Die musikalischen Neuzüchtungen, die aus der gezielten Kreuzung von Techno und Bassmusik resultieren, bieten immer noch reichlich Potential für frische Klänge und verstärkte Resistenzen gegen den Befall mit Langeweile. Der italienische Produzent Dario Tronchin, der seit fünf Jahren kontinuierlich sein Soloprojekt Chevel vorantreibt und verfeinert, macht das auf seinem Album-Einstand für Stroboscopic Artefacts mustergültig vor. Seine Rhythmen vermeiden – unter anderem dank reichlich hakeliger Synkopen – wohlfeile Clubroutinen, die Klänge sind diskret und unverbraucht, ohne gesucht zu wirken. Dazu geben sich die Produktionen reduziert-aufgeräumt, lassen Luft zum Atmen und Nachspüren der vielen kleinen Details, die Tronchin in seine bei durchschnittlich vier Minuten eher knapp gehaltenen Nummern einbaut. Blurse – eine Kombination aus „blessing“ und „curse“ – ist Clubmusik für die ganz späten Stunden, wenn die Bewegungen sich verlangsamt haben, erfordert allerdings immer noch ein gewisses Maß an Konzentration, damit man von den wenig geradlinigen Beats beim Tanzen nicht zu Fall gebracht wird. Oder wenn man so möchte: Musik für den ganzen Körper – den Kopf samt Inhalt eingeschlossen.
Albumstream: Chevel – Blurse