Alles an LoneLady wispert Post-Punk-Revival: die monochromen Fotos, der Bass-Sound, der klingt als sei er in einer Höhle aufgenommen worden, das trockene Schlagzeug, die Gitarrenlinien, die Schlieren hinter sich her ziehen und Julie Campbells unterkühlter Gesang. Von Young Marble Giants über Joy Division bis Echo & The Bunnymen sind hier die unterschiedlichsten Post-Punk-Signaturen eingeflossen. Das ist Retro bis zum Abwinken. Und hat doch etwas sehr zwingendes. Wo Bands wie die Editors Post-Punk stadiontauglich aufpimpen, bleibt LoneLady Puristin. Für ihr zweites Album hat sie die Palette noch um Mutant-Disco-Einflüsse erweitert. Disco-Rhythmen und verspielte funky Keyboards sorgen für einen Kontrast zu den monochromen Tendenzen ihrer Musik. Das Highlight des neuen Albums geht allerdings noch einen anderen Weg. Auf „Flee“ singt Campbell tief berührend von Isolation und Fluchtversuchen zu den Klängen einer Violine, die einen melancholischen Drone spielt und mit einer subtilen Soundkollage unterlegt ist. Und spätestens hier wird deutlich was Campbells Musik von den reinen Epigonen unterscheidet. Sie nutzt die vertrauten Sounds als immer noch gültiges Stilmittel und überzeugt durch Persönlichkeit und Ausdruck. Sie will nicht ins Stadion, sondern sie will etwas transportieren mit ihrer Musik.
Video: LoneLady – Groove It Out