Niv Arzi und Dori Sadovnik stammen aus Tel Aviv und machen seit den Nullerjahren gemeinsam Musik. Zunächst in einer Post-Punk-Band namens Red Cotton, seit 2009 als DJ- und Produzenten-Team unter der Flagge Red Axes. Nach einigen EPs, Remixen und Edits hat Cosmo Vitelli ihr Debütalbum auf seinem Label I’m a Cliché veröffentlicht. Ein stimmige Connection, bringt der Musikentwurf von Red Axes doch eine große Nähe zum clashigen Soundverständnis der französischen Szene mit. Ballad Of The Ice überrascht mit einer für ein Debüt bereits sehr ausgeprägten Handschrift: Die Produktion adressiert die Körper der Tanzenden wie der Hörer mit knorpeligen Bässen in einem von Fuzz und Noise kontaminierten Klangbild, das einen wie die Smog-Dunstglocke einer Großstadt einhüllt. Jedes der zehn Stücke hat Songcharakter, auch die langsameren Titel ziehen sich – teils dank der Vocals des brasilianischen Sängers Abrão – nicht auf reines Listening-Erlebnis zurück. Obwohl vieles in die Vergangenheit weist, etwa die in den frühen Achtzigern sehr beliebten Samples zersplitternder Flaschen im Cold-Wave-Intro „Head Like Glass“, greift das Retro-Etikett hier zu kurz: Red Axes verstehen es, ihre Einflüsse zu sublimieren, um sie in einen komplett gegenwärtigen und eigenwilligen Klang zu überführen. Die besten Ergebnisse erzielen sie gegen Ende des Albums, mit dem lichten, housigen „Road To The Hills“, im darken „Neon“ und auf dem rockigen „Candy“: Hier ist der Dancefloor zum Greifen nah. Für ihr Cover von „Bela Lugosi’s Dead“ gehen sie den umgekehrten Weg: Entschleunigt und mit akustischer Gitarre unterlegt ersetzen sie die Dringlichkeit des Originals von Bauhaus durch lakonische Melancholie. „Dreams Like A Tale“ ist die psychedelische Coda der Platte. Runde Sache.
Stream: Red Axes – Ballad Of The Ice