi: Ich bin sehr bewusst mit dem, was ich mache, das ist auch kein Bullshit.

Ja eben, ich würde dich als Charakterdarstellerin sehen.

Steffi: Ja, ich nehm das alles sehr ernst, die Musik. Vielleicht ist das auch mein Problem.

Das macht doch auch die Qualität aus. 

Steffi: Ich mache keine Performance. Aber ich bin mir dessen bewusst, was ich mache. Das ist kein Bullshit. Ich glaube, das gilt für uns beide. Wir arbeiten hart, wir nehmen unsere Arbeit ernst. Wir möchten etwas liefern, das von unserem Herzen kommt. Das ist keine kommerzielle Entscheidung oder ein Einspielen auf ein bestimmtes Genre oder eine Welle, die jetzt populär ist. Wir sind einfach true to ourselves. Das ist etwas, das wir beide als Menschen schätzen. Das ist wichtig für uns, unsere Seele nicht zu verkaufen. Da vertreten wir dieselben Werte und wir haben die gleiche Erziehung von unseren Eltern bekommen, interessanterweise. Das ist wahrscheinlich, was du siehst. 

Was für eine Erziehung habt ihr bekommen?

Virginia: Es wurden einfach viele Werte vermittelt.

Von deinem Vater als Musiker? 

Virginia: Nein, einfach grundsätzlich. Dinge, mit denen wir täglich arbeiten. 

Steffi: Dos and Don’ts fürs Leben; dass du ehrlich bist, dass du versuchst, es eigenständig zu machen, wie man mit Geld umgeht, was wichtig ist und was unwichtig. Wir sind beide sehr nüchtern erzogen worden. Wir kommen beide nicht aus reichen Familien, haben aber Eltern, die dafür gesorgt haben, dass wir alles hatten. Es war auch nicht alles leicht, wir haben beide rebelliert. Du warst mit 17 aus dem Haus, ich mit 18. Ich kam auch aus einem kleinen Dorf, ich hatte da nichts mehr zu suchen. Ich wollte so schnell wie möglich weg. Trotzdem hab’ ich etwas von zu Hause mitgenommen.

Was zum Beispiel?

Steffi: Du musst dich nicht anders präsentieren, als du bist, da gab es bei uns keinen Platz für. Das finde ich sehr wertvoll, das benutze ich sehr viel. Auch als Produzentin professionell.  Ich nehm momentan viele größere Projekte an, remixe viel, was neu für mich ist. Aber alles, was ich da mache, tue ich sehr bewusst. Ich hab mich eine Zeit lang nicht damit beschäftigt und jetzt möchte ich das gerne. Aber wie macht man das? Wie präsentiert man sich immer wieder auf dieselbe Art und Weise, ohne dass man seine Seele verkauft? Das hat viel mit Bodenhaftung zu tun. Da bin ich meinen Eltern sehr dankbar, dass ich nicht aus so einer Bla-Bla-Familie komme. (lacht) Da hätte meine Mutter sofort die Bremse gezogen!

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Das Waking Life ist eine Anomalie in der Festival-Landschaft, was programmatischen Anspruch und Kommerzialität anbetrifft. Wir waren dabei.