Text: Holger Klein | zur Übersicht der 50 besten elektronischen Alben
Erstmals erschienen in Groove 145 (November/Dezember 2013)
Elf Jahre liegt die Veröffentlichung des Metro Area-Albums bereits zurück. Noch immer warten wir auf ein zweites. In den ausgehenden neunziger Jahren lernten sich Morgan Geist, ein vom Geschehen in Detroit beeinflusster Techno-Produzent aus New Jersey, und der in New York lebende Darshan Jesrani kennen. Getroffen haben sie sich im Internet, über eine Techno-Mailing-Liste. Sie diskutierten leidenschaftlich über Musik. Morgan brachte Darshan Detroit Techno näher, der wiederum legte seinem späteren Partner klassische House-Platten ans Herz. Sie hingen schließlich gemeinsam im Studio ab, doch der Metro Area-Sound ließ noch auf sich warten. Geburtshelfer war eine Radiosendung auf Kiss FM, 12 Days of KISSmas. Zur Weihnachtszeit liefen dort zwölf Tage lang ununterbrochen klassische Dance- und R&B-Platten. Von nun an war klar, wo es hin gehen sollte. Vor dem Hintergrund, dass Multitrack-Recording erschwinglicher geworden war, entschlossen sie sich, es mit live eingespielten Instrumenten zu versuchen. Der Track „Atmosphrique“ entstand, und damit auch Metro Area.
Vier gefeierte Metro Area-EPs erschienen. Dann kam der Longplayer, der diese nicht nur zusammenfasste, sondern im Album-Kontext in neuem Glanz erstrahlen ließ. Morgan Geist und Darshan Jesrani lebten ihre Leidenschaft für Disco-, R&B- und Dance-Platten aus den siebziger und achtziger Jahren in vollen Zügen aus. Eine Retro-Show ist dieses Album dennoch nicht geworden. Das New Yorker Duo erschuf aus seiner Passion für Altes heraus einen ganz eigenen Sound, die R&B- oder Disco-Elemente werden in den Tracks nur angerissen oder schraffiert. Nicht ausreichend würdigen kann man die Rolle von Kelley Polar und seinem Streichquartett auf Tracks wie „Miura“, „Caught Up“ oder „Dance Reaction“. Doch trotz all der Streicherparts klingt Metro Area in keinem Augenblick opulent. Es sind die Leerstellen und Freiflächen, die dieses Album so besonders machen, dass es einen auch noch ein Jahrzehnt später gefangen nimmt.
Stream: Metro Area – Miura