Tellier ist ein begnadeter Schauspieler. Er hat bereits den Politiker, den Softpornohelden, und den verstrahlten Oberguru gegeben, was kommt als nächstes? Der Star glänzt auf Confection vor allem durch seine stimmliche Abwesenheit. Er selbst ist nur auf „L’Amour Naissant“, einem wehmütigen Widerhall seines Hits „La Ritournelle“ von 2004 zu hören, und schon das erste Stück heißt „Adieu“. Da schmettert eine Dame ihr operntaugliches Vibrato über etwas, das den Abspann eines Leinwanddramas untermalen könnte. Wie so oft ist dabei schwer auszumachen, wie viel von der Inbrunst echt, und was vorsätzlicher Kitsch ist. Kaum einer kann solch faszinierende Wackelbilder aus großer Emotion und selbstironischem Witz zeichnen, von der Krokodilsträne zum albernen Kichern ist es bei Tellier nur ein Katzensprung. Aber hier ist weniger Spiel und mehr Musik, Instrumental-Schwelgerei in Reinform, wofür er die „Ritournelle“-Crew mit Keyboarder Robin Coudert (Phoenix) und Schlagzeuger Tony Allen (Fela Kuti) wieder einberufen hat. Es gibt viel Romanze und Melancholie mit schön Streichern und Klavier. Was bleibt, ist die Sehnsucht nach dem lieblichen Gesang des Rauschebarts.
Stream: Sébastien Tellier – Coco