Afterlife boomt: Nach großen Partys und einer Residency auf Ibiza sind auf dem Label bereits eine erste Compilation und eine Platte von Vaal erschienen, es folgen EPs von Mind Against, Patrice Bäumel und Tale Of Us selbst. 2017 stehen neue Partys, Podcasts und diverse Kollaborationen in den Startlöchern. Das Label sei notwendig gewesen, um ihrer neuen Sound-Vignette „Melodic Techno“ eine passende Plattform zu geben. Endless hätte da kaum ins Konzept gepasst. Prestigeträchtiger als bei der Deutschen Grammophon kann man ein solches Album außerdem nicht unterbringen. Matteo erläutert: „Wir brauchten ein Label, das diesen Sound repräsentiert, um ein Statement zu setzen und zu zeigen, dass uns diese Art von Musik wichtig ist. Und dass wir sie beherrschen. Es konnte auch nur Sinn ergeben, wenn das Album in dieser anderen Welt platziert ist: Wir wollten ein neues Publikumsszenario erforschen, ohne es mit dem zu vermischen, was wir uns als DJs aufgebaut haben.
Stream: Tale Of Us – Groove Podcast 30
Wir wollen sagen: Schaut her, auch das sind wir, auch das ist Teil der Erzählung. Aber sicher nicht das finale Kapitel.“ Selbstzweifel und höchste Ansprüche Von einem eigenen Album reden Tale Of Us schon lange. Carmine und Matteo sind 2009 als Nobodys von Mailand nach Berlin gezogen, um Musik zu machen. Wie so viele andere wollten sie es im Techno-Mekka zu etwas bringen. Verführerisch einprägsame Remixe von Thugfuckers „Disco Gnome“ oder Audioflys „6 Degrees“ und ihr erster eigener Hit „Dark Song“ (2011) sorgten schneller dafür, als sich die beiden erträumt hätten. 2013 gehörten sie schon zu den neuen Superstars der Clubszene.
Obwohl sie wussten, dass sie nicht zwingend ein Album brauchen, um weiterhin zu touren und ihr Erfolgslevel zu halten, thematisierten sie es pausenlos. Zunächst hieß es, es sei so gut wie fertig. Wurde es aber nie, sondern ausgeschlachtet und die Filetstücke als Singles veröffentlicht. Die Tracks hätten als geschlossenes Album einfach keinen Sinn ergeben. Matteo und Carmine betonen nach wie vor, wie schwierig es für sie sei, Musik zu veröffentlichen. Selbstzweifel auf der einen, höchste Ansprüche auf der anderen Seite. Es scheint eine mühsame und frustrierende Methode zu sein, doch die Qualität ihres streng kontrollierten und eben nicht künstlich verknappten Outputs spricht dafür.
„Ich kann morgens nur aufstehen, wenn ich den ‘Blade Runner Blues’ höre“ – Carmine Conte
Auch der nächste Versuch eines Albums ging schief, in der Groove-Titelgeschichte 2014 bezeichneten sie die entstandene Musik als „angestrengten Ambient, eine schlechte Kopie von Aphex Twin kombiniert mit Vatican Shadow“. Und trotzdem hielten sie die Hoffnungen weiter am Leben, kündigten halb offiziell eine mögliche Leftfield-Dance-LP auf R&S an und nichts dergleichen passierte. Bis jetzt, meint man. Leider ist auch Endless wieder nicht dieses eine Album, das ihnen seit vielen Jahren auf der Seele brennt: „Wir nähern uns langsam diesem anderen Tale-of-Us-Album – es ist im Entstehen, wir sind bereit dafür. Mit dem aktuellen Album befreien wir uns von allen Einschränkungen. Wir mussten unsere wahre Leidenschaft erkunden. Vielleicht hätte dieses Album eher nach dem anderen erscheinen sollen, vielleicht ist es jetzt genau richtig – am Ende ist es wohl egal. Hier ist Musik, die man so nicht erwartet hat. Doch wir können garantieren, dass sie einen Weg zum nächsten Album vorgibt.“