Text: Philipp Weichenrieder
Erstmals erschienen in Groove 155 (Juli/August 2015).
Betreiber: Sam Barker, Ned Beckett, Peter Dahlgren, Aaron Gonsher, Michail Stangl
Stadt: Berlin
Stil: Electronic music with a leftfield touch
Künstler: Barker, Rob Clouth, Hubie Davison, Dopplereffekt, Eprom, Tim Exile, Jets, JoeFarr, Kommune1, Objekt, Pixelord, Visionist, Will Ward
Motto: Modern electronic music for dancing
Eine Spielwiese ohne Grenzen sollte Leisure System werden. 2008 organisierten Ned Beckett (36) und Sam Barker (31) die erste Party unter dem Namen, mit der sie kantige elektronische Musik aus Großbritannien nach Berlin bringen wollten. Aus dem Wunsch, etwas zur Elektronikmusik-Landschaft hinzuzufügen, entstand 2011 auch das Label, das sie mit Michail Stangl (32) und Peter Dahlgren (35) ins Leben riefen. Vor zwei Jahren kam Aaron Gonsher (24) dazu, der als Label-Manager fungiert. Davon abgesehen gibt es keine festgelegten Aufgaben. „Jeder hat seine Fähigkeiten, die er einbringt und damit auch Schwerpunkte. Aber an sich ist Leisure System ein Kollektiv – alle machen alles“, erklärt Stangl.
Wie bei den Partys, bei denen bisher unter anderem Clark, Factory Floor oder Surgeon gespielt haben, sind beim Label stilistisch kaum Grenzen gesetzt. Nach der ersten EP von Pixelord, die in Richtung Wonky ging, kam etwa Grime von Visionist, Electro von Dopplereffekt oder House von Hubie Davison. Die erste Veröffentlichung in diesem Jahr – die hyperaktive, Breaks-lastige „Longanimity EP“ von JoeFarr – war Auftakt der vierteiligen Gridlock-Serie, die sich um kantige Club-Werkzeuge dreht. „Wir haben das Label nicht mit der Vorstellung eines bestimmten Genres gegründet“, sagt Beckett. „Wenn einer von uns etwas toll findet und alle anderen auch begeistert sind, bringen wir es raus.“
Auch Barker fügt hinzu: „Es gibt keine großen Namen. Wir wollen Leute auf Musik aufmerksam machen, die sie sonst nicht kennenlernen würden.“ Gonsher und Dahlgren hören alle Demos an, die Leisure System erreichen, was den Veröffentlichungen einen zusätzlichen Überraschungseffekt verleiht. Gonsher denkt dabei nicht nur an das Label. „Ich weiß, wie viel es bedeutet, Rückmeldung zu bekommen“, meint er. „Für mich ist wichtig, dass wir mit unseren Fans kommunizieren. Sie sind es, die Leisure System vorantreiben.“
Alle Einnahmen aus den Partys fließen in das Label. Becketts Booking-Agentur LittleBig bringt wertvolle Unterstützung. Trotz weitgehender Unabhängigkeit bleibt es aber ein Spagat zwischen leidenschaftlichem Idealismus und Realität. „Wie baust du ein vielseitiges Label und eine eklektische Party-Reihe auf, die beide nicht viel Geld bringen und bleibst gleichzeitig als Team am Ball?“, fragt Beckett. „Ich denke es funktioniert bei uns, weil wir alle andere Jobs haben, durch die wir unsere Rechnungen bezahlen. Leisure System ist letztendlich unsere Herzensangelegenheit.“
Weitere Label-Porträts findet ihr hier.
Stream: Rob Clouth – Deep Field EP