Als Leon Vynehall seine ersten Platten auf ManMakeMusic, Well Rounded Housing Project und Aus Music herausbrachte, war man noch geneigt, ihn in die UK-Garage-Ecke zu stellen. Doch in den zwei Jahren seit seiner allerersten Veröffentlichung hat sich herauskristallisiert, dass der Mann aus Brighton in keine Schublade zu stecken ist. Zwischen hyperaktivem Percussion-Post-Garage-Techno und deepen, organischen Housetracks mit lose scheppernden Beats nimmt sich Leon Vynehall allerhand Freiheiten. Der Fundus, aus dem der Engländer seine Einflüsse schöpft, ist die Erinnerung an die Kassetten, die seine Mutter im Auto spielte, wenn sie ihn in die Schule fuhr. Zu hören bekam er da Funk, HipHop, Electro, Mr. Scruff-Mixes, Janet Jackson, Blue-Eyed-Soul-Pop von The Style Council oder Punk von den Stiff Little Fingers.
Mit einer Erinnerung an Teenager-Tage beginnt auch Vynehalls großartiges erstes Mini-Album Music For The Uninvited, veröffentlicht auf 3024, dem Label des Rotterdamer Produzenten Martyn. Zu hören ist ein Thema aus dem Nintendo 64-Spiel The Legend Of Zelda – Ocarina Of Time. Der Sound der sieben Tracks ist verwaschen – ein Ergebnis der Art und Weise, wie Leon Vynhehall diese Platte produziert hat. Die Kassette war das Medium seiner Jugend, und so nutzte er sie auch bei der Aufnahme der Tracks. Immer wieder ist Jazz ein Thema. Einen schwarzen Rollkragenpulli zieht Leon Vynehall deshalb aber noch lange nicht an. Wenn hier von Jazz die Rede ist, dann in dem Sinne, wie Jazz in der HipHop-Welt buchstabiert wird. Während der knapp 40-minütigen Spielzeit von Music For The Uninvited prasselt ein Wasserfall von Samples und klitzekleinen Klangdetails auf uns herab. Doch nichts wirkt hier überladen. Allen sieben Tracks mag eine gewisse Fluffigkeit zu eigen sein, doch nette Unverbindlichkeit ist ganz sicher nicht die Sache von Leon Vynehall, wenngleich er hier nur einmal etwas forscher zur Sache geht – auf „Pier Children“, wo nochmals diese unfassbar furiose Bassline von „Step Or Stone (Breath Of Bone)“, dem Hit seiner letztjährigen „Open EP“, nachhallt. Eine schöne Hommage an die New Yorker Drag-Queen-/Vogueing-Szene ist „It’s Just (House Of Dupree)“, das im Intro kurz den Break des MFSB-Disco-Klassikers „Love Is The Message“ vorbeihuschen lässt, um im Verlauf des Tracks ganz ohne dieses Sample den Vibe weiterzuspinnen.
In einem Interview sagte Leon Vynehall kürzlich, der Titel des Albums sei eine Reminiszenz an Disco und die Ursprünge der Housemusik. Diese beeindruckend gute und wirklich makellose Mini-LP ist der Soundtrack für all jene, die draußen bleiben mussten.
Video: Leon Vynehall – Inside The Deku Tree