Eine der interessantesten Persönlichkeiten aus dem Jazzanova-Umfeld kehrt nun – nach einer gefühlten Ewigkeit – auf Tapete Records zurück. Clara Hill stilistisch einzuordnen, würde erneut klaglos scheitern. Ihre musikalische Ausrichtung schillert seit ihrem Debüt ähnlich eines bunten Kaleidoskops in immer andere Richtungen. Man denke nur an All I Can Provide und ihr folkiges Sideways. Walk The Distance bildet da die berühmte Brücke. Absolute Grenzgänger wie „Lost Winter“, das wie eine leider nie stattgefundene Kooperation aus Stereolab und Broadcast klingt, oder das beat-durchzogene „Dripstone Cave“ (mit Schneider TM) wechseln mit introspektiven Klangexperimenten. Hier läuft man leicht Gefahr, diese mit sehr zeitgemäßen, esoterischen Anti-Folk-Genossinnen wie Maria Minerva oder Julia Holter gleichzusetzen und würde Clara Hill (und allen Genannten) aber absolut Unrecht tun. Ihr geht es um Ursprünglichkeit, eine Reise in Hills Vergangenheit, in der sie mit kleinen Klimperklavieren, Triola oder Plastikgitarren erste Experimente wagte. Diese absolute Freiheit solcher Kindheitstage, das Entrückte, das bei solcher Fokussierung entstehen kann, ist das wirklich Künstlerische hinter diesem Album – und sicher auch eine der Aufgaben unserer Zeit.
Stream: Clara Hill – Walk The Distance (Album Preview)