Auf Marcel Dettmanns Label MDR erscheinen kurz hintereinander zwei überraschend unterschiedliche Zusammenstellungen von Tracks. Die MDR Compilation und MDR 14.1./14.2 enthalten jeweils acht Stücke und sind einmal als Doppelmaxi, CD und digital sowie als zwei einzelne Maxis erhältlich. Die Tracks von 14.1/14.2 waren zum ersten Mal auf Dettmanns Fabric-Mix von letztem Sommer zu hören. Die Stücke auf dem anderen Release sind speziell für den Anlass entstanden. Milton Bradley, Kobosil oder FBK haben atmosphärischen HiFi-Techno mit zurückgenommenen, tendenziell etwas ungewöhnlicheren Grooves und komplexen Soundscapes produziert. Fast alle Stücke sind stark, erzeugen sehr spezifische Stimmungen.
Trotzdem sind die auf 14.1/14.2 mitreißender. Sie versammeln viel von dem, was seine Sets so ungewöhnlich und stark macht: jene besonderen Dettmann-Momente, die man in ihrem rohen, dreckigen Soul nirgendwo anders findet. So gelingt es Norman Nodge, die Unberechenbarkeit vieler Oldschool-Produktionen zum Leben zu erwecken, die in vielen aktuellen Tracks bloß zitiert wird. Die Bassdrum weiß manchmal nicht, wann der nächste Schlag kommt, in anderen Momenten übernimmt ein Stimmengewirr die Führung. Lockermatiks fragiler, elektrisierender, an die Musik von Baby Ford erinnernder Funk zieht seine Energie aus zerstreut wirkenden, flächigen Sounds. Ryan James Ford setzt eine breite Wall-of-Sound, aus deren dramatischem Flirren ein schwebender und gewaltiger Groove entsteht. Dario Zenker bricht kleinteilige, ratternde Beats durch vom Rhythmus entkoppelte, schwere, metallische Percussions auf. Rods „RSPCT“ ist ein Edit des Technoklassikers „The Wipe“ von Teste, der dem Track eine gänzlich unwahrscheinliche, housige, tribalistische Note abgewinnt.