Platform ist das zweite Album der Laptop-Musikerin Holly Herndon, entstanden in Kollaboration mit zahlreichen Gesinnungsgenossen, wie etwa der Sopranistin Amanda DeBoer Bartlett oder dem Drag-Performer Colin Self. Herndon selbst ist Doktorandin für Computer Research In Music And Acoustics am Stanford Center, wurde aber, eigenen Angaben zufolge, maßgeblich von der Berliner Minimal Techno-Szene beeinflusst. Das hört man glücklicherweise so gut wie gar nicht. Und auch der akademische Background scheint zwar durch, denn experimentell ist diese Musik durchaus, doch nicht zu stark, nicht zu trocken. Denn Seele hat diese Musik. Durchgehendes Element ist die menschliche Stimme, die, stakkatohaft eingesetzt, durch vielfache Verfremdungseffekte gesendet wird. Dabei entsteht eine Musik, die an Autechre oder Mark Fell (beziehungsweise SND) erinnert – bei aller Mathematik durch die Stimmeinsätze aber eine organische Qualität behält. Und manchmal kann man sogar dazu tanzen. Faszinierende Platte!
Stream: Holly Herndon – Interference