Bin ich der Einzige, der es nicht blickt, dass Gesaffelstein die Zusammenführung von Gesamtkunstwerk und Albert Einstein sein soll? Geschenkt. Denn meine Reaktanz bezüglich des jungen Mannes aus Paris wird auch jenseits linguistischer Ungereimtheiten befördert. Das Dandy/Playboy-Image – ja, es muss immer ein Anzug beim Gig sein – ist das eine, die elektronische Recyclingware das andere. Remix-Arbeiten für Depeche Mode, Lana Del Rey oder Justice haben Mike Levy schnell mit einigen Hype-Plaketten versehen. Sicher, seine krawalligen Tunes sind düster und recht plakativ mit SciFi-Dance umrissen, aber den Drop hat der Franzose dennoch nicht erfunden. Sein Debüt Aleph bietet wenig, das wir nicht schon von Boys Noize, Mr. Oizo oder den alten Daft Punk kennen. Sein Hit „Pursuit“ ist schlichtweg eine Modeselektor-Kopie. Die high-pitched Synthies von „Helifornia“ fangen dann an zu nerven, wenn das Stück seine ohnehin rudimentäre HipHop-Attitüde verliert. Und „Duel“ mit seinen sinnwidrigen Synthie-Kaskaden ist nicht der erste Track, der nach einer Minute dermaßen nervt, dass das Skippen zur Pflicht wird. Ein paar Vocal-Schlieren, der obligatorische Downbeat-Song und zwei Pianotristessen, um den Anzug zu rechtfertigen. Das ist alles recht vorhersehbar, eintönig und zu stadion-affin. Gesaffelstein macht Musik für die Generation Ich-mach-auf-Events-massenhaft-Handyvideos oder Ich-Scheiß-auf-die-Mucke-Ich-Will-Hart-Feiern. Genau: Next.
Video: Gesaffelstein – Hate or Glory