Erst einmal vorab zwei Dinge, die mich hier stören: Warum nennt man ein Album Virgins? Zumal, wenn sonst keine weiteren Verweise auf einen Grund dieser Betitelung zu finden sind. Das hat ein Geschmäckle. Oder ist zumindest einfallslos. Und warum muss in Infos zu Musik wie dieser immer wieder betont werden, dass sie live mit „echten“ Instrumenten aufgenommen wurde, und dass dies ein Vorteil gegenüber „digitaler“ Musik sei, die nie „out of time, out of tune and out of phase“ sei? Warum immer dieses ausgestellte Handwerkerethos und auch dieses Offenbaren größter Ahnungslosigkeit? Denn Heckers Musik hat all das nicht nötig, sie ist wunderschön, anspruchsvoll und mit viel Persönlichkeit gefüllt. Etliche Stücke auf dem Album beziehen sich stark auf klassische Minimal-Music, also Steve Reich, Terry Riley und Philip Glass, mehrmals werden hackbrettartige, perkussive Sounds stark repetitiv benutzt und nach und nach leicht verschoben, was zu den bekannten, aber immer wieder faszinierenden Rhythmusveränderungen führt. Dazu kommen Holzbläser, Synthesizer und Samples, aber um das Auseinanderdividieren einzelner Klänge und deren Quellen geht es hier nicht, sondern um Gesamtsound, Atmosphäre, um das Emotionale und Erzählerische im Albumformat. Und nicht um Handwerk und den benutzten Werkzeugkasten.
Stream: Tim Hecker – Virginal II