burger
burger
burger

Am Start: Konduku

- Advertisement -
- Advertisement -

Foto: Presse

Konduku alias Ruben Üvez hat sich mit seinem Output innerhalb kürzester Zeit in die Playlists des Who is Who der britischen Bassmusik-Szene gespielt. Mit seinem Debütalbum auf Nous’klaer Audio hat sich der Niederländer im vergangenen Jahr aus dem Stegreif als Geheimtipp etabliert. Nun hat das Imprint eigens eine Sublabelserie für ihn geschaffen: Der Club soll in den Vordergrund rücken.

Avanos ist eine Kleinstadt der Region Kappadokien in der Türkei. Auf gut 900 Metern Höhe führt hier der Kızılırmak, der längste Fluss des vorderasiatischen Staates, durch die zerklüftete Vulkanlandschaft aus Tuffstein. Auf seinem Weg durch die Stadt passiert er den Kıran, einen kleinen Hügel, der den konzeptionellen Dreh- und Angelpunkt des gleichnamigen Debütalbums von Konduku aus dem vergangenen Jahr bildet. Der DJ und Produzent aus den Niederlanden etablierte sich damit aus dem Stegreif als echter Geheimtipp des neuen UK-Bass, ohne dabei in Klischeemuster zu verfallen. Mit Gegek ist nun die zweite einer fünf Teile umfassenden EP-Serie erschienen, die als Nachfolgeprojekt den Club als Ausgangspunkt noch mehr in den Vordergrund rücken soll.


DJ-/Produzent*innen-Name:
Konduku / Ruben Üvez
Wohnort:
Amsterdam
Seit wann am Auflegen/ Produzieren:
2011
Dein erster richtiger Gig:
„Das war im Subsonic in Groningen. Ich war öfters als Gast da und ein Freund von mir hat dort gearbeitet. So kam dann eins zum anderen. So richtig konkret an das erste Mal kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Es war auf jeden Fall nicht besonders gut.“
Dein erstes Release:
„Mein Album Kıran erschien 2018 über das Rotterdamer Label Nous’klaer Audio.“
Was auf deinem Rider nicht fehlen darf:
„Zwei Turntables und zwei CDJs.”
Diesen Track spiele ich zurzeit viel:
„‚Cyclic Motion’ von Rhythmic Theory & Pessimist ist funky, deep, tribal und basslastig. Er hat damit alles, wonach ich gewöhnlich in Tracks suche. Er ist reduziert und lässt sich so mit fast allem mixen. Er bringt das gewisse Extra an rhythmischer Kraft mit. Ein perfekter Track, um anschließend das Tempo wieder anzuziehen. Er gibt dem Publikum eine kurze Verschnaufpause und dem nächsten Track genug Platz, um sich entfalten zu können. Ich wünschte, er wäre noch ein bisschen länger.“
Das würde ich machen, wenn ich kein*e Musiker*in wäre:
„Ich würde mich auf das konzentrieren, was ich studiert habe, die Fotografie.“


Dass Ruben Üvez sich mit seinem Output innerhalb kürzester Zeit in die Playlists des Who is Who der britischen Bassmusik-Szene spielen sollte, war noch vor gut zwei Jahren nicht mehr als ein kühner Traum des Fotografiestudenten aus Groningen, den es über Utrecht und Rotterdam inzwischen nach Amsterdam verschlagen hat. Bereits mit 15 Jahren begann Üvez, sich über erste Berührungen mit dem lokalen Nachtleben für das Auflegen zu interessieren. „Mein Musikgeschmack reichte zu jener Zeit von Prog-Rock über Metal, Punk und Hardcore, doch als ich ‚The Nine’ von Bad Company hörte, hat mich das förmlich weggeblasen.“ UK Funky und Dubstep blieben neben Drum and Bass ein Steckenpferd, das ihn fortan nicht mehr loslassen sollte, das jedoch hauptsächlich an den heimischen Plattenspielern stattfand. Auch die darauffolgenden Gehversuche mit Samples und VST-Plugins am Computer gingen in den kommenden Jahren selten über Loops oder unfertige Skizzen hinaus. Warum es ausgerechnet jene Spielarten waren, die ihn damals in den Bann zogen, kann er nicht mehr genau sagen.


Stream: Konduku – YTK

Vielleicht spielte der besondere Fokus auf die Drums eine Rolle, die auch in den türkischen Folk-Songs seines Vaters eine herausragende Stellung einnahmen. Seine Eltern lernten sich damals auf einem World-Music Festival in den Niederlanden kennen. Sein Vater blieb. Vor sieben Jahren verstarb er und liegt an jenem eingangs beschriebenen Hügel begraben, dem Ort und der Wurzel der Familie. Üvez’ Fotografien wurden daraufhin persönlicher. Auch dem Album ging Anfang 2017 mit der Trennung von seiner damaligen Freundin ein persönlicher Schicksalsschlag voraus, den Konduku mit viel Zeit im heimischen Studio zu kompensieren versuchte. Freunde überredeten ihn, mit dem angesammelten Material endlich bei Labels vorstellig zu werden. Über seinen guten Freund, den DJ und Produzent Tommo, kam der Kontakt zu Sjoerd Obermann zustande, der seit 2013 das Rotterdamer Label Nous’klaer Audio betreibt. Nous’klaer Audio kennt man vor allem durch Oceanics „Loving“, das 2016 veröffentlichte und bisher erfolgreichste Remake eines Disco-Klassikers von Don Ray aus dem Jahr 1978, das die Festivalbühnen fest im Griff hatte. Zuletzt veröffentlichten dort unter anderem Benedikt Frey und upsammy. „Oberman reichten die ersten drei Demotracks nicht, also schickte ich ihm zehn weitere. Danach hat er mir direkt ein Album vorgeschlagen. Das hat mich umgehauen.“

Konduku. Foto: Presse.

Oberman war von Anfang an davon überzeugt, dass die Tracks nur in einem gemeinsamen Kontext Sinn ergeben würden und die Verknappung über eine EP ihnen nicht gerecht wird. „Meine Tracks sind weder Banger, noch besonders catchy, es gibt nicht den einen Hit, der alles auffängt. Es ist das Gesamtkonzept, in dem alles zu einer sinnvollen Einheit verschmilzt.“ Für den Output ist Nous’klaer sicherlich nicht die offensichtlichste Adresse, Konduku selbst macht sich damit jedoch frei von den Zwängen, genauso klingen zu müssen wie die Kollegen aus Bristol und damit zwangsläufig auf denselben Labels zu landen. Da sich die Beteiligten dieses Umstandes bewusst waren, wurde für die nach dem Album nun nach und nach veröffentlichten EPs die Sublabelserie K geschaffen, über die insgesamt fünf Singles von Konduku erscheinen sollen. Ein ähnlicher Schritt wie ihn die Zenker Brothers auf Ilian Tape mit Skee Mask gingen, dessen Output auch nicht so richtig in die eigenen Regale passen wollte.


Stream: Konduku – Kıran

Konduku strebt in seiner Musik und seinen DJ-Sets nicht nach einem bestimmten Genre. Für ihn geht es nicht nur um den Techno von Donato Dozzy, den Micro-House aus Rumänien oder den UK-Bass von Swamp 81 und Forest Drive West. Ihm geht es um einen spezifischen Vibe, eine Ästhetik. Die Tracks sollen bis zur Unkenntlichkeit miteinander verschwimmen, sich unterordnen anstatt herauszustechen. Die tiefgreifenden rhythmischen Grooves, die hypnotische Percussion, die filigran flirrenden Pads markieren Eckpunkte in einem Dogma, das sich durch die Täler der Genres hindurchschlängeln soll. Inspiration dafür holt sich Konduku vielfach aus der Natur, den Dingen, die er durch die Linse seiner Kamera sieht. Er übersetzt die Eindrücke in Tracks und setzt sich mit seiner türkischen Seite auseinander, die ansonsten oft nur einmal pro Jahr im Urlaub bei den Verwandten in Ankara oder dem Haus der Familie in Avanos so richtig greifbar ist. Konduku bedient sich hier etwa ungewohnter Rhythmus-Pattern. 5/4 oder 7/8, einen der populärsten Rhythmen der türkischen Musik, brechen konventionelle 4/4 Beats auf. Auch die türkischen Tracknamen, die sich vielfach auf die Natur, die Fotografie oder sein familiäres Umfeld beziehen, geben darauf einen Hinweis.


Stream: Patterns of Perception [Mix]

Gegek ist nach Emerald Island nun die zweite Single des angekündigten Fünferpacks. Konduku veröffentlicht hier seine DJ-Tools und lässt den oben beschriebenen Blend noch konkreter im Kontext des Dancefloors aufgehen. Es sind reduzierte Skizzen, die den Loop thematisieren und bewusst dafür gemacht wurden, um von anderen Rhythmen überlappt zu werden. Ende des Jahres werden weitere Singles auch auf anderen Labels dazukommen. „Nous’klaer Audio ist meine Homebase und soll es auch bleiben, trotzdem ist es für mich wichtig, mich auszuprobieren. Ich möchte mich weiterentwickeln und denke, dass ich vom Input und den Portfolios profitieren kann.“

Konduku ist keiner dieser kometenhaften Aufsteiger. Sein Album ist ein Geheimtipp geblieben. Er arbeitet still und akribisch, ohne sich zwanghaft über Marketingstrategien in den Vordergrund zu rücken. Statt zehntausenden Followern greifen derzeit noch andere im Scheinwerferlicht der Clubs mit seinen Tracks die Ovationen ihres Publikums ab.

Gegek von Konduku ist bei Nous’klaer Audio erschienen.

In diesem Text

Weiterlesen

Features

[REWIND2024]: So feiert die Post-Corona-Generation

Die Jungen feiern anders, sagen die Alten – aber stimmt das wirklich? Wir haben uns dort umgehört, wo man es lebt: in der Post-Corona-Generation.

[REWIND2024]: Ist das Ritual der Clubnacht noch zeitgemäß?

Hohe Preise, leere Taschen, mediokre Musik, politische Zerwürfnisse – wo steht die Clubkultur am Ende eines ernüchternden Jahres? Die GROOVE-Redaktion lässt das Jahr 2024 Revue passieren.

[REWIND 2024]: Gibt es keine Solidarität in der Clubkultur?

Aslice ist tot. Clubs sperren zu. Und die Techno-Szene postet Herz-Emojis. Dabei bräuchte Clubkultur mehr als solidarische Selbstdarstellung.