Adultnappers zweites Album unter bürgerlichem Namen ist unter ähnlich traurigen Vorzeichen entstanden wie Leland, sein erstes Album, das als Requiem für seinen verstorbenen Vater konzipiert war. Diesmal verarbeitet Harris den Verlust seiner Mutter und dementsprechend umgibt das Album ein gedämpfter und melancholischer Schleier. Mal pendelt es zu getragen-traurigen Stücken wie in „Radiofreeze“, mal schlägt es Richtung bittersüßen Elektronik-Pop wie in der Vorabsingle „You Can Always Leave“ mit der tollen Sängerin Gry Bagøien. Herausragend sind sowohl das Trompetenspiel von Greg Paulus (No Regular Play) als auch die Celloparts von Emil Abramyan, die beide (wie auch Gry Bagøien) bereits auf Leland mit an Bord waren. Weitere Gastmusiker wie auch Harris selbst steuern Piano-, Gitarren- und Keyboardparts dazu, die sich mal mit nichts weiter als ein paar Drones, mal mit filigranem Rhythmus-Skelett zu Stücken fügen, die nicht weiter entfernt von Adultnappers Dancefloor-Produktionen sein könnten; nämlich nah an moderner Klassik, Mitternachtsjazz und experimentellem House. Und wenn sich am Ende DJ Sprinkles „Dangerdream“ annimmt und zu einem 15-minütigem Hörspiel nah an der Langsamkeit und Schwere von Bohren & der Club of Gore umwandelt, wird einem klar: schaurig-schöner als das kann es kaum werden.
Stream: Francis Harris – Minutes Of Sleep