Kaum ein Musiker produziert zurzeit einen so umfassenden, eigenständigen Input für die Dancefloors des Planeten wie Eduardo De La Calle. Zwar ist der DJ und Producer aus Madrid schon seit zwanzig Jahren aktiv. Nachhaltige Aufmerksamkeit zog er aber erst ab 2011 mit einem filigranen, melodieverliebten Afterhour-Housesound, dessen reduzierte Klangfolgen zu komplex sind, um sie minimal zu nennen. De La Calles Musik hat viel mit der von Perlon, Ricardo Villalobos oder der rumänischen [a:rpia:r]-Clique zu tun. Aber anders als Perlon und Villalobos geht es ihm weniger um psychedelische Effekte, um die Dekonstruktion der House Music und einen schrägen, abgründigen Humor. Ebenso wenig teilt er die Afterhour-Melancholie der Rumänen. De La Calles Musik ist ohne Party kaum vorstellbar, aber sie wächst doch darüber hinaus. Das gelingt ihm sehr konsequent, indem er sich am Jazz orientiert, und aus dem aus dem überbordenden Formenreichtum dieser Musik schöpft. Die Frage nach den Berührungspunkten von Clubmusik und Jazz taugt zur Lebensaufgabe. Auf seinem Debütalbum gibt es keinen dramatischen Auftritt, es ist kein spektakuläres Opus Magnum, kein Alcachofa. In einem bescheidenen, alltäglichen Gestus lädt De La Calle uns ein, seine Musikerfahrung mitzuerleben. The Intellinet Prophecy ist extrem heterogen, es gibt eine Miles-Davis-Hommage, detroitige Tracks, eine Zen-artige Adaption des britischen Rave der frühen Neunziger. Der Höhepunkt des Albums ist das beatlose, ganz und gar in sich gekehrte „Faith Nescessary“, auf das eine ravige Technonummer folgt. Was sich in der Beschreibung wie extreme Vielfalt erscheint, löst beim Hören eine tiefe Ruhe aus.
Stream: Eduardo de la Calle – The Intellinet Prophecy (Snippets)