Techno versetzt uns in Zustände rasenden Stillstands. Die Kick eines Tracks kann uns, egal mit welchem Tempo, aufdiktieren – am Ende tanzen wir doch alleine auf der Stelle. Und egal, wie futuristisch die Musik auch klingen mag: Im Loop verlieren wir das Zeitgefühl. Die selbsternannte Soundarchitektin Cio D’Or behauptet nicht grundlos, mit ihrer Musik in Richtung Unendlichkeit zu streben. Auf ihrem zweiten Album changiert sie merklich zwischen Tempi und der klanglichen Auskleidung ihrer Tracks, die Effekte aber ähneln sich. Da gibt es langsamen, Noise-affinen Dub-Techno wie auf dem bezeichnet betitelten „Now Is Ever“ zu hören, „XLIV for Mike“ füllt Big Room-Gesten mit dröhnenden Soundflächen auf und „Zepto“ schließt das Album in gedämpfter Downtempo-Manier. Der Effekt bleibt derselbe: Zeitverloren- und vergessenheit. Das grob in drei konzeptuell zusammenhängende, jeweils mit sehr ähnlichen Klängen arbeitende Teile eingeteilte All In All präsentiert Cio D’Ors meisterliches Geschick als Sounddesignerin, ohne den Klang an den Vordergrund zu stellen. Was sich über knapp einer Stunde entfaltet, sind keine hastig abgefeuerten Knalleffekte, sondern ein durchdachtes Gesamtwerk, das sich seiner eigenen Zeitlosigkeit in jeder Hinsicht bewusst ist.
Video: Cio D’Or – XXII