1995 schickte eine Radiostation der BBC Stücke von Produzenten elektronischer Tanzmusik an Karlheinz Stockhausen. Man bat den Veteran der elektronischen Experimental-Musik, den jungen Künstlern Rat zu geben. Aphex Twins Werke bezeichnete er als „permanent repetitive language“, legte ihm nahe, wechselnde Tempi und Rhythmen einzusetzen, und warnte davor, Musik zum Mittel zum Zweck (Tanz, Rausch, etc.) verkommen zu lassen. Fast 20 Jahre später betritt Daniel Lopatin die Warp-Bühne und R Plus Seven hätte möglicherweise sogar dem kritischen Komponisten gefallen. Lopatin erweitert sein vertrautes Terrain, übt sich vielleicht nicht in der von Stockhausen geforderten Innovation, wohl aber, wie er sagt, in Renovation. Blinkende Arpeggios und flackernde Mikro-Stimmsamples wechseln sich mit Kirchenorgeln, Steichern und balsamzarten Flächen ab. Wohlorchestrierte Unfälle sind kompositorisches Material, Glitches, Löcher und Brüche schaffen vielerorts herrlich unwegsames Gelände: „Problem Areas“ etwa ist ein rhythmischer Geniestreich. Lopatin steht alle Stunts mit Bravour und badet uns zwischendurch immer wieder in seliger Lineariät. Dieses Warp-Debüt ist ein wohl verdientes Gütesiegel auf wegweisende Musik.
Stream: Oneohtrix Point Never – Zebra