Mit einer geschickten Streuung von EPs auf geheimnisumwitterten Labels wie The Trilogy Tapes oder Mister Saturday Night hat sich der New Yorker Anthony Naples seit 2012 eine kleine internationale Fanbase aufgebaut. Nun erscheint sein Debütalbum Body Pill bei Four Tets Label Text. Es dürfte seinen kleinen Ruhm als Mann für abseitige Electronica und Outsider-House ausbauen. Nur zwei der acht Tracks des ursprünglich aus Sunrise, Florida stammenden DJs und Produzenten schielen in Richtung Club. Alle anderen balancieren zwischen Ambient, Cosmic, Drone, Slow-Mo-House, verschrobenem Downbeat und Aphex-Twin-Melancholie. Die Reihenfolge der Tracks ist toll gewählt, denn das Album funktioniert bei völliger Hingabe tatsächlich wie es sein Titel suggeriert: es saugt auf, verändert für kurze Zeit das Gefühl für Raum und Zeit und wirkt als emotionale Sound-Medizin auf Geist und Körper. Auf aufwühlende Experimente verzichtet Naples nicht, denn Tracks wie der von New Age befruchtete „Pale“ überraschen mit plötzlichen Subbass-Figuren, die man so in einem sphärischen Stück nicht direkt erwartet. Ein Album, das man noch in Jahren aus dem Schrank kramt, auflegt und eventuell glaubt, es erst gestern gekauft zu haben.
Stream: Anthony Naples – Refugio