Text: Finn Johannsen | zur Übersicht der 50 besten elektronischen Alben
Erstmals erschienen in Groove 145 (November/Dezember 2013)
Es ist bezeichnend, dass Larry Heard von den zahlreichen Plagiatsvorwürfen ausgespart blieb, mit denen sich die Chicago-House-Pioniere nach den ersten Erfolgen gegenseitig überhäuften. Seine Musik war und blieb einzigartig. Es war offensichtlich, dass hier kein DJ mit schnellem Enthusiasmus Tracks zusammensetzte, die möglichst nächstes Wochenende das Warehouse oder die Music Box befeuern sollten. Hier hatte jemand eine Vision, die über die hektische Betriebsamkeit und die Effizienzprioritäten der Gründertage von House weit hinausging. Und es ist ebenso bezeichnend, dass dieses Album nur eine Zusammenstellung von vorher auf Singles veröffentlichten Tracks ist, und trotzdem ein ewiger Meilenstein geblieben ist, der bis heute als endgültige Referenz fortschwingt. Die fragile und reine Schönheit von Deep-House-Prototypen wie „Can You Feel It“ und „Beyond The Stars“ ist nie wieder erreicht worden, und die psychedelische Rhythmik von „Washing Machine“ oder „The Juice“ war auch schon dort, wo die anstehenden Wellen in Detroit, Chicago und überall sonst auf der Welt noch hinrollen würden. Blaupausen-Alert!
Stream: Mr. Fingers – Can You Feel It