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Zeitgeschichten: Frankie Knuckles

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Text & Interview: Sascha Uhlig
Erstmals erschienen in Groove 140 (Januar/Februar 2013)

Im Frühjahr 2014 verstarb Frankie Knuckles im Alter von 59 Jahren. Er half dabei, ein neues Genre aus der Taufe zu heben, produzierte zahlreiche Danceklassiker und erhielt sogar einen Grammy als bester Remixer. Anfang 2013 erschien die neue Doppel-CD des „Godfather Of House“, Tales From Beyond The Tone Arm, sowie eine weitere Neuauflage seines Klassikers „The Whistle Song“ von 1991. Wir sprachen 2013 mit ihm über 25 Jahre Def Mix, die frühen Tage von House und wieso er Ende der Neunziger die Musik fast schon an den Nagel hängen wollte.

Berühmt wurde Frankie Knuckles in Chicago, Illinois, doch für die DJ-Legende begann alles in New York. Dort ist er geboren und aufgewachsen, lernte die DJ-Kultur kennen und hing mit Nicky Siano, Larry Levan und zahlreichen weiteren Ikonen des New Yorker Nachtlebens rum. Zurück in den Big Apple zog er auch wieder nach seiner Residency im Warehouse in Chicago und der Schließung seiner beiden eigenen Clubs Power Plant und Power House, als sein Ruf als Produzent und Remixer 1987 längst in die Chefetagen der großen Plattenfirmen vorgedrungen war. Kurz nach der Gründung von Def Mix stieß Knuckles schließlich zu dem damals neu gegründeten und heute legendären Produktionsteam rund um Judy Weinstein, die Mitte der Siebziger bereits den Record-Pool „For The Record“ initiierte, und David Morales, einem weiteren wichtigen Namen in der Historie von House.

So begannen Knuckles und Co – später stießen auch noch Satoshi Tomiie und Hector Romero hinzu – vor 25 Jahren an House-Neubearbeitungen für bekannte Popgrößen wie Diana Ross, Chaka Khan oder En Vogue zu arbeiten. Ihr Remixstil, bekannt als „Def Classic Mix“, war dadurch gekennzeichnet, dass das ursprüngliche Arrangement eines jeden Songs weitestgehend bewahrt wurde, aber dafür mit Bedacht elektronische Klangkomponenten wie etwa tiefe Bassläufe, knackig-minimale Snares, Synthesizer-Strings und ausgedehnte Piano-Parts hinzugefügt wurden.

 

Frankie Knuckles, David Morales & Satoshi Tomiie

Frankie Knuckles, David Morales & Satoshi Tomiie

 

Frankie, 25 Jahre sind eine verdammt lange Zeit, was waren deine persönlichen Höhepunkte seit der Gründung von Def Mix?

25 Jahre ist eine Ewigkeit! Wir können uns alle glücklich schätzen, so weit gekommen zu sein. Aber für mich persönlich gab es zu viele Highlights, um sie alle zu nennen. Aber ganz sicher gehört die Zusammenarbeit mit Michael Jackson und seiner Schwester Janet sowie Luther Vandross oder Toni Braxton dazu. Natürlich auch der erste Grammy, den ich als Remixer des Jahres verliehen bekommen habe (1998, Anm. d. A.).

Ist denn abgesehen von ein paar Tourterminen irgendwas zum Def Mix-Jubiläum geplant? Vielleicht eine Mix-CD wie vor fünf Jahren?

Wenn, dann hat mir davon bisher keiner etwas erzählt. Ich bin üblicherweise der Letzte, der von solchen Sachen erfährt. Aber ich weiß, dass über eine Jubiläums- CD diskutiert wird – doch das ist noch lange nicht spruchreif.

Wie habt ihr denn damals überhaupt den „Def Classic Mix“ entwickelt? Was war die Idee dahinter?

Der Sound und Stil des „Classic Mix“ wurde Schritt für Schritt über viele Jahre entwickelt. Ich glaube, ich nannte unseren ersten Remix „Def Classic Mix“ („Ain’t Nobody“ von Chaka Khan, Anm. d. A.), weil ich dachte, dass wir den definitiven Mix für den Dancefloor produziert hatten. Und von Beginn an haben wir mit extrem talentierten Künstlern zusammengearbeitet. Sänger mit wirklich großen Stimmen. Wir alle fanden es notwendig, für diese großen Stimmen auch einen großen Sound zu kreieren.

War es dann eine ganz bewusste Entscheidung, sich auch für den Mainstream zu öffnen, indem ihr Künstler wie die Pet Shop Boys, Janet Jackson oder Toni Braxton geremixt habt?

Gewissermaßen schon. Wir waren ein junges Produktionsteam und gingen unseren Weg im Business, wir mussten uns einfach offen für alles zeigen. Mit jedem Remix für jeden unbekannten Künstler steigerte sich unser Ansehen, das brachte den notwendigen Fokus auf unsere Arbeit, der uns dann auf die große Bühne mit all diesen Superstars brachte.

Wie habt ihr entschieden, welche Tracks geremixt werden? Und war es manchmal auch schwierig, einen Song zu remixen, weil er dich einfach nicht inspirierte?

Am Anfang haben wir einfach alles geremixt. Wir wollten als Team ja wachsen und musikalisch noch viel lernen. Das waren auf jeden Fall schwierige Zeiten und einige Projekte waren echt problematisch. Aber so gerne wir manchmal auch das Handtuch geschmissen hätten, es ging immer weiter. Mit jedem Remix galt es, eine weitere Lektion zu lernen.

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