Die Beziehung von bildender Kunst, Architektur und Moral ist, seit diese von David Watkin in Morality and Architecture 1977 beschrieben wurde, auch Gegenstand der populären Kultur. Michael Siegle greift dieses Thema auf, indem er nicht nur in seinem Plattencover das Glashaus im Paradies in Jena von Friedhelm Schubring in Szene setzt. Watkin hebt hervor, dass Architektur nicht von Ideologien bestimmt sein sollte, sondern von der Freiheit des Geistes in einer globalen Gemeinschaft. Und diese Parallele kann man ruhig auch auf diesen rundherum gelungenen Longplayer ziehen. Denn während dieser luftige, lichtdurchflutete Bau von den Grundsätzen der Moderne erzählt, untersucht Choice Item die Grundsätze der Housemusik. Siegle setzt sein Augenmerk zwar auf frühe Garage- und Phillysounds, allerdings reduziert und entschleunigt er diese sehr zeitgemäß. Zumal er die Samples und auch seine Stimme so behutsam verwendet, als würde diese Sensibilität allein schon diese Mission untermauern. Tut sie vermutlich auch, denn sie berührt schon nach dem ersten Track. Solch introspektive Selbstvergessenheit ist nicht unbedingt antizyklisch zu deuten, auch solch interessante Zeitgenossen wie der Australier Andras Fox bilden da eine erste Strömung. Sie knüpft dort an, wo die Schweden von Plej, die frühen Motorcitysoul oder auch Westpark Unit Anfang des Jahrtausends mal vorbeischauten.
Stream: Drei Farben House – Choice Item (Album Preview)