Mark Pritchard mit einem Album als Mark Pritchard – das gab es bisher nicht. Der heute in Sydney lebende Engländer hat sich musikalisch immer wieder neu erfunden. Unter einer schier unüberschaubaren Zahl von Namen — am bekanntesten ist das Projekt Global Communication, das er gemeinsam mit seinem langjährigen Partner Tom Middleton gründete — hat er in etlichen Genres nachhaltig seine Spuren hinterlassen. Techno, Ambient, Drum’n’Bass, diverse Spielarten von House, HipHop, Dubstep, Grime, Broken Beat, UK Garage, Electrofunk oder IDM wären einige dieser Genres. Vor drei Jahren hat der aus dem englischen Südwesten kommende Produzent beschlossen, fortan nur noch unter seinem bürgerlichen Namen Musik zu veröffentlichen. Die seitdem erschienenen EPs bewegten sich irgendwo zwischen Juke, jamaikanischer Musik und Grime. Mit Under The Sun schlägt Mark Pritchard nun wieder mal eine völlig andere Richtung ein. Seine gesamte Karriere war über weite Strecken von einer ausgeprägten Leidenschaft für Beats und basslastige Clubmusik geprägt. Auf Under The Sun ist nichts davon zu hören. Pritchard zufolge ist sein neuer Longplayer ein Versuch, die ländliche Idylle in Somerset, wo er aufgewachsen ist, in Form von Musik einzufangen. Kaum eines der Stücke ist mit Beats versehen, schon gar nicht spielen diese eine prominente Rolle. Mit einem aus alten Synthesizern bestehenden Instrumentarium begibt er sich auf eine Landpartie, während der er Einflüsse wie 60er-Psychedelic, englischen Folk, Electronica aus den Siebzigern, den Sound der Canterbury-Szene um Robert Wyatt, Drone-Ambient oder modalen Jazz streift. Auf dem Titelstück, das den Schlusspunkt unter dieses intensive Album setzt, sind Julie Andrews und Moondog in Form von Samples zu hören. Für „You Wash My Soul“ konnte er die kultisch verehrte Psychedelic-Folk-Sängerin Linda Perhacs gewinnen. Das unfassbar schöne wie traurige „Beautiful People“, ein Song über Hoffnungslosigkeit und Seelenchaos, wurde von Thom Yorke (Radiohead) gesungen. Sommerlich leicht kommt „Give It Your Choir“ daher, mit Vocals von Bibio. Instrumentale Stücke wie „Cycles of 9“ wirken sakral. Viele der Tracks wie „Sad Alron“ umweht ein Hauch von Traurigkeit und Sehnsucht. Under The Sun mag in einigen Momenten, beispielweise auf „Rebel Angels“, an Global Communications 74:14 erinnern – mit einem Ambientalbum haben wir es hier dennoch nicht zu tun. Man darf diese einzigartige LP aber durchaus in einem Atemzug mit diesem Klassiker der Herren Pritchard und Middleton nennen.
Stream: Mark Pritchard – Under The Sun (Album Snippets)