Foto: Modeselektor besuchen Charanjit Singh 2013 in Mumbai, © Neville Sukhia/Red Bull Content Pool
Der indische Gitarrist und Keyboarder Chanranjit Singh ist am Sonntag im Alter von 75 Jahren gestorben. Singh gilt als lange übersehener Pionier der elektronischen Tanzmusik. Anfang der achtziger Jahre nutzte er als einer der ersten Musiker den Roland-Synthesizer TB-303 für die Produktion eines ganzen Albums. Wie das Magazin The Wire berichtet, starb Singh friedlich im Schlaf in seiner Heimatstadt Mumbai.
1982 nahm Singh, der bis dahin als Session-Musiker für zahlreiche Bollywood-Soundtracks gearbeitet hatte und eine Hochzeitskapelle leitete, das Album Synthesizing: Ten Ragas to a Disco Beat auf. Auf der Platte verschmolz Singh elektronische Disco-Rythmen mit klassischen indischen Raga-Melodien zu einer Fusion, die im Rückblick gesehen erstaunlich ähnlich klingt wie spätere Acid-House-Produktionen aus Chicago. Für die Produktion des Albums nutzte der Musiker drei Roland-Maschinen, die damals gerade erst auf den Markt gekommen waren: Die Drum-Maschine TR-808 und die Synthesizer Jupiter-8 und TB-303. „Es wurde damals in Filmen sehr viel Disco-Musik verwendet“, sagte Singh 2010 in einem Interview. „Also beschloss ich, etwas anderes mit Disco auszuprobieren. Ich hatte die Idee, all diese indischen Ragas mit einem Disco-Beat zu spielen und die Tabla-Trommeln wegzulassen. Ich tat es, und es stellte sich als gut heraus.“
Das Album, das Singhs Debüt als Solo-Künstler darstellte, wurde jedoch nach seiner Veröffentlichung zu einem kommerziellen Flop. Erst nach der Jahrtausendwende entdeckten Plattensammler Synthesizing: Ten Ragas to a Disco Beat wieder. Das niederländische Label Bombay Connection brachte 2010 eine Neuauflage des Albums heraus. Im Anschluss tourte Singh bis kurz vor seinem Tod durch die ganze Welt und führt die Stücke der Platte live auf.
Stream: Charanjit Singh – Synthesizing: Ten Ragas to a Disco Beat