Das beste Detroit-Album dieser Tage stammt von DJ F aus Madrid. Die sechs ruhigen, melancholischen Tracks sind sehr persönlich, die Ideen aber so einfach und klar, dass sie nichts Verschlossenes haben. Statt mit breiten Pinselstrichen das typische Detroit-Pathos aufzurufen, kommt die Energie der Stücke aus vertrackten, ungewöhnlichen Rhythmuspattern. Diese Musik ist ein Mysterium, aber sie ist sich nicht zu fein, die geheimnisvoll schimmernde Oberfläche durch in den Raum geworfene Klangspielereien anzukratzen. F ist ein Einzelgänger, trotzdem gibt es zahllose Querverbindungen: Die ungedämpften, analogen Grooves erinnern an die Musik von Redshape. Wie Legowelt und Xosar entwirft er einen Oldschool-Kosmos, der aus dem Blick auf die Vergangenheit etwas neues, eigenes erfindet. Die zurückhaltende Produktion erinnert an das Label Workshop. Der Eigensinn der Tracks an Perlon, ihre Mystik lässt an L.I.E.S. denken. Statt auf Perfektion zu zielen, lässt F uns an seiner Begeisterung für live eingespielte Synthesizer-Tracks teilhaben. 1974 ist kein abgeschlossenes Werk, sondern Zeugnis eines Prozesses. Das Album handelt von der Brisanz des Übergangs, es geht um die Spannung des Unfertigen. F macht immer zu wenig und zu viel: zu wenig für die Hymne, für den perfekten, sich selbst genügenden Track. Gleichzeitig gibt es immer das Element, der nicht ins Bild passt, ein Leiern etwa oder ein Knarzen. Expertise und Albernheit, Melancholie und Lebenslust, Einsamkeit und Empathie – F braucht nicht viel, um die großen Gegensätze aufzuheben.
Stream: DJ F – 1974 (Snippets)