Obwohl Compost als Headz-Label allgemein bekannt ist, hatten sie eigentlich nie ein reines Brazil-Album in der Schatulle, wenn man von Wei-Chi, Koop oder KJM mal absieht. Warum jetzt ausgerechnet dieses Jahr ein zehn Jahre altes, zugegeben mit neuem Material versetztes Brazil-Bossa-Downbeat-Album von diesem kanadischen Duo erscheint, kann man vielleicht mit einem angestrebten Placeboeffekt erklären, um den Verlust oder das Nichterscheinen des dritten Koop-Longplayers einigermaßen erträglich zu gestalten. Bet.e & Stef haben in Kanada vor einem Jahrzehnt Gold und Platin für zwei Alben eingeheimst, wobei man dies bei ihrem reduzierten, akustischen Debüt Jazz Bossa Nova sicher noch nachvollziehen kann. Denn Bet.e erinnert nicht nur stimmlich an Sade, die Performance ließ in der Vergangenheit Parallelen zu Antonio Carlos Jobim zu. Diese Vintage-Variante erscheint einfach zu verführerisch, um einen kalt zu lassen. Schon ihr zweites Album Day By Day wurde allerdings produktionstechnisch mit zuviel Lounge-Soße ertränkt. Also diese Form, die man selbst unter Caipirinha-Einfluss nicht mehr goutieren kann. Das führt diese Compilation leider weiter. Bleiben also die Remixe, die kurioserweise teils organischer erscheinen als das Ursprungsmaterial. Das Who-Is-Who der Downbeat-Jazz-Headz gibt sich hier die Klinke in die Hand. Beginnend mit einer Dubreggae-Version von Moreno Visini alias Zeb zu „Day By Day“, die erfreulich stimmt, spielen Nicola Conte, King Britt, Louie Vega oder Andy Caldwell durchaus ansprechende Versionen aus dem Liegestuhl. Allerdings lassen zu viel gute Laune-Bossa-Cocktails auch hier den ein oder anderen Kater entstehen. Weniger Zucker, mehr Limette wäre da hilfreich gewesen.
Stream: Bet.e & Stef – It’s All Right (Album Preview)